Das vererbte Vermögen ist 2014 rasant angestiegen. Foto: dpa

Offensichtlich versuchen viele Vermögende, noch von den Steuer-Privilegien zu profitieren, bevor womöglich eine Verschärfung in Kraft tritt.

Berlin - Im vergangenen Jahr wurde Vermögen im Wert von rund 108,8 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Das sind 54,6 Prozent mehr als 2013. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilt, legten die Einnahmen aus der Erbschaftsteuer aber lediglich um 15 Prozent auf nun 5,4 Milliarden Euro zu .

Vor allem die ganz großen Erbschaften und Schenkungen haben in der Masse zugelegt. Erbschaften und Schenkungen im Wert von über 20 Millionen Euro sind gegenüber dem Vorjahr um über 130 Prozent angestiegen auf insgesamt 51,1 Milliarden. Vererbtes Betriebsvermögen hat gegenüber dem Vorjahr um 110 Prozent zugelegt auf insgesamt 48,5 Milliarden. Der Wert des Vermögens, das dabei steuerfrei übertragen wurde, ist binnen Jahresfrist um 93,7 Prozent gewachsen auf insgesamt 66 Milliarden Euro.

Bund und Länder müssen nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Vorjahr die Erbschaftsteuer auf Betriebsvermögen reformieren. Unionsfraktionsvize Ralph Brinkhaus kommentiert den starken Anstieg bei den Schenkungen gegenüber unserer Zeitung so: „Das könnte auch ein Vorzieh-Effekt sein, weil viele nicht wissen, was mit der Reform der Erbschaftsteuer auf sie zukommt.“

Unterdessen hat das Kabinett bei seiner Sitzung am Mittwoch beschlossen, die meisten Änderungsvorschläge der Länderkammer bei der Reform der Erbschaftsteuer nicht aufzugreifen. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) sagte dazu im Gespräch mit unserer Zeitung: „ Die geringe Kompromissbereitschaft ist bedauerlich, denn letztlich kommt auch der Bundesfinanzminister nicht an einer Verständigung mit den Ländern vorbei.“ Er sei strikt dagegen, dass die Komplett-Verschonung von der Erbschaftsteuer für Unternehmen die Regel sei.