Das ist das erste Gruppenbild, das im Kinderhaus Erdbeerweg entstanden ist. Foto: privat

Mit dem Kindergarten, den Ursula Wollmann-Rosner vor vier Jahrzehnten mit aufgebaut hat, hat die Einrichtung am Sillenbucher Erdbeerweg nur noch wenig gemein. Am Wochenende feiert das katholische Kinderhaus 40. Geburtstag.

Sillenbuch - In ihren Augen spiegelt sich die Vergangenheit. Bei mancher Erinnerung kommen Ursula Wollmann-Rosner fast die Tränen. Vor Rührung. Sie war die erste Leiterin im katholischen Kinderhaus Erdbeerweg Sillenbuch. Wenn die 67-jährige Frau von damals erzählt, klingt es, als wäre es gestern gewesen. Doch mitnichten. Die Einrichtung wurde vor 40 Jahren eröffnet. Vier Jahrzehnte später, sitzt Wollmann-Rosner wieder im Kinderhaus, neben ihr Ute Zanker-Huber, seit zwei Jahren die Leiterin. Die Frauen sind sich jüngst öfters begegnet. Was daran liegt, dass es ein Fest vorzubereiten galt. Ein Fest zum runden Geburtstag des Kindergartens. Dieses steigt am Samstag, 11. Oktober.

Bei Ausflügen waren die Mütter oft dabei

Der Kindergarten, den Wollmann-Rosner mitaufgebaut hat, hat mit dem heutigen nur noch wenig gemein. In den Siebzigerjahren waren Mütter in aller Regel zuhause, sie haben ihre Kinder vormittags dreieinhalb Stunden und nachmittags, bei Bedarf, noch mal zweieinhalb Stunden an den Erdbeerweg gebracht. Zu Ausflügen sind sie oft mitgekommen. „Wir hatten im Nu ein Familienverhältnis“, sagt Wollmann-Rosner. Das Sillenbucher Wohngebiet war damals neu hochgezogen worden, an Kindern mangelte es nicht. 56 Mädchen und Jungen waren anfangs angemeldet.

Bis in die 80er-Jahre war die Warteliste proppenvoll. „Wir waren damals ein Vorzeigekindergarten“, sagt die frühere Erzieherin. Es gab zwei Gruppenräume, was revolutionär gewesen sei, es gab einen großen Sandkasten und ein Wasserspiel. Wollmann-Rosner hat noch genau vor Augen, wie die Kinder sich ihr eigenes Schwimmbad gebaut haben. „Danach haben wir sie immer abgeschlaucht“, sagt sie und meint, dass die Erwachsenen die Kleinen vom Sandschlamm befreien mussten, bevor die Mütter kamen. „Da gab’s immer Gelächter und Geschrei.“ Das Wasser sei eisig gewesen, doch die Kinder hätten die Zähne zusammengebissen. Zu groß war der Spaß vorher.

Das Kinderhaus hat einige Veranstaltungen angeleiert

Wenn Wollmann-Rosner an ihr Kinderhaus von damals denkt, denkt sie automatisch auch an den Martinsritt, das Kinder- und Straßenfest sowie den Rosenmontagsumzug. Alle drei Veranstaltungen, die es immer noch gibt, gingen auf die Initiative des Kindergartens zurück, wie sie sagt. Und das nicht unbedingt in jedem Fall gewollt. Der Martinsritt zum Beispiel. Der Onkel eines Kindes hatte ein Pferd, das der Kindergarten am Martinstag ausleihen wollte. Die katholische Gemeinde hat davon Wind bekommen, und der Pfarrer hat die Veranstaltung vollmundig im Gottesdienst angekündigt. „Ich habe geheult vor Wut“, sagt Wollmann-Rosner. Sie hätte das Ganze lieber kleingehalten. Doch daraus wurde nichts, mittlerweile ist bekanntlich eine gute Tradition daraus geworden.

In der Zeit, von der die 67-Jährige berichtet, war Ute Zanke-Huber selbst im Kindergartenalter. Die Leiterin des Kinderhauses hat 2012 eine Einrichtung übernommen, deren Strukturen längst gewachsen waren. Ging es im Kinderhaus früher vor allem ums Spielen, steht heute die Betreuung im Vordergrund. Die 40 Drei- bis Sechsjährigen sind von 7.30 bis 16 Uhr am Erdbeerweg. In Zukunft werden, wenn alles klappt, auch noch jüngere Kinder betreut werden. Das wäre zu Wollmann-Rosners Zeiten undenkbar gewesen. Kinder unter drei Jahren waren damals daheim.

Termin am 11. Oktober

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens lädt das katholische Kinderhaus Erdbeerweg am Samstag, 11. Oktober, zu einem Tag der offenen Tür ein. Von 13.30 bis 17 Uhr sind alle willkommen, die Zeit und Lust haben, sich über die Einrichtung zu informieren. Es gibt Kaffee und Kuchen, und für Kinder ist ein kleines Programm geplant. Das Kinderhaus ist am Erdbeerweg 28.