Kamel vorm Kreisverkehr: Ein entlaufenes Zirkustier am 31. März in Weil der Stadt Foto: dpa

Der Circus Kaiser bekommt eine Rechnung über 1800 Euro an Einsatzkosten. Auslöser war ein Kamel-Alarm Ende März in Weil der Stadt (Kreis Böblingen): Zehn Polizeistreifen waren im Einsatz, als sich zehn Kamele und ein Schaf auf einen nächtlichen Ausflug begaben.

Stuttgart - Wenn exotische Tiere wie Kamele oder Kängurus herrenlos auf den Straßen der Region Stuttgart unterwegs sind – dann ist meistens ein ganz bestimmter Wanderzirkus in der Nähe. So auch am Wochenende, als vier Kängurus in Filderstadt-Harthausen (Kreis Esslingen) an einer Kreisstraße umherhüpften. Das sorgt spektakulär für Aufmerksamkeit – und bunte Meldungen in den Medien.

Der Polizei wird es nun aber zu bunt: Vom Ludwigsburger Präsidium bekommt der Circus Kaiser eine Rechnung über 1800 Euro an Einsatzkosten. Auslöser war der Kamel-Alarm Ende März in Weil der Stadt (Kreis Böblingen). Zehn Polizeistreifen waren im Einsatz, als sich zehn Kamele und ein Schaf auf einen ausgedehnten nächtlichen Ausflug begaben. Der Bahnverkehr musste eine Stunde komplett gesperrt werden, die Aktion dauerte laut Polizei gut anderthalb Stunden. Laut Juniorchef Arthur Kaiser soll ein Fuchs im Stall zwei Jungtiere erschreckt haben. „Kein Elektrozaun hätte die aufhalten können“, erklärte der Zirkusmann zu diesem Vorfall. Freilich war die Batterie des Elektrozauns leer – und das war der Polizei dann doch eine Spur zu fahrlässig.

Zu diesem Zeitpunkt war der Zirkus allerdings bereits einschlägig bekannt. Im Jahr davor waren Kamele oder Lamas dem Kaiser mehrfach entlaufen – etwa in Stuttgart-Möhringen, in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) oder in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis). In Stuttgart hatte ein Polizist sicherheitshalber gar eine Schusswaffe gezogen.

Die Polizei in Offenburg hatte gleich dreimal die Aufgabe, insgesamt acht Kamele und ein Känguru im Bereich Achern einzufangen. Die Verantwortlichen hatten dafür immer wieder Erklärungen: Da hätten Unbekannte das Gehege geöffnet, hieß es. Man sei immer wieder im Visier militanter Tierschützer. Oder: Das war ein ganz anderer Zirkusbetreiber. Kaiser distanziert sich nämlich von Zirkussen mit dem Namen Kaiser, „welche in der Öffentlichkeit und Presse negativ aufgefallen sind“.

Dem Polizeipräsidium Ludwigsburg, zuständig auch für den Landkreis Böblingen, hat genug von dem Zirkus mit dem Zirkus. „Die Betreiber bekommen eine Rechnung für drei Polizeieinsätze“, sagt Polizeisprecher Peter Widenhorn, „insgesamt sind das 1800 Euro.“ Drei Einsätze? Auch im April gab es weitere Fälle. „Einmal war es ein Kamel und einmal ein Bisonkalb“, so Widenhorn. Der Zirkus gastierte in dieser Zeit im Kreis Böblingen in Holzgerlingen und in Waldenbuch.

Ob der Fall mit den Kängurus vom Wochenende in Filderstadt dazukommt, ist noch offen – aber wohl unwahrscheinlich. „Der Aufwand hielt sich in Grenzen“, sagt Polizeisprecher Josef Hönes. Ein Autofahrer hatte am Samstag gegen 10.20 Uhr herrenlose Kängurus an der Kreisstraße 1223 zwischen Harthausen und Bonlanden gemeldet. Eine alarmierte Polizeistreife sichtete die Ausreißer und nahm mit den Zirkus-Verantwortlichen Verbindung auf. „Die haben die Tiere wieder abgeholt“, so Polizeisprecher Hönes. Nach 45 Minuten waren die Kängurus eingefangen und wieder bei den Kaisers.