Heinz Gaisser ist entschlossen, bis zu seinem Lebensende im Seniorenzentrum haus auf dem Killesberg zu bleiben Foto: Eva Funke

Der Bürgerverein Killesberg und Umgebung bezweifelt die Unwirtschaflichkeit des DRK-Seniorenzentrums am Killesberg und wirft der Stadtverwaltung vor, ein entsprechendes Gutachten des DRK nicht genau überprüft zu haben.

S-Nord - Im Haus auf dem Killesberg ist es leer geworden. Von den 68 Appartements im betreuten Wohnen sind noch 40, von den 71 Pflegeplätzen noch 28 belegt. Für die 68 übrig gebliebenen Bewohner in dem vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) getragenen Seniorenzentrum setzt sich jetzt der Bürgerverein Killesberg und Umgebung ein. „Es ist nicht anständig, wie mit den Mietern umgegangen wird“, sagt der Vorsitzende Klaus Eisele. Er wirft dem DRK vor, die Bewohner nach wie vor „erheblichen Verunsicherungen“ auszusetzen. In einem Schreiben an Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) nimmt er auch die Stadtverwaltung in die Pflicht. Außerdem bezweifelt er, dass das Seniorenzentrum tatsächlich unwirtschaftlich ist. Wegen Unwirtschaftlichkeit plant das DRK seit längerem den Abriss und Neubau des Gebäudes. Die Zustimmung des Gemeinderats steht allerdings aus. Die braucht das DRK aber auf Grund der Erbpachtverträge mit der Stadt. Seit sie vor gut einem Jahr von den Plänen erfahren haben, liegen die Nerven der hochbetagten Bewohner blank.

Bewohner haben Mietverträge fürs Roser-Areal erhalten

„Wir haben vom DRK jetzt einen Auflösungsvertrag für unseren bestehenden Mietvertrag und einen neuen Mietvertrag fürs Seniorenheim im Roser-Areal in Feuerbach zugeschickt bekommen“, sagt Heinz Gaisser. Der 91-jährige wohnt mit seiner Frau seit vielen Jahren im Haus auf dem Killesberg und fühlt sich wie andere Bewohner unter Druck gesetzt: „Innerhalb von zehn Tagen, bis vergangen Freitag, sollten wir unterschrieben haben, sonst haben wir keine Garantie dort eine Wohnung zu bekommen.“ Gaisser und einige Mitstreiter wollen den Klageweg beschreiten. Sie sind überzeugt, dass ihnen kein Richter verwehrt, bis zum Lebensende in ihren Wohnungen zu bleiben zu können. Doch Gaisser befürchtet: „Einige haben Angst und unterschreiben die Verträge, ohne zu wissen was an Nebenkosten auf sie zukommt.“ Die sollen sich laut Gaisser erst im laufenden Betrieb herausstellen.

Der Bürgerverein wirft der Stadtverwaltung derweil vor, das DRK-Gutachten über die Wirtschaftlichkeit des Seniorenheims nicht „ernsthaft“ überprüft zu haben: „2002 wurde das Seniorenzentrum für 13,2 Millionen Euro saniert und hatte nach Aussagen des DRK damit Neubaustandard“, stellt Eisele fest. Das aktuelle Expertise gehe davon aus, dass die Lebensdauer für Objekte wie das Seniorenzentrum bei 40 bis 70 Jahren liegt. „Also müsste es auf Grund der Sanierung bis mindestens 2042 in Betrieb bleiben können“, ist er überzeugt und fragt, wie die Stadtverwaltung die 2002 gewährten Zuschüsse zur Sanierung versanden lassen könne. Damals steckten die Stadt 900 000 Euro, das Land 1,7 Millionen Euro und die Mühlschlegel-Stiftung drei Millionen in den Erhalt des Gebäudes. Den Rest übernahm das DRK.

Kritik üben auch SPD und SÖS/Linke-plus: „Die Schreiben vom DRK lassen alle möglichen Interpretationen zu. Aus lauter Unsicherheit ziehen immer mehr Bewohner aus“, so die SPD-Stadträtin Marita Gröger. Und Luigi Pantisano(SÖS/Linke-plus) sagt: „Die Eile beim Umzug steht in keinem Zusammenhang mit dem Neubaubeginn.“

DRK: Bewohner wissen seit langem, dass sie ausziehen können

Uwe Bangerter, Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes, bestätigt, dass kein Zeitplan für den Abriss vorliegt. Die Bewohner wüssten jedoch seit langem, dass sie ins Roser-Areal ziehen können. „Wir setzen niemanden unter Druck. Wir können das Zeitfenster aber auch nicht ewig offen und die Wohnungen Seniorenzentrum im Roser-Areal leer stehen lassen“, sagt Bangerter und versichert: „Wer sich für einen Umzug entscheidet, muss nicht mehr als bisher bezahlen.“ Auch die Nebenkosten blieben die gleichen. Einen Investor könne man nicht nennen, aber es gebe konkrete Gespräche. Damit das Haus auf dem Killesberg bis zum Abriss nicht leer steht, soll vorübergehend an „seniorenadäquate“ Zielgruppen und Pflegemitarbeiter vermietet werden.

Einen neuen Sachstand gibt es auch laut Sozialbürgermeister Wölfle bislang nicht. Das DRK habe mitgeteilt, dass es nach den Sommerferien mit einem neuen Vorschlag das Gespräch mit der Stadt suchen wird. „Bis es auf Baustelle geht, wird es mindestens noch zwei Jahre dauern“, stellt Wölfle fest. Zur Kritik des Bürgervereins sei nichts mehr zu sagen, da man auf ein früheres Schreiben geantwortet habe. In der Antwort heißt es, dass in dem von der Landeshauptstadt geprüftem Gutachten der Betrieb im Haus auf dem Killesberg „in der bisherigen Form“ nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht. Und: Die Bewohner im Pflegebereich wie die im betreuten Wohnen können vorläufig im Haus auf dem Killesberg bleiben. Das wollen einige der restlichen Bewohner – und bleiben trotz blanker Nerven und Unsicherheit bis auf weiteres dort.