Das zweite Südfeuer auf dem Südheimer Platz war ein voller Erfolg. Viele Anwohner und Nachbarn waren zu dem Platzfest gekommen. Foto:  

Die Initiative „Heslach im Blick“ hat ein Programm für diesen Sommer entworfen, um den Südheimer Platz mehr zu beleben. An fünf Tagen die Woche gibt es dort nun ein mobiles Café – das „MoCa Süd“.

S-Süd - Am ersten sonnigen Tag in diesem Jahr musste der Marienplatz fast wegen Überfüllung schließen. An einen Sitzplatz in einem der Cafés war gar nicht zu denken, und die Menschenschlange vor der Eisdiele zog sich fast über den ganzen Platz. Wer einen Stehplatz auf Stuttgarts beliebtestem Platz ergattert hatte, war dennoch nicht davor gefeit, von den Steh-Nachbarn angepöbelt zu werden, man stehe im Weg und „klaue die Sonne“.

Ganz so viel Trubel und Andrang wünscht sich die Gruppe Heslach im Blick für den Südheimer Platz gar nicht. Der Südheimer Platz leidet aber unter dem Gegenteil: der Bedeutungslosigkeit. Wer sich sonnen möchte, der kann dies ungestört auf dem ganzen Platz tun. Man „klaut“ dort niemand die Sonne. Es ist fast niemand da.

Die Belebung des Platzes geht in die nächste Runde

Das soll in diesem Sommer anders werden. Die Arbeitsgruppe Barrierefreiheit und öffentlicher Raum der Initiative Heslach im Blick hat im Bezirksbeirat Süd ein Programm für die warmen Monate vorgestellt. Das Ziel: mehr Leben auf dem Südheimer Platz. Zweimal veranstaltete die Gruppe dort sehr erfolgreich das Südfeuer, ein Familienfest mit Musik, Essen und Kinderprogramm. Unter den Besuchern führte die Gruppe in beiden Jahren eine Umfrage durch, was sich die Besucher für den Platz wünschen. Das Ergebnis: „Es ist ein Bedarf nach niederschwelligen Angeboten und kleinen Veranstaltungen da“, sagte Ursula Karle vom Sozialamt im Bezirksbeirat. Karle betreut das Projekt Heslach im Blick seit Jahren von städtischer Seite aus. Das heißt konkret: Die Bürger wünschen sich einfach einen kleinen Kiosk.

Und dieser Wunsch geht nun tatsächlich in Erfüllung. MoCa Süd soll das kleine, mobile Café auf dem Südheimer Platz heißen. Betreiben wollen den Wagen Michael Helmstädter, Besitzer des Cafés Fräulein Schmidt, und eine Anwohnerin. „Das Mobil wollen wir kreativ gestalten. Das ist sogar ein Teil des Projekts“, sagte Ursula Karle. Bewirtschaftet ist dieses von Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 20 Uhr. Auch ein Dixi-Klo werde man zur Verfügung stellen. Die Infrastruktur für das MoCa sei vorhanden, das Café ist transportierbar. Und der Betrieb wird von der Gruppe selbst organisiert.

Auf dem Südheimer Platz gibt es zudem seit September vergangenen Jahres einen Calisthenics-Parcour. Unter anderem der Jugendrat Süd hatte sich für die Trainingsanlage eingesetzt. Der Bezirksbeirat und das Garten-, Friedhofs- und Forstamt waren so begeistert von der Idee, dass die Anlage zügig gebaut wurde. Calisthenics ist ein Work-out-Programm, bei dem mit dem eigenen Körpergewicht trainiert wird. Die Geräte sind lediglich Hilfsmittel. Jeder kann dort entsprechend seines eigenen Leistungsniveaus trainieren, weshalb die Anlage für Jung und Alt geeignet ist.

Zusammen mit dem Kiosk und den weiteren Plänen der Gruppe Heslach im Blick soll der Südheimer Platz nun wenigstens ein bisschen Marienplatz-Flair bekommen. Von Juni bis September soll es ein wechselndes Programm an einem Wochenende pro Monat geben, wie zum Beispiel ein offenes Tanzen, Abende mit Live-Musik, ein Picknick und einen Nachtflohmarkt. Ein Problem gibt es noch: Auf dem Südheimer Platz gibt es immer noch keinen Stromanschluss. Mehrfach hatte der Bezirksbeirat in der Vergangenheit die Stadtverwaltung aufgefordert, diesen bereitzustellen. Das Problem: Dafür muss es ein Verantwortlichen geben. Den gibt es aber bisher nicht am Südheimer Platz. Am Marienplatz hat dies die Märkte Stuttgart GmbH übernommen, die dort jeden Mittwoch ihren Wochenmarkt hat. Nach den Worten von Bezirksvorsteher Raiko Grieb sei das Tiefbauamt dran, eine Lösung zu finden. Auch ohne Stromanschluss findet Arnim Emrich (SPD) das Programm „sehr schön“. In seiner Berliner Zeit habe er oft gesehen, dass Tanzveranstaltungen auf der Straße gut funktionieren könnten. Roland Petri (CDU) fand die Ideen gar „arg lieb“. „In der nächsten Sitzung werden wir ja sehen, wie teuer es dann ist.“ Am 4. April will die Gruppe dem Gremium ihren Antrag auf finanzielle Unterstützung vorlegen. Christa Niemeier (Grüne) kündigte jedoch an, ihre Fraktion unterstütze „das Projekt in vollem Umfang“. „Der Südheimer Platz wird aus dem Dornröschen-Schlaf wachgeküsst.“ Wolf-Dieter Wieland (FDP) sieht „kleine Festle als die Seele der Großstadt“ an, merkte aber an, dass einst der Biergarten am Schützenhaus geschlossen wurde, weil die Anwohner über den Lärm geklagt hatten.

Platz aus dem „Dornröschenschlaf“ wachküssen

Die Veranstaltungen am Südheimer Platz sollen deshalb um 22 Uhr enden, damit die Nachbarn nicht gestört würden. Karle betonte zudem, dass die Stadt selbst ja quasi Veranstalterin sei, nämlich das Sozialamt. Auch dem AfD-Vertreter Ernst-Udo Abzieher – der sonst im Gremium eher selten der Mehrheit folgt – blieb in diesem Fall nichts anderes übrig als zu sagen: „Find ich gut, ich bin dafür.“