Vier Windräder drehen sich auf einer Anhöhe im Schwarzwald bei Freiburg über dem Nebelmeer im Tal. Foto: dpa

Nur zwei neue Windkraftanlagen haben in diesem Jahr bisher den Segen der Bundesnetzagentur erhalten. Bald könnte der Windkraftausbau im Südwesten stillstehen – aus Versehen.

Stuttgart - Es ist eines der Herzstücke der grün-roten Regierung seit dem Jahr 2011 gewesen, und auch die aktuelle grün-schwarze Regierung hält daran weitgehend unverbrüchlich fest: Der Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg soll massiv vorangetrieben werden, der Südwesten soll endlich den immensen Rückstand zu anderen Bundesländern verringern. Es hat eine lange Anlaufzeit gebraucht – Gesetze mussten geändert, Standorte ausgewiesen, Gutachten erstellt, Anträge geprüft werden. Erst seit 2015 kann die Politik einige Erfolge feiern, seit drei Jahren erst geht die Zahl der Windkraftanlagen deutlich nach oben. 364 Windräder waren es 2011, heute sind es 642.

Bittere Ironie für Umweltminister Untersteller

Doch im nächsten Jahr wird es mit diesem Boom vermutlich schon wieder vorbei sein. Und es ist keine kleine Delle zu verzeichnen, nicht ein Rückgang, ja selbst der Begriff Einbruch ist fast noch zu milde. Der Ausbau könnte vielmehr fast vollständig zum Erliegen kommen. Die bittere Ironie für Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) ist: Seine klimapolitischen Ziele waren ehrgeizig, sie waren sowieso kaum zu erreichen – doch nun wird er ohne eigenes Verschulden durch höhere Politik ausgebremst.

Man kann ja durchaus der Meinung sein, dass Windräder im Norden besser aufgehoben wären als im windschwachen Süden, auch wenn man dann bitteschön alle Konsequenzen mittragen muss wie die Verschandelung der Landschaft durch Stromleitungen. Aber die Bundesnetzagentur verhindert die Energiewende in Baden-Württemberg ja eher aus Versehen, weil man die EEG-Umlage begrenzen will. Ein Baustopp schwebte niemand vor und kann nicht Sinn und Zweck der neuen Regeln sein – also muss man sie wieder ändern. Oder sagen, wie man sonst den Klimawandel begrenzen will.

thomas.faltin@stzn.de