Familienunternehmen setzen nach dem Urteil zur Erbschaftsteuer auf Kanzlerin Merkel, ihre Pfründe zu sichern Foto: dpa

„Frau Merkel stand bisher auf unserer Seite, und ich nehme an, dass dies noch gilt“, sagt Brun-Hagen Hennerkes von der Stiftung Familienunternehmen. Die massiven Steuervorteile für Familienunternehmen im Erbfall, die nun für verfassungswidrig erklärt wurden, will er im Fall einer neuen Krise nicht missen.

Stuttgart – Die Stiftung Familienunternehmen hofft bei der Umsetzung des Urteils zur Erbschaftsteuerreform ganz auf die Unterstützung der Bundesregierung. „Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Vizekanzler Sigmar Gabriel haben ja wiederholt erklärt, dass sie sich die Unternehmensnachfolge weiterhin steuerfrei vorstellen können. Auf diese Aussagen müssen wir jetzt setzen“, sagte Stiftungsvorstand Brun-Hagen Hennerkes in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten und fügte hinzu: „Frau Merkel stand bisher auf unserer Seite, und ich nehme an, dass dies noch gilt.“

Hennerkes appellierte an die Große Koalition in Berlin, das Urteil mit Augenmaß umzusetzen: „Alle Beteiligten sollten nicht vergessen, dass wir in Deutschland wirtschaftlich derzeit zwar glänzend dastehen, gerade hier in Baden-Württemberg in den Bereichen Automobilwirtschaft und Maschinenbau. Aber es kann im Zusammenhang mit der Weltwirtschaft und der Euro-Entwicklung jederzeit wieder eine Krise geben. Und deshalb sollte man die Bedeutung der Familienunternehmer nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“

Hennerkes, der die gemeinnützige Stiftung im Jahr 2002 gegründet hatte und Vorsitzender des Vorstands ist, sagte den Stuttgarter Nachrichten: „Ich bedauere dieses Urteil, das ist ein schlechter Tag für den Standort Deutschland. Das Urteil ist für kleine und mittlere Unternehmen, wenn der Gesetzgeber etwas Vernünftiges daraus macht, noch halbwegs tragbar. Für große Unternehmen ist es aber höchst problematisch.“

Er geht davon aus, dass das Urteil aus Karlsruhe zur Verminderung der Eigenkapitalquote führen, die Liquidität beeinträchtigen und die Nachfolgeregelung erschweren werde. „Da herrscht jetzt in vielen Firmen zu recht helle Aufregung und Unverständnis. Dass die Interessen der Familienunternehmer so wenig berücksichtigt werden, wird viele verbittern und etliche Chefs veranlassen, über eine Verlagerung des Firmensitzes ins Ausland nachzudenken. Damit kann das Urteil zu einer Gefahr für den Standort Deutschland und für den Erhalt von Arbeitsplätzen werden. Das ist das eigentlich schlechte Signal dieses Tages.“