1972 stellte Peter Grau, Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, aus. Unser Bild zeigt ihn zusammen mit einer Besucherin. Foto: privat

Im Oktober vor 50 Jahren wurde der Kunstkreis Leinfelden gegründet. 25 Jahre lang belebte er mit Ausstellungen namhafter Künstler die Szene in Leinfelden.

Leinfelden-Echterdingen - Leinfelden vor 50 Jahren. Der gerade zur Stadt erhobene Ort wächst kräftig, von einer Fusion mit den Nachbargemeinden Musberg, Echterdingen und Stetten ist noch lange nicht die Rede. Kulturell herrschte Flaute in der jungen Stadt. Das ließ Dorothea und Christoph Wilhelmi keine Ruhe. 1964 nach Leinfelden-Süd gezogen, gründeten sie ein Jahr darauf gemeinsam mit Ernst August Brömer und Sieglinde Stauch den Kunstkreis Leinfelden. Später stieß noch Helmut Beck dazu. Bis 1990 sollte diese Gruppe die kunstinteressierte Szene vor den Toren der Landeshauptstadt beleben.

„Zunächst war die Idee, einen Filmklub zu gründen“, erinnert sich Christoph Wilhelmi. Doch davon ließen die Vereinsgründer schnell die Finger. „Kosten und Vorschriften des Filmverleihs waren untragbar für eine kleine Gruppe“. Christoph Wilhelmi, der damals bereits Druckgrafik sammelte, gewann dann Ernst August Brömer für die Idee, zu dritt monatlich wechselnde Wochenendausstellungen eines grafisch arbeitenden Künstlers zu organisieren.

Jede Woche Auf- und Abbau

Von der Idee bis zur Umsetzung war es dann ein nicht ganz hindernisfreier Weg. Zunächst musste ein Raum für die Ausstellungen gefunden werden. „Wir verhandelten mit dem Kulturamt, das den am Ort lebenden Grafiker Rudolf Führmann hinzuzog“, weiß Wilhelmi von den Anfängen zu berichten. Führmann, der hin und wieder mit heimischen Künstlern ausgestellt hatte, begleitete die Idee des Kunstkreises wohlwollend. Man einigte sich auf den Eingangsbereich der Stadtbücherei, die damals im Souterrain der Volksschule angesiedelt war. Der Raum lag zentral, hatte aber den Nachteil, dass jeweils am Sonntagabend abgebaut und am nächsten Samstag wieder aufgebaut werden musste.

„Im Gegensatz zu Galeristen, die von ihnen protegierte Künstler ausstellen, verstanden wir uns als Bürgerinitiative ohne Künstlerbindung und waren damit tatsächlich eine der ersten in der Bundesrepublik auf dem Feld der Kunst“, erinnert sich Wilhelmi noch genau an den Ansatz von damals.

Aussteller sogar aus Brasilien

Man wollte ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst zeigen und setzte auf überregionale und ausländische Künstler. „Wir holten nicht nur Künstler von Hamburg bis München sowie Essen bis Dresden heran ─ – Dresden und Leipzig lagen ja noch lang in der für Hiesige fernen DDR –, wir gingen noch darüber hinaus und brachten Grafiker aus Warschau und Prag und sogar aus Brasilien und Israel nach Leinfelden“, fasst der Initiator zusammen.

Um die Ausstellungen ranken sich natürlich auch einige Anekdoten. Wilhelmi schreibt: „Während Fayga Ostrower aus Rio Farbholzschnitte per Luftpost schickte, brauchten wir einen Lastwagen, um eine Auswahl der surrealen Gemälde von Mikuláš Medek aus Prag hierher zu bekommen. Der Fahrer berichtete dann in Prag, wie hübsch Leinfelden sei. Aus seiner Sicht eigentlich ein Kurort.“

Bilderbank mit aus der Taufe gehoben

Auch der Südwestrundfunk wurde auf den kleinen Kunstkreis aufmerksam und sendete in jener Zeit von manchen Ausstellungen Berichte. Dadurch fanden wiederum auch Auswärtige Besucher in die Ausstellungen in Leinfelden.

1990 kam es noch zur Jubiläumsausstellung „25 Jahre Ausstellungsinitiative in Leinfelden-Echterdingen“. Sie bestand aus einer Retrospektive auf die 70 Künstler, deren Werke im Lauf der Jahre in Leinfelden gezeigt worden waren. „Damals formulierte man noch: „Es war unsere Absicht, einen Treffpunkt für aufgeschlossene Mitbürger zu bilden. Das ist uns gelungen“. Wohl auch über die Bilderbank, die der Kunstkreis 1973 zusammen mit Bürgermeister Laible aus der Taufe hob.

1990 betätigten sich allerdings längst auch noch andere Ausstellungsmacher in Leinfelden. „Nachdem zwei Beteiligte aus zu eng gewordenen Wohnungen wegzogen, beendeten wir unsere Ausstellungsarbeit“, erklärt Wilhelmi die Einstellung der Aktivitäten, die nun auch bereits ein Vierteljahrhundert zurückliegt.