Wanderer und Schaulustige sollten die Absperrungen respektieren. Foto: dpa

Die gefährdeten Strommasten sind nach dem Erdrutsch am Montag gesichert, die Leitungen wurden entfernt. Dennoch sind die Arbeiten nicht beendet beendet. Alle Wanderwege im Umfeld bleiben deshalb vorerst gesperrt.

Bonndorf - Die Stadt Bonndorf im Südschwarzwald und die Energie Baden-Württemberg (EnBW) haben nach dem Erdrutsch mit 50 000 Kubikmeter Gestein und Erde am Montag jetzt eine Teilentwarnung gegeben. Die Stromleitungen der betroffenen Masten sind schon seit Dienstag abgeschaltet, nun wurden die Strom führenden Seile auch abgenommen. Die Kreisstraße sollte am Freitag wieder geöffnet werden. Es besteht aber unverändert die Gefahr von Nachrutschungen, und ein Mast steht so nahe am Abgrund, dass sich derzeit niemand in seine Nähe traut. Alle Wanderwege bleiben vorerst gesperrt.

Bereits im vergangenen August hatte es an derselben Stelle, nördlich des Bonndorfer Stadtteiles Boll (Kreis Waldshut), einen Erdrutsch gegeben. Seither hatte die EnBW das Gelände regelmäßig untersucht und auch damit begonnen, einen alternativen Trassenverlauf der 110 000-Volt-Leitung zu planen. Man wolle die Masten nahe des Abgrunds zurückversetzen, sagte der EnBW-Sprecher Ulrich Stark. Diese Absicht wird jetzt erst recht weiter verfolgt: Bis Anfang Mai soll der Umbau erledigt sein. Schon seit dem ersten Unglück im August war der Hauptwanderweg durch die Wutachschlucht umgeleitet worden.

Mast am Abgrund muss nächste Woche umgelegt werden

Nun brach am Montag ein weiterer Teil des steilen Hanges ab und donnerte in die Wutachschlucht. Verletzt wurde niemand. Zahlreiche Bäume sind aber von den Gesteinsmassen umgemäht worden. Ein Mast auf der Südseite der Schlucht steht jetzt nur noch wenige Meter vom Abgrund entfernt. Da kein Bagger mehr in die Nähe fahren und kein Mensch mehr hinaufsteigen darf, haben die EnBW und eine Spezialfirma in den vergangenen Tagen den dritten Masten südlich der Schlucht zusätzlich gesichert und die sogenannten sechs Leiterseile und zwei Blitzschutz- und Erdseile auf der Schluchtseite abgebaut.

„Damit ist die Gefahr eines möglichen Dominoeffekts gebannt“, sagt Ulrich Stark. Ohne diese Maßnahme könnte der Mast direkt an der Schlucht andere mitziehen, wenn er doch noch abstürzen würde. Um dies zu verhindern, soll er von Dienstag an gezielt umgelegt werden. „Wir haben mit weit über 3000 Kilometer Hochspannungstrassen schon viel erlebt und vieles gemeistert“, betont Richard Huber von der EnBW-Tochter Netze BW: „An so einen Fall können sich aber selbst erfahrene Mitarbeiter nicht erinnern.“ Es wird nun eine Maschine den Mast zu Boden ziehen, die sonst vorwiegend in der Forstwirtschaft eingesetzt wird. Sollte der Mast abrutschen, würde sich bei dem Gerät das Zugseil noch vollends abspulen; bei normalen Maschinen ist das Seil dagegen fest und der Kran könnte in die Tiefe gerissen werden.

Der Hang ist noch lange nicht zur Ruhe gekommen

Aufgrund dieser Arbeiten – und weil es zuletzt in der Wutachschlucht Hochwasser gab – bleibe auch der Wanderweg auf der nördlichen, eigentlich nicht betroffenen Wutachseite gesperrt, vermutlich bis Mitte nächster Woche, sagt der Bonndorfer Stadtförster Steffen Wolf. Er bittet alle Wanderer und Schaulustigen inständig, die Absperrungen zu respektieren: „Es kommt immer wieder Geröll nach, der Hang bleibt gefährlich“, sagt Steffen Wolf.

Die Wutachschlucht ist ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel im Schwarzwald. Die 33 Kilometer lange und 60 bis 170 Meter tiefe Schlucht ist geologisch interessant, es kommen viele seltene Tier- und Pflanzenarten vor, und sie ist wunderschön mit ihren Wasserfällen und Klammen.