Baut die EnBW entschieden um: Konzernchef Frank Mastiaux Foto: dpa

Großkraftwerke, die alten Gewinnbringer der EnBW, kosten den Konzern heute viel Geld. Neue Öko-Energieanlagen spielen noch nicht genügend Gewinn ein. Um den Spagat zu schaffen, muss das Unternehmen agiler werden und sparen. Eine Belastungsprobe – nicht zuletzt für die Belegschaft.

Karlsruhe - Frank Mastiaux hat das Lamentieren über die miserable Lage, in der sich die deutsche Energiebranche befindet, satt. Statt in die alte Klage der Konzerne über den abrupten Atomausstieg 2011 und die Planlosigkeit der Bundesregierung beim Gestalten der neuen Energiewelt einzustimmen, sagt er nur einen Satz: „Das Umfeld ist schlichtweg aus unterschiedlichen Gründen schwierig.“

So augenzwinkernd flapsig die Aussage ist, so richtig ist sie dennoch. Um elf Prozent sind die Großhandelspreise für Strom in Deutschland im Jahr 2013 zurückgegangen. 2014 brachen sie noch einmal um 13 Prozent ein. Für Konzerne wie die EnBW, deren Geschäft immer noch vom Betrieb großer Kraftwerke geprägt ist, ist das eine Hiobsbotschaft. In dem Maß, in dem die Ware Strom an Wert verliert, verliert auch das wichtigste Inventar der Unternehmen an Wert – die Kraftwerke.

Maßgeblich dieser Effekt hat dem EnBW-Konkurrenten Eon 2014 Abschreibungen von rund fünf Milliarden Euro und tiefrote Zahlen eingebrockt. RWE traf es schon im Vorjahr, und jetzt ist auch der Karlsruher Konzern dran. Um 910 Millionen Euro musste EnBW im Jahr 2014 den Wert seiner Meiler nach unten korrigieren. Nicht mehr kostendeckende Strombezugsverträge hinzugerechnet, summiert sich die Belastung auf 1,3 Milliarden Euro.

Entspannt ist die Lage nicht

Als Folge schrieb die EnBW im abgelaufenen Jahr tiefrote Zahlen. Auf 450,7 Millionen Euro summierten sich die Verluste. Die gute Nachricht: Weitere Wertberichtigungen auf die Meiler sind nicht absehbar.

Entspannt ist die Lage deswegen aber nicht. Das Eigenkapital – aktuell beträgt das Polster der Karlsruher noch rund 4,5 Milliarden Euro – ist im Verlauf des Jahres stark zusammengeschmolzen. Auf eine Kürzung der Dividende für die Aktionäre will man dennoch verzichten. 69 Cent sollen die EnBW-Anteilseigner genau wie 2013 je Aktie bekommen.

Die Gewinne werden indes weiter zurückgehen. Bezogen auf das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), rechne man für 2015 mit einem Rückgang „zwischen null und fünf Prozent“, sagte EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer. 2014 schlugen hier immerhin knapp 2,2 Milliarden Euro zu Buche.

Sparen als Daueraufgabe

Sparen ist deswegen zu einer Art Daueraufgabe bei der EnBW geworden. Nach dem Auslaufen des Kostensenkungsprogramms Fokus, das zuletzt 750 Millionen Euro pro Jahr eingespielt hat, steht schon der Nachfolger in den Startlöchern. Wenn er 2020 voll zum Tragen kommt, soll er für jährliche Einsparungen von 400 Millionen Euro sorgen. Besonders das Kraftwerkspersonal wird das zu spüren bekommen. 500 Stellen – je hälftig im Betrieb der Meiler und in deren Verwaltung – sind hier nach früheren Aussagen von Arbeitnehmervertretern bedroht.

Die Bedeutung der großen Kraftwerke und des Handels mit ihrem Strom wird gemäß den mittelfristigen Planungen des Konzerns in Zukunft auch sinken. Im Jahr 2020 rechnet die EnBW nur noch mit Gewinnen von 300 Millionen Euro pro Jahr aus diesem Geschäftsbereich. Das entspricht einem Rückgang von 80 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2012.

Mehr Energie aus Ökokraftwerken

Deutlich an Fahrt gewinnen soll dagegen die Energieerzeugung mit Ökokraftwerken. Die Gewinne, die aufgrund von Verzögerungen bei einem großen Windpark in der Ostsee (Baltic 2) 2014 noch deutlich unter Plan lagen, sollen 2015 deutlich steigen und bis 2020 gar um 250 Prozent auf 700 Millionen Euro pro Jahr nach oben klettern. Aktuell gebe es „keinen Anlass, an diesem Ziel zu zweifeln“, sagte Mastiaux.

Investiert wird auch. Windanlagen mit einer Leistung von drei Gigawatt – so viel wie drei große Kraftwerke – will EnBW bis 2020 errichtet haben. Bei der Meereswindkraft (offshore) sei man „mit einem Portfolio von 1,9 Gigawatt“ die Nummer 1 in Deutschland, sagte Mastiaux.

Spekulationen um eine mögliche Aufspaltung des Konzerns erteilte Mastiaux – Gehalt 2014: 2,9 Millionen Euro – eine Absage. Vor Jahren habe man diese Option zwar durchdacht, aber schnell wieder verworfen, sagte er. Für die EnBW sei das „keine Handlungsalternative mehr“, sagte er.