Stromautobahnen sollen Energie vom Norden in den Süden bringen Foto: dpa

Weitere Verzögerung beim Netzausbau würde Unternehmen im Südwesten besonders hart treffen. Der Ausbau der Trassen, die Strom vom windreichen Norden nach Baden-Württemberg bringen sollen, kommt nicht voran.

Stuttgart - Unternehmer und Politiker sehen die Wettbewerbsfähigkeit baden-württembergischer Firmen in Gefahr, sollte der Strommarkt in einen teuren Süden und einen günstigeren Norden zerfallen. „Ein zweigeteilter Strommarkt würde auch die baden-württembergische Wirtschaft empfindlich treffen – vor allem die besonders energieintensive industrielle Produktion“, sagte Jakob Flechtner, Energieexperte bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), den Stuttgarter Nachrichten.

„Wäre Strom im Süden Deutschlands deutlich teurer, würde das unmittelbar auf die Produktionskosten durchschlagen.“ Betriebe im Land hätten dann einen Nachteil im nationalen und internationalen Wettbewerb. Experten rechnen mit jährlichen Mehrkosten von rund zehn Prozent für energieintensive Betriebe.

Hintergrund ist, dass Bayern beim Ausbau der mächtigen Stromautobahnen auf die Bremse tritt. Diese sollen Energie vom windreichen Norden in den Süden transportieren. Im Februar will Bayern das Ergebnis des Energiedialogs vorstellen, bei dem Befürworter und Gegner die geplanten Trassen diskutieren. Kommt es zu keiner hinreichenden Einigung und wird der Netzausbau weiter verzögert, werde „die Zahl der Eingriffe zur Netzstabilisierung weiter steigen, die Sicherheit der Versorgung sinken und eine einheitliche Preiszone kaum mehr zu rechtfertigen sein“, heißt es in einem DIHK-Papier, das unserer Zeitung vorliegt.

Franz Untersteller (Grüne), Umweltminister in Baden-Württemberg, sagte unserer Zeitung: „Ich bin weder gewillt, in den nächsten Jahren wieder eine Debatte über die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken führen zu müssen, noch werde ich tatenlos zusehen, wie Deutschlands Strommarkt in zwei Teile Nord und Süd zerfällt.“