Stromproduktion – mal mit Wind, mal mit Kohle Foto: dpa

Weltweit ist vor allem Solartechnologie ein Verkaufsschlager. Im einstigen Vorzeigeland der Energiewende – Deutschland – hapert es mit dem Neubau von Anlagen aber.

Frankfurt - Erstmals überhaupt wurden 2015 mehr Erneuerbaren-Energien-Anlagen neu installiert als herkömmliche Erzeugungsanlagen. Mit 53 Prozent und 135 Gigawatt übertrag die neu installierte Leistung der Ökoanlagen diejenige von Kohle- und Gaskraftwerken deutlich. Und mit 286 Milliarden Dollar (256 Milliarden Euro) wurde so viel wie nie zuvor in neue Anlagen zur Gewinnung von Strom aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Geothermie gesteckt wie 2015.

Gleichwohl ist der Anteil der erneuerbaren Energien an der gesamten weltweiten Strom-Erzeugung nur von 9,1 auf 10,3 Prozent gestiegen. „Das ist angesichts der Rekordinvestitionen ernüchternd. Der Strukturwandel ist zwar in vollem Gange, aber er ist doch ganz schön träge“, sagt Ulf Moslener, Professor für die Finanzierung nachhaltiger Energien an der Frankfurt School of Finance. Zum zehnten Mal präsentierte er am Donnerstag den Bericht über Investitionen in erneuerbare Energien, den Frankfurt School, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Finanzdienstleister Bloomberg gemeinsam erarbeiten.

Der Trend in Richtung sauberer nachhaltiger Energien hält aber Moslener zufolge trotz der dramatischen gesunkenen Öl- und Kohlepreise an.

Entwicklungsländer entwickeln sich zum Taktgeber

Erstmals auch wurde für solche Investitionen mit 140 Milliarden Euro (plus 19 Prozent) in den Schwellen- und Entwicklungsländern mehr ausgegeben als in den Industriestaaten mit 116 Milliarden Euro (minus acht Prozent). Treiber waren China, Indien, Südafrika, Mexiko und Chile. Allein die Chinesen gaben 2015 für Kraftwerke und Anlagen, die sich aus Sonne und Wind speisen, fast Milliarden Euro aus. In keinem anderen Land wird so viel Geld für den Zubau von erneuerbarer Energie ausgegeben wie China – nach Angaben von Moslener auf starken Druck der Regierung in Peking, die unter anderem die Banken anweise, bevorzugt Kredite für Wind- und Solaranlagen zu gewähren.

In Deutschland dagegen sind die Investitionen in Wind, Solar, Wasser und Biomasse 2015 dramatisch eingebrochen. 7,6 Milliarden Euro bedeuten einen Rückgang um 47 Prozent. „Das waren die geringsten Investitionen seit zwölf Jahren, der Solarboom hat sich stark abgeschwächt“, klagt Moslener. Er macht dafür vor allem die Unsicherheit über die weitere Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien verantwortlich. Das bremse das Interesse an kleinen Solar-Anlagen auf Hausdächern. Allerdings werden die Ausgaben auch durch die weiter gesunkenen Preise für Solarmodule gedrückt. Auch Milliarden-Investitionen in Off-Shore-Windparks konnten den Einbruch nicht verhindern. Moslener zufolge bedarf es klarer und verlässlicher Vorgaben der Politik zur zukünftigen Förderung.