Wer zum Beispiel im englischsprachigen Ausland studieren will, muss den Toefl-Test ablegen, um zu beweisen, dass er dem Professor folgen kann. Die Tests werden regelmäßig in einem Bürogebäude im Salzäcker abgehalten. Foto: Rüdiger Ott/Stefanie Käfferlein

Eine Degerloch Firma testet die Englischkenntnisse von Studenten. Wer beispielsweise an einer Universität in Amerika studieren will, muss den Toefl-Test bestehen. Zu Besuch bei einer Prüfung.

Möhringen - Der Raum versprüht den Charme der Neunziger. Fensterrahmen: türkis; Bilder von Kandinsky, Typ Baumarkt, in rot, grün und blau; Tisch: gelbe Eiche. Darauf stehen Tassen, Gläser und Kaffeekannen, die heute aber keine Flüssigkeit enthalten.

Es ist kurz nach neun Uhr an einem Sonntagmorgen. Langsam füllt sich der Raum. Patrick Altenried setzt sich auf einen der Konferenzstühle. Er will sich an der Frankfurt School of Finance and Management zum Banker ausbilden lassen. Davor steht ein Englisch-Test in dem Bürogebäude an der Widmaierstraße in Möhringen auf dem Programm. Schließlich muss Altenried belegen, dass er sich auf dem Parkett der Hochfinanz auch in der Sprache der Hochfinanz unterhalten kann. „Für was soll man den Toefl-Test sonst machen? Das macht doch niemand freiwillig.“

Das akademische Englisch wird gemessen

Die Studenten sind meist zwischen Anfang und Mitte 20. Die Regularien treiben sie in das Testzentrum im Salzäcker. Das ist eigentlich ein Schulungsgebäude. Im Erdgeschoss verkauft ein Supermarkt seine Waren; im Obergeschoss bietet während der Woche eine Firma Computerkurse an.

An üblicherweise drei Tagen im Monat übernimmt Ralf Meurer die Räume. Er leitet eine Firma mit Sitz in Degerloch, die Sprachkurse anbietet. Und den Toefl-Test nehmen seine Mitarbeiter ebenfalls ab.

„Der Toefl-Test misst das akademische Englisch“, sagt Meurer. Wer etwa als Ausländer in den USA eine Vorlesung besuchen will, muss erst beweisen, dass er überhaupt versteht, was der Professor so erzählt. Immer häufiger wird aber auch in Deutschland auf Englisch unterrichtet, vor allem, wenn es mit Management zu tun hat – aber nicht nur. Und viele Unis setzen deshalb voraus, dass ihre Studenten den weltweit standardisierten Test abgelegt haben. Dabei gilt: Je besser die Uni, umso höher die Punktzahl, die man schaffen muss.

Jeder Test ist nur einmal gültig

Das stößt manchem sauer auf. Inzwischen ist halb zehn durch, und an die 30 Studenten stehen auf dem Flur. Sie warten, dass sie einer nach dem anderen ihren Pass zeigen und sich an einen der Plätze mit Computer und Mikrofon setzen dürfen. „Im Prinzip ist das Geldmacherei“, sagt einer. „So viele Leute mal 200 Euro, da kommt was zusammen.“ Eine Frau mit Schal um den Hals setzt noch einen drauf: „Die drucken Geld hier.“ „Die Leute unterschätzen den Aufwand“, sagt Meurer. Jeder Test ist nur einmal gültig, entworfen in der Zentrale von Educational Testing Service (ETS) im amerikanischen Princeton. Der Test wird nur an einem einzigen Tag verwendet, überall auf der Welt. Als Erstes legen die Prüfung die Neuseeländer ab, weiter geht es über Asien und Europa bis nach Nord- und Südamerika. Als Letztes sind die Hawaianer dran, ehe die Sonne einmal um den Globus gewandert ist.

Die Antworten der Studenten und die Sprachaufzeichnungen werden über das Internet an Prüfer weltweit verschickt. „Gut möglich, dass die Tests von einem Lehrer in Indien korrigiert werden, der sich etwas dazu verdienen will“, sagt Meurer. Das deutsche Personal schaut nur, dass niemand schummelt.

„Die Gebühren sind happig“

Neben dem Toefl-Test aus den USA gibt es noch den IETLS-Test der Briten. Die Abkürzung steht für International English Language Testing System. Dieser Test ist nicht nur für Akademiker gedacht, sondern auch für Personen, die ins Ausland auswandern wollen.

Stefan Weller ist beim Toefl-Test etwas nervös. „Ich kann nicht so richtig einschätzen, wie das funktioniert“, sagt er. Er will an der Fachhochschule Esslingen einen Masterstudiengang belegen. Schon dessen Namen gibt es nur auf englisch: Automotive Systems. Weller will möglichst irgendwo in der Nähe studieren, weil er neben dem Studium für ein Stuttgarter Unternehmen arbeitet. „Es gibt auch andere Hochschulen, die den Test nicht voraussetzen“, sagt er. Fällt er durch, wird er sich woanders nach einem Platz umschauen. „Die Gebühren sind happig“, sagt er. Da will er sich kein zweites Mal anmelden.

Inzwischen ist der Uhrzeiger auf 10.15 Uhr gekrochen. Die Studenten haben sich die Kopfhörer aufgesetzt; der Test beginnt. Jetzt muss der Autor dieses Textes verschwinden. Der weitere genaue Ablauf soll geheim bleiben.