EnBW-Kraftwerk in Heilbronn – Anlagen wie diese werden immer unrentabler Foto: Kuhnle

In Folge der Energiewende verlieren die Kraftwerke des Karlsruher Energieversorgers EnBW massiv an Wert. Als Folge wird Deutschlands drittgrößtes Versorgungsunternehmen im laufenden Jahr wahrscheinlich in die roten Zahlen rutschen.

In Folge der Energiewende verlieren die Kraftwerke des Karlsruher Energieversorgers EnBW massiv an Wert. Als Folge wird Deutschlands drittgrößtes Versorgungsunternehmen im laufenden Jahr wahrscheinlich in die roten Zahlen rutschen.

Karlsruhe - Fast könnte man es als Einstimmung auf Schlimmeres werten, was Frank Mastiaux, Chef von Deutschlands drittgrößtem Energieversorger EnBW am vergangenen Montag auf einer Abendveranstaltung beim Stuttgarter Prüfkonzern Dekra sagte. Durch die Energiewende sei die gesamte Energiewirtschaft „ein Stück weit traumatisiert“ worden, sagte Mastiaux und erwähnte gleich den einstigen Stolz des Unternehmens mit – die großen Kraftwerke, die jahrzehntelang rund um die Uhr Energie lieferten und die großen Gewinnbringer des Konzerns waren.

Just diese Anlagen sind es nun, die der EnBW im laufenden Jahr mit ziemlicher Sicherheit rote Zahlen bescheren werden. Wie der Konzern am Dienstag mitteilte, habe die EnBW „im Konzernabschluss einen Wertberichtigungsbedarf auf den Kraftwerkspark von circa 1,2 Milliarden Euro identifiziert“. Dazu kämen sogenannte Drohverlustrückstellungen „für nicht mehr kostendeckende Strombezugsverträge“. Summe hier: 0,3 Milliarden Euro. In Summe muss die EnBW in diesem Jahr also negative Sondereinflüsse von eineinhalb Milliarden Euro verkraften.

Damit steht die EnBW im laufenden Jahr vor roten Zahlen. Denn Wertberichtigungen wirken sich zwar nicht auf die operative Gewinnsituation aus, wohl aber auf das Ergebnis unterm Strich. Und das betrug 2013 gerade mal noch rund 51 Millionen Euro.

EnBW ereilt damit ein ähnliches Schicksal wie die Essener RWE, die schon 2013 einen Milliardenverlust wegen Problemen im Kraftwerksbetrieb einfuhr. Die gesamte Branche – auch viele Stadtwerke mit Beteiligungen an Großkraftwerken – stehen aktuell vor den selben Problemen.

Grund ist ein rapider Preisverfall des Produktes Strom im Großhandel und an Börsen. Kostete die Megawattstunde Mitte 2008 noch rund 90 Euro sind es aktuell noch rund 35 Euro. Wer sich heute Strom für die kommenden Jahre an der Leipziger Energiebörse EEX sichert, zahlt dafür sogar noch weniger – zwischen 32 und 33 Euro. Ein Schnäppchen. Die Entwicklung geht auf den starken Neubau von Solar- und Windanlagen zurück. Deren Energie verdrängt zusehends fossilen Strom und sorgt für ein Überangebot in deutschen Strommarkt.

Für die Betreiber von großen Kraftwerken ist diese Entwicklung eine Katastrophe. Die Anlagen werden immer unrentabler. Besonders ältere und ineffiziente Meiler rutschen gleich ganz ins Minus. In den vergangenen Monaten hat die EnBW daher versucht insgesamt sechs Kraftwerksblöcke stillzulegen. Ein Gaskraftwerk soll eingemottet werden. Mit ihrem Ansinnen scheiterte der Konzern aber bisher an der Bundesnetzagentur (BnetzA). Diese ist für die Energiesicherheit zuständig und hat die EnBW-Anlagen als „systemrelevant“ eingestuft. Das heißt: Sie müssen weiter betrieben werden. Derzeit befinde man sich in Gesprächen mit der BnetzA, sagte ein EnBW-Sprecher. EnBW dringt darauf, für die Bereithaltung der Meiler Geld zu erhalten. Derzeit fahren die Anlagen Verluste für den Konzern ein.

Der Energieexperte Uwe Leprich sagte unserer Zeitung derzeit gingen alle klassischen Energieversorger durch ein „Tal der Tränen“. Besonders Steinkohlekraftwerke seien unter Druck. Just diese sind das Rückgrat der EnBW. Von den rund 14 Gigawatt Kraftwerksleistung der EnBW entfallen 4,2 auf Steinkohlemeiler. 1 Gigawatt entfällt auf Braunkohle. Danach folgt Kernkraft (3,3), Gas (1,2), Wasserkraft (2,3). Der Rest (2) entfällt auf erneuerbare Energien.