Trennschleifer-Produktion bei Stihl: Die Firma bietet auch immer mehr Akku-Produkte an. Foto: dpa

Kettensägen-Weltmarktführer muss Absatzplanung korrigieren – Mitarbeiter erhalten für 2014 Erfolgsprämie. Die Geschäfte brummen fast überall. Die Auswirkungen der Russland-Krise bekommt das ­Waiblinger Familienunternehmen ­nun aber merklich zu spüren.

Waiblingen - Während die Nachfrage nach Kettensägen, Rasenmähern, Trennschleifern und Laubbläsern von Stihl in den meisten Märkten ungebrochen ist, schwächelt ein Schwergewicht im weltweiten Geschäft mit Wiesen und Wäldern – Russland.

In dem riesigen Land mit seinen ausgedehnten Grünflächen liegt die Konjunktur am Boden. Die Öl- und Gaseinnahmen, die rund die Hälfte des russischen Staatshaushalts ausmachen, sind in den letzten Monaten harsch eingebrochen. Der Rubel hat im vergleich zum Euro allein im Jahresverlauf 2014 um rund ein Fünftel nachgegeben.

Für Stihl, das Russland bislang zu seinen „Top-5-Exportmärkten“ zählte, sind das schlechte Nachrichten. Die Absatzplanung für Russland sei deutlich nach unten korrigiert worden, sagte Stihl-Chef Bertram Kandziora am Montag in Waiblingen bei der Vorstellung der Bilanz für 2014. Vom Unternehmen hieß es, Ölpreissturz und Rubelschwäche würden sich „in den ersten Monaten 2015“ ebenfalls „stark dämpfend“ auf den Gesamtabsatz des auf Kettensägen spezialisierten Unternehmens auswirken. Erst in der zweiten Jahreshälfte erwarte man Besserung. Besonders betroffen seien die Werke in den USA und China, wo eventuell Schichten gestrichen werden müssten. Hier werden Sägen im mittleren Preissegment hergestellt, die in Russland – vor der Krise der zweitwichtigste Markt für Stihl – besonders häufig gekauft werden. Aber auch die deutschen Produktionswerke „spürten“ den Nachfragerückgang .

Dennoch hält das Familienunternehmen an seiner Langfrist-Strategie von fünf Prozent Umsatzplus auch für 2015 fest. „Moderates Umsatzwachstum“ heißt die Formel, die der Stihl-Chef dafür wählt.

Ganz so schnell wie 2014 wird Stihl in diesem Jahr aber wohl nicht wachsen. Damals legte der Umsatz um fast sechs Prozent auf 2,98 Milliarden Euro zu. Die Absatzrückgänge in Russland, aber auch in Argentinien und Venezuela könne man nur „teilweise“ ausgleichen.

Im Jahr 2014, als nach Kandzioras Worten ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ eingefahren wurde, stiegen die Investitionen in Deutschland um knapp ein Drittel auf gut 72 Millionen Euro – ein Wert, der deutlich über den Abschreibungen liegt. Stihl schafft also Werte und lebt nicht von der Substanz. Das gilt auch fürs Ausland, wo das Unternehmen 2014 Werke in Asien neu beziehungsweise ausgebaut hat.

Die Mitarbeiter im Stammhaus – das sind die Zentrale sowie die sieben deutschen Produktionswerke – konnten sich im vergangenen Jahr über eine Prämie in Höhe von 52 Prozent eines Monatslohns freuen, mindestens aber 1400 Euro. Zudem profitieren sie wie üblich von der Stihl-eigenen Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Im Rahmen der Regelung kann jeder Mitarbeiter für 450 Euro Eigenbeitrag Firmenanteile im Wert von 1350 Euro erwerben. Diese werden dann zu zehn Prozent verzinst. Ziel der Regelung sei es, die Motivation in der Belegschaft hoch zu halten, sagte ein Stihl-Sprecher. 70 Prozent aller deutschen Beschäftigten beteiligten sich an dem Programm. Derzeit arbeiten für Stihl in Waiblingen 995 Mitarbeiter. Im Vorjahr waren es 952. Weltweit beschäftigt die Gruppe rund 14 300 Menschen.