Den VW Golf gibt es jetzt auch mit Elektroantrieb. Wir listen die Vor - und Nachteile der unterschiedlichen Antriebsarten auf. Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Benzin oder Diesel, das war früher die Gretchenfrage beim Autokauf. Inzwischen gibt es immer mehr Modelle mit einer ganzen Palette an Antrieben zu kaufen. Wir bieten einen Überblick und klären die Vor- und Nachteile von Erdgas, LPG und Co.

Stuttgart - Nach den erheblichen Startschwierigkeiten könnte das Elektroauto in diesem Jahr endlich ein wenig Fahrt aufnehmen. Bis Jahresende bringen allein deutsche Hersteller 16 neue Modelle auf den Markt, darunter verkaufsstarke Kompaktmodelle wie etwa der VW Golf oder die Mercedes-B-Klasse. 2015 sollen weitere 13 folgen. „Wir sind davon überzeugt, Elektromobilität wird sich durchsetzen“, sagt Matthias Wissmann, Vorsitzender des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Gerade auf kurzen Strecken habe der elektrische Antrieb enormes Potenzial und könne einen enormen Beitrag zum Umweltschutz und zum Rückgang von Schadstoffen leisten. Der VDA rechnet Ende des Jahres erstmals mit mehr als 10 000 Zulassungen von reinen Batterieautos sowie Autos mit einem Plug-in-Hybrid, die also zur aufladbaren Batterie einen Verbrennungsmotor eingebaut haben. Gemessen am gesamten Markt, der bei etwa drei Millionen Neuzulassungen liegt, ist der Anteil mit rund 0,3 Prozent zwar noch verschwindend gering. Doch Experten gehen davon aus, dass die Kurve in den kommenden Jahren steil nach oben zeigt.

Viele Hersteller haben sich auf die zunehmende Elektrifizierung eingestellt. Welcher Antrieb am Ende das Rennen macht, steht noch nicht fest. „Wir fahren deshalb eine dreigleisige Strategie“, sagt Daimler-Sprecher Matthias Brock, zuständig für Entwicklung alternativer Antriebe. Neben dem reinen Stromer soll es in Zukunft auch verstärkt Plug-in-Hybride geben. Noch in diesem Jahr kommt der S 500 mit aufladbarer Batterie und einem Verbrauch von nur drei Litern auf 100 Kilometer auf den Markt. „Damit kann man bis zu 30 Kilometer rein elektrisch fahren“, sagt Brock. Daneben forscht Daimler zusammen mit Nissan und Ford an der Brennstoffzelle. Dabei reagieren Wasserstoff und Sauerstoff miteinander und erzeugen Strom, mit dem ein Elektromotor angetrieben wird. Diese Technik soll im Jahr 2017 erstmals in Serie verfügbar sein. Den Ingenieuren ist es offenbar gelungen, die Brennstoffzelle so weit zu verkleinern, dass sie ohne Einbußen bei Kofferraum und Ladekapazität im Auto untergebracht werden kann.

Toyota hat Daimler mit seiner Ankündigung, ein erstes Brennstoffzellen-Auto bereits 2015 auf die Straße zu bringen, zwar etwas die Schau gestohlen. Die Stuttgarter bleiben jedoch gelassen. „Wir sehen das positiv, weil dann die Chance größer ist, dass sich diese Technik verbreitet und die Infrastruktur schneller ausgebaut wird“, sagt Brock. Bisher fehlt es noch an einem flächendeckenden Tankstellennetz für den benötigten Wasserstoff.

Ähnlich wie Daimler geht auch VW davon aus, dass die Antriebe wegen ihrer gleichen Größe in Zukunft leicht in jedes Auto eingebaut werden können. Der Kunde wählt dann zuerst das Modell, etwa einen Golf. Danach entscheidet er sich für Benzin, Diesel, Gas, Elektro oder Hybrid als Antriebsart. Der Vorteil bei dieser Strategie ist, dass teure Entwicklungen von Autos, die um einen Antrieb herum gebaut werden, entfallen. Außerdem ist das Risiko gering. Wenn eine Antriebsart vom Markt verschwindet, bedeutet dies keine allzu großen finanziellen Verluste.

Einen gänzlich anderen Weg geht BMW. Der i3 beispielsweise ist von Anfang an als Elektrofahrzeug konstruiert worden. Dafür mussten die Münchner geschätzte Entwicklungskosten von drei Milliarden Euro aufbringen. In Leipzig wurde extra für den i3 ein  neues Werk aus dem Boden gestampft. Zumindest momentan gibt ihnen der Erfolg recht. Ein Großteil der 10 000 Elektroautos, die laut VDA in diesem Jahr verkauft werden, kommt von BMW.

Die verschiedenen Antriebe im Überblick.

Elektroantrieb

Elektroantrieb

Technik Die für den Elektromotor benötigte Energie wird in einer im Auto mitgeführten Batterie gespeichert. Anders als ein Verbrennungsmotor benötigt der Elektromotor keine Gangschaltung. Die beim Bremsen frei werdende Energie wird zum Aufladen der Batterie verwendet.

Markt Laut Verband der Automobilindustrie sind die Zulassungen in der ersten Jahreshälfte 2014 um 90 Prozent nach oben geschnellt. Hier sind allerdings Plug-in-Fahrzeuge mit zusätzlichem Verbrennungsmotor miteingerechnet. Zum ersten Mal könnten in diesem Jahr mehr als 10 000 Elektrofahrzeuge zugelassen werden. Ein Teil dieses Erfolgs ist dem BMW i3 zu verdanken. Einen Schub könnten zudem neue Modelle in der Kompaktklasse bringen. So verkauft VW den Golf von Sommer an in einer Batterie-Version. Mercedes bringt Ende des Jahres die B-Klasse als Elektrofahrzeug.

Vorteile Ein Elektroauto fährt ohne Schadstoffausstoß. Dies gilt freilich nur, wenn der für die Batterie benötigte Strom aus regenerativen Quellen wie Wind, Wasser oder Sonne stammt. Außerdem fällt das Motorengeräusch weg, ein Elektroauto ist also sehr leise. 100 Kilometer kosten etwa beim E-Golf 3,30 Euro an Strom, selbst ein sehr sparsamer Diesel ist da deutlich teurer.

Nachteile Als größter Nachteil gilt die noch vergleichsweise geringe Reichweite. Der neue E-Golf etwa bringt es auf knapp 200 Kilometer, bevor er an die Steckdose muss. Im Vergleich zum Tanken von Benzin dauert der Ladevorgang erheblich länger. Zwar ist die Infrastruktur mit Ladestellen in Baden-Württemberg bereits gut ausgebaut, das gilt jedoch nicht für alle Bundesländer. Elektrofahrzeuge sind in der Anschaffung recht teuer. So kostet der E-Golf rund 35 000 Euro.

Plug-in-Hybrid

Plug-in-Hybrid

Technik Bei einem Plug-in-Hybrid werden zwei Antriebsarten verbunden. Neben einem herkömmlichen Verbrennungsmotor ist ein Elektromotor eingebaut. Das Auto kann auf kurzen Strecken rein elektrisch oder auf längeren Fahrten kombiniert unterwegs sein. Um die Batterie aufzuladen, lässt sich ein Plug-in-Hybrid ähnlich wie ein reines Elektrofahrzeug an eine Steckdose anschließen.

Markt Hybrid-Pionier Toyota bietet den Prius schon länger auch als Stecker-Version an. Auch Opel gilt mit dem Ampera als Vorreiter dieser Technik. Bei den deutschen Herstellern hat in diesem Jahr ein wahres Modell-Feuerwerk stattgefunden. Audi preist den A 3 e-tron mit einem Verbrauch von nur 1,5 Litern an, VW den ähnlich sparsamen Golf GTE. Porsche hat mit dem 918 Spyder ähnlich wie BMW mit dem i8 einen Supersportwagen als Plug-in-Hybrid am Start. Mercedes will Ende des Jahres den S 500 mit aufladbarer Batterie und Verbrenner auf den Markt bringen.

Vorteile Für viele Hersteller vereint der Plug-in-Hybrid das Beste aus zwei Welten. Auf Bedarf können mit Verbrennungs- und Elektromotor lange Reichweiten mit geringem Spritverbrauch von teils nur 1,5 Litern (etwa der Golf GTE) erreicht werden. Die tägliche Strecke zum Arbeitsplatz in der Stadt lässt sich aber auch rein elektrisch und damit lokal schadstofffrei zurücklegen.

Nachteil Zwei Antriebsarten in einem Fahrzeug bedeuten viele Teile, die das Auto komplex machen und damit anfällig für Fehler. Die Technik geht zulasten des Platzes im Kofferraum, beim A 3 e-tron schrumpft er etwa auf 280 Liter. Ähnlich wie beim reinen Elektroantrieb sind auch beim Plug-in-Hybrid die Anschaffungskosten höher.

Brennstoffzelle

Brennstoffzelle

Die Technik Das Antriebssystem besteht aus Hochdruck-Wasserstofftanks und sogenannten Brennstoffzellen-Stacks. Dort reagieren Wasserstoff und Sauerstoff miteinander. Beide Gase sind durch einen Elektrolyten voneinander getrennt und tauschen nur über einen elektronischen Leiter Elektronen aus. Der Fluss der Elektronen bewirkt, dass die Brennstoffzelle zur Stromquelle wird und einen Elektromotor antreiben kann. Aus dem Auspuff kommt lediglich schadstofffreier Wasserdampf.

Der Markt Viele Hersteller forschen seit Jahren an diesem Konzept. Toyota hat nun als erster Autobauer angekündigt, 2015 ein Serienmodell mit Brennstoffzelle an den Start zu bringen. Die Limousine soll etwa 50 000 Euro kosten. Auch Daimler forscht bereits lange an der Technologie und will mit seinen Partnern Nissan und Ford von 2017 an in die Serienfertigung einsteigen. Bisher fahren 200 B-Klasse-Fahrzeuge zu Testzwecken auf den Straßen.

Vorteile Die Brennstoffzelle verfügt im Gegensatz zum Elektromotor über eine größere Reichweite, kann hier mit herkömmlichen Benzinern konkurrieren. Außerdem dauert die Betankung mit Wasserstoff nur wenige Minuten. Auch dieser muss jedoch produziert werden, denn als Abfallprodukt der chemischen Industrie ist er nur begrenzt vorhanden. Werden zur Herstellung nicht regenerative Energien verwendet, fällt die Ökobilanz, ähnlich wie beim Elektroauto, schlechter aus.

Nachteile Bisher größter Nachteil ist die fehlende Infrastruktur. Bundesweit gibt es nur ein paar Dutzend Tankstellen. Daimler und der Gasehersteller Linde haben jedoch angekündigt, dass das Netz bis zum Jahr 2023 auf etwa 400 erweitert werden soll.

Benzin

Benzin

Technik Der Kraftstoff gelangt durch einen Vergaser oder eine Benzineinspritzung als Benzin-Luft-Gemisch in den Brennraum des Motors. Die Zündkerze erzeugt einen Funken, die Verbrennung erzeugt im Brennraum ein heißes Gas mit hohem Druck, das den Kolben in Richtung Kurbelwelle treibt.

Markt Etwa die Hälfte aller Autos in Deutschland wird mit Benzin angetrieben. Nachdem sich über Jahre hinweg der Anteil an Benzinern gegenüber dieselgetriebenen Motoren verkleinert hat, dürfte er in den kommenden Jahren wieder steigen. Denn: Motoren mit kleinerer Zylinderzahl und weniger Aufladung leisten trotzdem enorm viel, sind aber deutlich sparsamer geworden.

Vorteile Ottomotoren haben die bessere Laufkultur und sind in der Herstellung im Vergleich zu Dieselmotoren günstiger, da die Teile weniger Druck aushalten müssen. Ein Golf 1.2 TSI mit 105 PS kostet 18 450 Euro, der vergleichbare 1.6 TDI kommt auf 20 725 Euro. Außerdem ist ein Benziner bei Steuer und Versicherung günstiger. Wer weniger als 15 000 Kilometer pro Jahr fährt, ist mit einem Benziner günstiger unterwegs.

Nachteile Noch immer verbraucht ein Benziner deutlich mehr als ein Dieselmotor, allerdings ist der Nachteil nicht mehr ganz so gravierend wie früher. Beim Golf sind beim 1.2 TSI 4,9 Liter Durchschnittsverbrauch auf 100 Kilometer angegeben, beim 1.6 TDI 3,8 Liter. An der Tankstelle kostet Benzin deutlich mehr als Diesel.

Diesel

Diesel

Technik Charakteristisches Merkmal des Dieselmotors ist im Gegensatz zum Benziner, dass der eingespritzte Kraftstoff mittels der erhitzten und komprimierten Verbrennungsluft selbst zündet. Die für den Ottomotor notwendigen Zündkerzen entfallen.

Markt In den vergangenen Jahren hat sich der Diesel immer mehr Marktanteile erobert. 2013 waren in Deutschland erstmals mehr Dieselfahrzeuge als Benziner zugelassen. Wie beim Benziner ist auch hier die Entwicklung erkennbar, dass immer kleinere Motoren immer mehr leisten.

Vorteil Die großen Vorteile des Diesel sind seine Sparsamkeit sowie die günstigeren Kosten an der Tankstelle. Ein Verbrauch deutlich unter fünf Litern auf 100 Kilometern ist je nach Motorgröße kein Problem mehr, die Reichweite steigt damit auf teilweise mehr als 1000 Kilometer – für einen Benziner nur schwer erreichbar. Wer im Jahr eine hohe Laufleistung über 15 000 Kilometer hat, ist mit einem Diesel vermutlich besser bedient. Früher hatten Diesel die deutlich längere Lebensdauer, heute halten aber Benziner wie Diesel locker etwa 200 000 Kilometer.

Nachteil Trotz neuer Technik gelten Diesel teilweise als unkultivierter, das berühmte Nageln gehört bei vielen Motoren noch immer dazu. Ein Diesel ist teurer in der Anschaffung als ein Benziner. Außerdem kostet er mehr Steuer und Versicherung. Teilweise wird dies aber durch die höhere Wertstabilität ausgeglichen.

Erdgas CNG

Erdgas CNG

Technik

Wer CNG tankt, hat schlicht komprimiertes Erdgas eingefüllt. Der Motor entspricht dabei einem normalen Ottomotor, bei dem statt eines Benzin-Luft-Gemischs ein Gas-Luft-Gemisch in den Zylindern verbrannt wird. Viele der angebotenen Modelle haben noch einen zusätzlichen Benzintank, um die Reichweite zu erhöhen.

Markt Erdgasantriebe erfreuen sich steigender Beliebtheit. Derzeit sind etwa 100 000 solcher Autos auf deutschen Straßen unterwegs, das entspricht einem Marktanteil von 0,2 Prozent. Die Initiative Erdgas mobil spricht von zweistelligen Zuwachsraten bei den Neuzulassungen. Mit VW Golf TGI, Audi A3 g-tron, Mercedes B NGD oder Skoda Octavia G-Tec hat sich die Produktpalette in diesem Jahr erheblich erweitert.

Vorteile Erdgas ist beim Tanken deutlich günstiger als Benzin – aktuell bis zu 50 Prozent. Außerdem ist der Preis stabil und unterliegt kaum Schwankungen. Zudem gilt mindestens bis zum Jahr 2018 eine Steuerbegünstigung für Erdgas. Laut der Initiative Erdgas mobil sind die Autos zudem nur noch geringfügig teurer als vergleichbare Diesel-Modelle. Der Ausstoß an klimaschädlichen Abgasen kann mit Erdgas deutlich reduziert werden. Die Reichweite ist vergleichbar mit einem reinen Benziner.

Nachteile Noch ist das Tankstellennetz nicht sehr dicht gestrickt, das gilt auch für das Ausland. Bundesweit sind es aktuell 920 Standorte. Dies macht zumindest eine vorausschauende Reiseplanung notwendig.

Flüssiggas LPG

Flüssiggas LPG

Technik Anders als bei Erdgas handelt es sich bei LPG um verflüssigtes Gas und Gemische wie etwa Butan, Propan oder Ethan. Die Umrüstung eines Autos auf Flüssiggas (LPG) ist relativ unkompliziert und kostet etwa 1150 bis 3500 Euro, je nach Zylinderzahl, Leistung und der zu erreichenden Abgasnorm. Der Zusatztank wiegt etwa 40 Kilo. So lässt sich zwischen Benzin- und LPG-Betrieb umschalten.

Markt Ähnlich wie beim Erdgas bieten inzwischen viele Hersteller Modelle mit Benzin- und Flüssiggastank an, Opel etwa bietet vom Adam bis zum Astra acht Modelle mit Eco-Flex-Antrieb an. Der Corsa verbraucht demnach 6,8 Liter/100 Kilometer beim Fahren mit Flüssiggas und 5,5 Liter/100 Kilometer mit Benzin.

Vorteil Zwar ist der Verbrauch mit LPG etwas höher, dieser wird jedoch durch den günstigeren Preis von etwa 70 Cent pro Liter an der Tankstelle kompensiert. Auch die Öko-Bilanz fällt besser aus, da der Ausstoß an klimaschädlichen Gasen gegenüber einem reinen Benzinantrieb zehn bis 15 Prozent geringer ist. Das Netz an LPG-Tankstellen ist mit 6700 Stationen bereits gut ausgebaut. Mit einem zusätzlichen Tank für Flüssiggas lässt sich außerdem die Reichweite gegenüber einem reinen Benzinbetrieb erhöhen.

Nachteil Da Flüssiggas bei höherer Temperatur verbrennt, darf der Motor nicht zu hoch drehen, oder es müssen entsprechende Teile eingebaut sein, damit kein Schaden droht. Durch den Einbau des Zusatztanks verkleinert sich die Ladekapazität.