Ganz nah am Wasser: Katrin Müller-Hohenstein, Fußball-Moderatorin des ZDF Foto: dpa

Bei EM-Shows am Strand von Usedom gerät der Besserseher des ZDF schon mal ins Schwimmen.

In der guten alten Fußballzeit, als es noch Angriff und Abwehr gab, war es Nationalsport, Kommentatoren wie Heribert Faßbender (ARD) oder Dieter Kürten (ZDF) bei Turnieren mit Häme zu überschütten. Heute sind solche Tacklings fast überflüssig. Seit sich das verbliebene TV-Publikum im Seniorenstiftalter an das Talkshow-Gelaber von Jauch und Lanz, Illner und Maischberger gewöhnt hat, erwartet man nicht ausgerechnet von EM-Kommentatoren Glanzlichter des Entertainments.

Außer von Béla Réthy. Dem ZDF-Mann gelang es, Barças Spielergenie Iniesta in der Partie gegen Italien mit dem Pathologenmesser zu sezieren: „Er denkt mit dem Fuß.“

Bei solchen Sätzen muss es einen nicht erst auf den Allerwertesten setzen, um zu ahnen, wer Réthys Denken lenkt. Iniestas Kollege Xavi hat mal in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt, was den Unterschied von Barcelonas Spielauffassung zur Philosophie anderer Clubs ausmacht: In seinem Team, sagte er, begriffen alle Spieler „das Warum“. Die Frage nach dem Warum spanischer Fußballkunst beantwortet Réthy erneut mit gewohnt analytischer Schärfe: Er sah „Kurzpässe wie in der Besenkammer“. Vermutlich ist von dieser Enge etwas hängen geblieben, seit Boris Becker an diesem Ort den Kürzeren zog.

Aus welcher Epoche der besser Sehende vom Zweiten stammt, war vollends klar, als Réthy im famosen Spiel der Italiener „die Renaissance des Catenaccio“ entdeckte. Er muss sich gefühlt haben wie damals, als der Italo-Riegel berühmter war als Snickers.

Wie gesagt, diese im Stress formulierten Sprüche sind heute nichts Besonderes. Als TV-Gast ist man dankbar für jede Art Euro-Aufklärung, auch für diese: „Italien“, sagte Réthy, „ist nicht bereit, sich vorführen zu lassen.“ Diesen wahren Kern italienischer Strategie begriff ich endgültig, als der ZDF-Kollege Oliver Schmidt im Spiel der Iren gegen die Kroaten beinahe das Mikro verschluckte: „Das ist ein anderes Spiel, als wir erwartet haben.“ So sieht’s aus.

Man möchte bei Gott kein Spielkommentator sein. Der geplagte Fußballmann wähnte sich lieber mit der ZDF-Nixe Katrin Müller-Hohenstein am Strand von Usedom, bei der neuen Unterwasser-Variante des „ZDF-Fernsehgartens“. Eigentlich gehört es sich nicht, über die Strandkörbchen-Größe von TV-Frauen zu lästern. Aber Klamottenschelte hat eine Berechtigung, wenn die Dame ihr Geld vor Staatskameras verdient. Frau Müller-Hohenstein stand im unsäglichen EM-Magazin des ZDF so windgebeutelt herum, als müsste sie in weißen Jeans und pinkfarbenem Jackett den lebenden Leuchtturm einer Salzwasser-Soap für Hinterwäldler geben.

Diese Rolle irritierte offenbar auch die Technik: Die Moderatorin entschuldigte sich, weil der Ton im Fernsehen „anders kommt, als sich die Lippen bewegen“. Dieses Phänomen erlebt man in ihrem Fall allerdings nicht nur bei flacher See.

Neben seiner Beachparty-Partnerin hatte es der ehemalige Torhüter Oliver Kahn nicht leicht, sich als gelernter Turm in der Schlacht auch im Fachdialog zu behaupten. Nachdem sie „ordentlich“ und „wie es sich gehört“ guten Tag gesagt, nämlich ein fröhliches „Halli, Hallo, Hallihallo“ in der nächstbesten Windhose versenkt hatte, löste Frau Müller-Hohenstein Alarmstufe eins aus: Im Spiel der Deutschen gegen die Portugiesen, eingespielte Bilder bewiesen das Verbrechen, hatten Fans Papierrollen zur Eckfahne geworfen. Zwar bemühte sich Kahn umgehend, die Sprechmuschel von Usedom zu besänftigen. Doch als er versuchte, die Papierflieger-Gefahr mit dem Hinweis zu relativieren, Sepp Maier habe sogar mal ein Messer im Strafraum überlebt, war es um sie geschehen: „Das“, konterte sie, „ist nicht lustig.“ Aber hallo. Ein Messer steckt schneller im Fuß, als er denkt.