Gasflamme vor schwarzem Hintergrund – Energie bleibt teuer Foto: Getty Images Europe

Haushalte werden laut einer aktuellen Studie nur unzureichend durch sinkende Gaspreisen entlastet. Die Gewinne streichen die Energieversorger ein. Fragen und Antworten zum Thema.

Hamburg/Berlin - Warum hat die weltweite Gasschwemme wenig Auswirkungen auf die Verbraucher?
Eine Studie der Hamburger Beratungsfirma Energy Comment widmet sich der Preissituation im Gasmarkt und wirft die Frage auf, ob erhebliche Kostensenkungen der Energieversorger im Jahr 2014 an die Verbraucher weiter gegeben wurden. Fazit: Dies ist nicht, oder nur unzureichend geschehen. Die Energiewirtschaft hat zu Lasten der Verbraucher Extra-Gewinne in Milliardenhöhe eingefahren. Der Grund: Die Gas-Großhandelspreise zu denen sich Energiehändler, Stadtwerke und Konzerne eindecken, sind viel stärker gefallen als die Verbraucherpreise. Im Durchschnitt hätten die Gasversorger ihre Gewinnspannen um 0,45 Cent je Kilowattstunde ausgeweitet, schreiben die Studienautoren um den Energiefachmann Steffen Bukold. Aktuell kostet eine Kilowattstunde Gas den Verbraucher 6,52 Cent.
Wer streicht wie viel Geld ein?
Laut Energy Comment belaufen sich die „zusätzlichen Einnahmen“ der Gaswirtschaft allein bei den rund 20 Millionen Haushaltskunden auf 1,04 Milliarden Euro netto. Rechnet man Umsatzsteuereffekte mit ein, fallen 1,24 Milliarden Euro an. Bei Gewerbekunden beträgt die entgangene Einsparung 0,54 Milliarden Euro netto. In Summe kommt so ein Netto-Effekt von knapp 1,6 Milliarden Euro an entgangenen Einsparung zusammen – und die Industrie als weiterer Großabnehmer für Gas ist darin noch nicht einmal enthalten. Chris Kühn, Bau- und Wohnungspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, die die Studie in Auftrag gegeben hat, spricht denn auch von einer „Umverteilung auf Kosten der privaten Verbraucher und zugunsten der Energiekonzerne“.
Gibt es andere Kostentreiber?
Andere Preisbestandteile wie Netzentgelte oder Steuern sind 2014 gleich geblieben. Daraus folgern die Studien-Autoren, dass die Ausweitung der Gewinnspannen „ungeschmälert“ den Versorgern zu Gute kam.
Wie viel verlieren die einzelnen Verbraucher?
Hätten die Gasversorger ihre Gewinnspannen im Jahr 2014 nicht ausgeweitet – also Einsparungen im Einkauf an ihre Endkunden weitergegeben – wären die Gaspreise durchschnittlich um 8 Prozent niedriger als sie es im Jahresverlauf 2014 tatsächlich waren. In Euro ausgedrückt bedeutet das für einen Durchschnittshaushalt eine entgangene Einsparung von 108 Euro.
Gibt es regionale Unterschiede?
Tatsächlich scheint es, als ob Einwohner von Flächenländern schlechter weg kommen als Bewohner von Großstädten. Die Experten von Energy Comment haben beispielsweise für Baden-Württemberg oder Schleswig-Holstein einen Betrag von 139 Euro errechnet, der den Verbrauchern durch im Jahr 2014 durch die Lappen gegangen ist. In Großstädten oder Stadtstaaten wie Hamburg, Bremen oder Berlin sind die Gaspreise für die Haushalte dagegen stärker gesunken. Berliner haben demnach nur 17 Euro pro Jahr „zu viel“ bezahlt.
Warum ist das so?
Experten wie Steffen Bukold können diesen Regio-Effekt nur teils erklären. „Offensichtlich ist die Wechselbereitschaft der Kunden in Großstädten höher, sagt der Fachmann. Dadurch sehen sich Energieversorger eher gezwungen Preisspielräume an ihre Kundschaft weiter zu geben. Anders ausgedrückt sei der „Wettbewerbsdruck“, der vom Verbraucher ausgeht in Baden-Württemberg „noch zu gering“, sagt Bukold. An der Zahl der Anbieter kann es jedenfalls nicht liegen. Für alle Postleitzahlengebiete sind Dutzende Gasanbieter verfügbar. Die EnBW – Deutschlands drittgrößter Energieversorger hat die Gaspreise für seine wichtigsten Tarife nach Angaben eines Sprechers zuletzt im August 2011 verändert. Damals stand eine Erhöhung um 9,8 Prozent zu buche. Vorausgegangen waren aber seit 2009 vier Preissenkungen um insgesamt rund 25 Prozent. Auf absehbare Zeit bleiben die Gaspreise nach Angaben des EnBW-Sprechers stabil. Preisvorteile aus der Beschaffung flössen „in die Kalkulation ein“ und kämen „auf diese Weise beim Kunden an“.
Wie funktioniert der Wechsel?
Den Anbieter zu wechseln ist einfach, schnell und sicher. Der Zeitaufwand beträgt nicht mehr als eine halbe Stunde. Die Gefahr, dass einem der Gashahn zugedreht wird, besteht nicht. Internetplattformen wie Verivox.de oder Toptarif.de oder Preisvergleich.de listen Alternativen auf, aus denen die Auswahl getroffen werden kann. Wichtig ist, dem bisherigen Anbieter nicht selbst zu kündigen, sondern das dem neuen Anbietern zu überlassen. So geht der Wechsel am schnellsten. Je Nach Kündigungsfristen im alten vertrag fließt nach wenigen Wochen das Gas vom neuen Anbieter.
Wie sieht es 2015 aus?
Spätestens 2015 müssten „erhebliche Tarifsenkungen bei Gas anstehen, sagt Experte Bukold. Nach Verivox-Daten haben im Januar 2015 immerhin 65 von 780 Gasversorger Preissenkungen von durchschnittlich 5,1 Prozent angekündigt. Wechsels noch in den kalten Wintermonaten könnte sich daher lohnen.