Bettina Quaas (l.) und Songül Aksahin vom Städtischen Elternseminar gaben Tipps zum Umgang mit Sprachen in der Familie. Foto: Susanne Müller-Baji

Der Elterntreff im Treffpunkt Pfaffenäcker befasste sich mit „Zweisprachigkeit im Familienalltag“. Besucher waren hier Eltern, die ihren Kindern ihre multikulturelle Identität vermitteln und mehr als eine Sprache beibringen wollen.

Weilimdorf - Normalerweise wird ja der Sachverhalt diskutiert, wie Kindern mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache so weit vermittelt werden kann, dass sie an Schulbildung und später an der Berufswelt erfolgreich teilhaben können. Überraschend anders war es am Dienstag beim leider nur mäßig besuchten Elterntreff „Kinder und Sprache“ im Treffpunkt Pfaffenäcker. Wie sich schnell zeigte, waren hierher Eltern gekommen, die ihren Kindern ihre multikulturelle Identität vermitteln und mehr als eine Sprache beibringen wollen. Nur um dann immer öfter festzustellen, dass diese eigentlich nur eines wollen: Eben keine Sonderrolle zwischen ihren Freunden und Klassenkameraden einnehmen und vor allem einfach nur Deutsch sprechen. Die Referentinnen des Städtischen Elternseminars, Bettina Quaas und Songül Aksahin, gaben sich alle Mühe, das „Zusammenleben mit mehreren Sprachen im Familienalltag“ als problemlos darzustellen: Schon Kleinkinder könnten mühelos zwischen zwei Sprachen hin und her wechseln, so lange die Eltern einige einfache Regeln befolgen: Gesprochen wird zu Hause zunächst einmal in der „Herzenssprache“, in der sich die Eltern wohl fühlen. Sonst verderbe man auch den Kindern die Freude am Kommunizieren. Egal, in welcher Sprache, wichtig sei ein vielfältiger Wortschatz, der schon früh die vielen Facetten des Ausdrucks vermittle. So würde das Gefühl für grammatikalische Strukturen optimal gefördert, auf denen alle Sprachen aufbauten. Ob Deutsch dabei die erste oder die zweite Sprache sei, spiele keine Rolle. Die Kinder lernten in den ersten sechs Lebensjahren so schnell und spielerisch, dass keine Nachteile entstünden.

Sprachliches „Kuddelmuddel“

Etwas mehr Überlegungen erfordert die Situation, wenn die beiden Elternteile unterschiedliche Sprachen sprechen. Dann gebe es zwei Möglichkeiten: Entweder wird zum Beispiel immer Türkisch mit dem Vater und Deutsch mit der Mutter gesprochen. Oder die Sprachen werden einzelnen Aktivitäten zugeordnet – bei den Großeltern wird Türkisch gesprochen, vorgelesen wird aber auf Deutsch. So oder so setze dies aber voraus, dass man sich für eine „Familiensprache“ entscheidet, die gesprochen wird, wenn die ganze Familie zusammen ist.

So weit die Theorie. In der Praxis entsteht daraus meist ein ordentliches „Kuddelmuddel“, wie eine Teilnehmerin es bei der anschließenden Fragerunde auf den Punkt brachte. Mal zieht der Ehepartner nicht so recht mit, weil es eben doch unproblematischer ist, gleich Deutsch zu sprechen oder er selbst seinen Wortschatz verbessern möchte. Mal wollen die Kinder auch zu Hause so sprechen, wie sie das aus dem Kindergarten oder der Schule gewohnt sind, und lehnen ihre Mutter- oder Vatersprache plötzlich ganz ab. Jetzt nur keinen Druck ausüben, rieten die Referentinnen: Lieber immer wieder spielerische Angebote machen, wie Trickfilme oder Kinderlieder in der eigenen Sprache.

„Meine Kinder bringen jetzt sogar schon ihre Großeltern dazu, mit ihnen Deutsch zu sprechen“, sagte die Teilnehmerin ratlos. Sie ist selbst zweisprachig aufgewachsen und betrachtet Sprache auch als Mittel der Identität. Andererseits: Ist es wirklich so schlimm, wenn Kinder der dritten Einwanderergeneration ihren Lebensmittelpunkt hauptsächlich in Deutschland sehen? Zumal Songül Aksahin beruhigen konnte: Was Kleinkinder einmal gelernt hätten, das bleibe erhalten – auch wenn die Sprache später nicht mehr regelmäßig gesprochen wird.