Stromtrasse in der Abenddämmerung: Die Vorzeichen für die Energiewende in Baden-Württemberg hellen sich auf Foto: dpa

Eine Studie bescheinigt der baden-württembergischen Landesregierung viel Fleiß beim Gesetze machen für die Energiewende. Der Durchbruch bei Windkraft lässt aber noch auf sich warten.

Stuttgart - Nach dreieinhalb Jahren unter einer grün-rot geführten Landesregierung macht die Öko-Wende im Land Fortschritte. In einer aktuellen Studie zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland hat sich der Südwesten auf den zweiten Platz, bezogen auf alle Bundesländer, vorgearbeitet. Damit steht das Bundesland in der Liste direkt hinter Bayern. Im Vergleich zum Jahr 2012 hat sich Baden-Württemberg damit um zwei Plätze nach vorne gearbeitet.

„Das Land macht Fortschritte, insbesondere bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die ein Umsteuern auf erneuerbare Energien ermöglichen“, sagte Studien-Co-Autor Andreas Püttner vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) unserer Zeitung. Anders ausgedrückt, hat Baden-Württemberg im Bundesländervergleich die ambitioniertesten politischen Ziele, Öko-Energien voranzubringen.

Stellvertretend dafür steht das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWärmeG), das hohe Öko-Anteile für die Erzeugung von Raumwärme vorschreibt. In Zukunft sollen erneuerbare Energien außerdem nicht nur in Wohnhäusern, sondern auch in Nicht-Wohngebäuden wie Krankenhäusern oder Bürogebäuden Einzug halten. Außerdem will das Land seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um 90 Prozent gegenüber 1990 senken und den Anteil von Öko-Energie auf 78 Prozent hochschrauben – auch das bundesweit ambitionierte Werte, die im Klimaschutzkonzept IEKK festgeschrieben sind. Hier sei eine „grüne Handschrift“ erkennbar, sagte ZSW-Fachmann Püttner.

Wenn es um die Umsetzung der Vorgaben geht, sieht die Lage allerdings leicht anders aus. Zwar seien Förderprogramme im Südwesten gut ausgebaut, bei der konkreten Nutzung von Öko-Energien habe Bayern aber mit Abstand die größten Erfolge zu verbuchen, schreiben die Studienautoren vom ZSW und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Grund hierfür ist die hohe Verbreitung von Fotovoltaik- , aber auch von Biogasanlagen in Bayern. Baden-Württemberg, das nach Meinung der Forscher auch durch die „Bereitstellung von Energieberichten und -statistiken“ glänzt, fällt hier ab.

Im Südwesten werden nur 10,4 Prozent des gesamten Energieverbrauchs durch Öko-Quellen gedeckt. Damit ist das Land noch weit von seinen selbst gesteckten Zielen entfernt. Bis 2020 – also innerhalb der kommenden fünf Jahre – sollen 25 Prozent der Endenergie im Land aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden.

„Das größte Nachholpotenzial“ habe Baden-Württemberg nach wie vor beim Ausbau der Windkraft, sagte Püttner. Zwischen 2010 und 2013 hat die Leistung der Windanlagen nach den Daten im Land nur um 0,3 Prozentpunkte zugenommen. Baden-Württemberg markiert damit im Länderranking den zweitletzten Platz vor Berlin, wo gar keine neuen Windräder dazukamen. Püttner merkte an, dass die gesetzlichen Grundlagen nun gelegt seien, die für die Zukunft ein rascheres Ausbautempo ermöglichen.

In diversen Öko-Energieverbänden sieht man das wohl anders. Ihrer Meinung nach bestehen im Land zu viele bürokratische Hürden, um Öko-Energie-Anlagen zu errichten. Weil Baden-Württemberg im Vergleich zu vorangegangenen Studien Boden verloren hat, sprechen die Forscher von einem gebrochenen positiven Trend. Püttner sagte, das Thema betreffe etwa hohe Anforderungen für Flugsicherung oder Natur- und Artenschutz. Diese wirkten bremsend – beispielsweise auf den Ausbau der Windkraft. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) sagte, die Studie bestätige „den von uns eingeschlagenen Weg“. Gleichzeitig räumte er ein, das Land habe „sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft“. Man müsse sich „weiter verbessern“.