Viele, die heutzutage mit dem eigenen Nachwuchs kommen, sind früher selbst als Kind mit dem Karussell gefahren. Foto:  

Seit 20 Jahren macht das Jahrmarktstheater im Höhenpark Killesberg nicht nur seine Betreiber Eliszi Böhm und Uwe Kircher glücklich, sondern auch deren Gäste jeglichen Alters.

Killesberg - Attraktionen gibt es im Höhenpark Killesberg viele: den Aussichtsturm, die frühherbstliche Dahlienschau, das Bähnle und den Streichelzoo. Und dann ist da der historische Jahrmarkt, wie eine Lichtspiegelung, die aus Kindertagen herüber fällt: Die Orgel, der Duft frischer Waffeln, die prächtigen Karussellpferde – alles so wie früher. Oder gar schöner, weil einem nun ja keiner mehr die dritte Karussellfahrt ausredet. Seit 20 Jahren ist Eliszi’s Jahrmarktstheater eine Institution.

Auf einem Jahrmarkt gibt es immer etwas zu tun. Für Eliszi Böhm, Clownin und Puppenspielerin mit Schauspiel- und Gesangsausbildung, ist gerade die nachmittägliche Kindervorstellung zu Ende gegangen. Jetzt gilt es, an den Buden nach dem Rechten zu sehen. Uwe Kircher war in einem anderen Leben Kfz-Mechaniker und ist der Mann fürs Technische – wenn er nicht, wie jetzt gerade, zwei Gästen in die Schiffschaukel hilft. So sieht ein Lebenstraum aus. Seit zwei Jahrzehnten gibt es den historischen Jahrmarkt im Höhenpark Killesberg und er hat stetig an Attraktionen hinzugewonnen. Wobei nahe Sinsheim, im Winterquartier mit angeschlossener Werkstatt, noch weitere Schätze lagern, wie Kircher verrät.

Kulturprogramm mit Konzerten und Kabarett

Er war es, der den Grundstein für das Jahrmarktstheater gelegt hat: Seine Partnerin Eliszi Böhm spielte damals schon Kindervorstellungen auf dem Killesberg und sollte bei Regen ein Dach über dem Kopf haben. Eher zufällig geriet er an das vormalige Pferdekarussell, das, zum Theaterzelt umgebaut, das Herz der Veranstaltungen bei Eliszi’s ist. Denn außer Jahrmarktsorgel, Schiffschaukel, Hut-Wurfbude, Waffelwagen und dem Pferdekarussell aus dem Jahr 1900 gibt es hier auch ein hinreißendes Kulturprogramm, vom Swingkonzert über Kabarett bis zu den überregional beliebten Tangoabenden.

Woher kommen aber die historischen Attraktionen? Es sei tatsächlich schwierig, Ersatzteile oder gar ganze Karussells zu erwerben, erklärt Uwe Kircher. Selbst wenn sie längst ausgemustert und eingelagert wurden, würden sie in der Regel kaum an Außenstehende verkauft: „Gute Kontakte sind da alles.“ Die nostalgische Klappnotenorgel der Gebrüder Bruder aus dem Jahr 1889 etwa entstammt dem Nachlass eines Sammlers, mit dem er wegen eines anderen Instruments gerne gefachsimpelt hatte.

Ohne Handwerker-Gen geht es nicht

Außerdem ist das Handwerker-Gen unabdingbar: „Man kauft ja die Katze im Sack, weil man die Sachen nicht aufgebaut sieht.“ Dass das hin und wieder für eine herbe Enttäuschung sorgt, gehöre dazu: Die Schiffschaukel beispielsweise sei in sehr schlechtem Zustand gewesen, große Teile mussten ersetzt werden. Kircher hat sich mittlerweile seinen eigenen Fundus geschaffen, oft ist Selbermachen angesagt. Das sonst so allgegenwärtige Internet hilft wenig bei der Beschaffung von Ersatzteilen: „Da taucht kaum was auf.“

Eliszi’s Jahrmarktstheater, das in dieser Form deutschlandweit seinesgleichen sucht, zieht Menschen jeden Alters magisch an. Die beiden Betreiber werden immer wieder von Besuchern angesprochen, die schon als Kind bei Eliszi’s Karussell gefahren sind und jetzt mit dem eigenen Nachwuchs herkommen. „Wir hören auch oft, dass Eltern lieber hierher kommen, als auf den Wasen, weil es hier überschaubarer und ruhiger ist“, erzählt Eliszi Böhm. Besonders ans Herz gewachsen ist der Jahrmarkt auch den älteren Stammgästen: „Da ist es schwer, wenn wir im Herbst abbauen“, so Kircher: „Sie sagen dann: Hoffentlich sehen wir uns im Frühjahr wieder.“

Die Saison dauert bis Ende Oktober, danach geht es ins Winterlager, wo anfallende Reparaturen und Restaurierungsarbeiten ausgeführt werden. Dann bleibt auch Zeit für die weiteren Schätze, die Böhm und Kircher über die Jahre gesammelt haben, darunter eine Berg-und-Tal-Bahn. Wird die denn auch mal im Höhenpark zum Einsatz kommen? Eher nicht, sagt Kircher, es gibt Auflagen, die Eliszi’s räumlich begrenzen. „Aber wir haben den Traum, irgendwann mal ein Jahrmarktsmuseum einzurichten. Oder vielleicht so etwas wie einen kleinen Freizeitpark.“ Noch aber ist Eliszi’s Jahrmarktstheater das, was dem Traum von Böhm und Kircher – und dem vieler ihrer Gäste – am nächsten kommt.