Kaufbonus für Elektroautos – das Kabinett muss noch Grünes Licht geben. Foto: dpa

Spätestens bis zum 25. Mail will das Kabinett die Kaufprämie für Elektroautos beschließen. Im Kostenvergleich schneiden Diesel und Benziner trotz des Kaufanreizes meist besser ab.

Stuttgart - Die Kaufprämie für Elektroautos könnte zwar mehr Menschen zum Kauf animieren, aber rentabel sind deshalb trotzdem nur wenige E-Autos. Das zeigt auch das Beispiel eines typischen Pendlers in der Region Stuttgart, der rund 30 Kilometer zur Arbeit in die Stadt fährt. Täglich sind das hin und zurück 60 Kilometer. Er hält das Auto vier Jahre - wie der Durchschnitt der Autofahrer - und kommt auf rund 15 000 Kilometer jährliche Fahrleistung, weil er am Wochenende mal einen Ausflug macht oder noch zum Einkaufen fährt.

Soll er sich nun einen neuen Golf als Elektrovariante oder als Benziner kaufen? Ob sich das lohnt hängt vor allem vom Kaufpreis und den Lademöglichkeiten, weniger von den Stromkosten ab. Im Vergleich zur Benzinvariante kostet der Elektro-Golf im Anschaffungspreis, bei dem die 4000 Euro Prämie schon berücksichtigt sind, mit 32 725 Euro immer noch 4755 Euro mehr. Betrachtet man allein die Kraftstoffkosten hat der E-Golf die Nase vorn. Laut Hersteller liegt der Stromverbrauch bei 12,7 kWh pro 100 Kilometer. Mit einem Strompreis von 28 Cent kommt der Fahrer auf einen Preis von 3,56 Euro pro 100 Kilometer. Die Benzinvariante kommt teurer: Laut Hersteller liegt der Verbrauch bei 4,9 Liter je 100 Kilometer, was bei 1,30 Euro je Liter Superbenzin auf 100 Kilometer 6,37 Euro ausmacht. „Eine Milchmädchen-Rechnung“, meint ein ADAC-Experte, auch wenn man noch mit einkalkuliert, dass ein Elektroauto von der Kfz-Steuer befreit ist, kein Motoröl und keinen Ölwechsel braucht. Wenn es der Besitzer noch im Geschäft umsonst aufladen kann, umso besser. In der Praxis gebe es aber gravierende Einflüsse. Scheibenwischer, Licht , Klimaanlage - das alles gehe bei E-Autos direkt auf die Batterie. Wenn man im Winter die Heizung einschalte könne das bis zu 20 Kilometer Reichweite kosten, so ein Experte. Unterm Strich kommt man beim E-Golf auf Gesamtkosten von 52,6 Cent je Kilometer, beim Benziner auf 47,8 Cent je Kilometer. Allein der monatliche Wertverlust beim E-Golf liegt bei 443 Euro, beim Benziner sind es 100 Euro weniger. Das liegt unter anderem am hohen Kaufpreis.

E-Autos werden eher auf Kurzstrecken genutzt

Auch im ADAC-Autokostenvergleich sind zehn von zwölf E-Modellen im Unterhalt immer noch teurer als vergleichbare Diesel oder Benziner. Verglichen wurden dabei die Gesamtkosten aus Anschaffung, Prämie, Wertverlust, laufenden Kosten – vom Tanken über Werkstattbesuche bis zum Reifenkauf – sowie Steuern und Versicherung von Elektroautos und entsprechenden Diesel- und Benzinautos.

Mit dem geplanten Zuschuss von 4000 Euro für E-Autos fahren nur der Mercedes B 250 e und der Kia Soul EV günstiger als Benziner oder Diesel, die in Ausstattung und Leistung vergleichbar sind. Beim Mercedes lassen sich 3,6 Cent pro Kilometer im Vergleich zum Benziner-Pendant sparen, beim Kia sind es 0,9 Cent pro Kilometer gegenüber dem Diesel und 0,6 Cent gegenüber dem Benziner.

Elektroautos werden wegen ihrer kurzen Reichweite von maximal 200 Kilometern eher auf kurzen Strecken genutzt. Deshalb sind mehr als 15 000 Kilometer Laufleistung pro Jahr realistisch. Bei längeren Laufleistungen schrumpft zwar der Kostennachteil der Stromer, aber er verschwindet nicht, heißt es beim ADAC. Manche Vorteile von E-Autos sind schwierig in Geld zu fassen – das reicht etwa von Sonderparkplätzen über niedrigere Parkgebühren bis hin zur Nutzung von Busspuren oder dem Fahren in der Innenstadt bei Smog.

Potenzielle Autokäufer stehen in den Startlöchern

Die Rechnung der Bundesregierung, dass es diesen Monat mit der Kaufprämie für Elektroautos klappt, könnte immer noch aufgehen. Die Entscheidung ist bereits gefallen, dass reine Elektroautos mit 4000 Euro gefördert werden und Plug-in Hybride mit 3000 Euro, doch das Geld kann erst fließen, wenn ein Kabinettsbeschluss da ist. Den hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble bis spätestens 25. Mai angekündigt. Potenzielle Autokäufer stehen nun in den Startlöchern. „Die Leute wollen wissen, wann es losgeht“, heißt es beispielsweise beim Autohaus Marquardt in Stuttgart-Zuffenhausen. Man habe das Problem, dass man den Stichtag nicht kenne. Die Kunden wüssten, dass die Prämie komme, aber nicht wann.

Auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das für diese Art von Verkaufshilfen zuständig ist, gehen immer wieder Anfragen ein. Doch so lange kein Kabinettsbeschluss und die entsprechende Förderrichtlinie vorliegt, können dort auch keine Anträge auf Kaufprämie gestellt werden. „Wir bitten von Anfragen Abstand zu nehmen“, heißt es dort mittlerweile. Warten ist angesagt - warten auf die Prämie. Denn wer in diesen Tagen ein Elektroauto kauft, bekommt noch keine.

Rechnerisch dürfte der Fördertopf für rund 300 000 Elektrofahrzeuge reichen. Derzeit fahren rund 55 000 Elektro- und Hybridfahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Mit Panikkäufen sei nicht zu rechnen, heißt es bei der Mercedes-Benz-Tochter Smart. Dort will man sich nicht näher äußern, solange man die genaue Formulierung der Förderrichtlinie nicht kennt. Der Smart werde durch die Prämie für Autokäufer um rund 20 Prozent günstiger. Ob man zusätzlich noch einen Bonus drauf packt, lässt der Sprecher offen. „Ausschließen können wir nichts, wir schauen uns aber erst mal an, was in der Richtlinie steht“, sagt er. Ausländische Wettbewerber wie Renault und Nissan zahlen ihren Käufern auf die gesamte Kaufprämie - die der Staat und die Autohersteller zu je 50 Prozent finanzieren - noch einen Zusatzbonus von 1000 Euro drauf.

Kaufprämie für Autos, die maximal 60.000 Euro kosten

Mit dem Antrag für die Prämie ist der Kaufvertrag einzureichen, aus dem sich der um den Anteil des Herstellers reduzierte Kaufpreis ergeben müsse, heißt bei beim BAFA weiter. Der Kaufbonus wird für Fahrzeuge von Herstellern gewährt, die bei der Kaufprämie mitmachen - für Autos, die maximal 60 000 Euro kosten. Neben den deutschen Herstellern sind auch ausländischer Autobauer mit im Boot. „Selbstverständlich beteiligen sich auch die internationalen Fahrzeughersteller an der Kaufprämie“, sagt Volker Lange vom Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Von denen kämen allein 17 Modelle für die Prämie in Frage.

Regierung muss Ladeinfrastruktur weiter ausbauen

Mit der Kaufprämie falle der Preisaufschlag für die betroffenen Elektroautos deutlich, allerdings nicht genug, heißt es auch in einer Studie der Stuttgarter Managementberatung Horváth & Partners. Im Durchschnitt seien sie immer noch 20 Prozent teurer. „Die Elektromobilität in Deutschland kann jede Unterstützung gebrauchen, allerdings wird die Kaufprämie allein noch keinen Durchbruch bringen“, sagt Studienleiter Oliver Greiner. Er begründet dies damit, dass der Anreiz nicht hoch genug sei, um den Aufpreis von Elektroautos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu kompensieren. Erst ab einer Preisdifferenz unter zehn Prozent zwischen Stromer und Verbrenner rechnen die Experten damit, dass der höhere Preis keine entscheidende Rolle mehr spiele. Bislang gelte das aber noch für zu wenige Modelle. Zudem ist die Bandbreite der begünstigten Fahrzeuge noch nicht attraktiv genug. Die Prämie fördere insbesondere kleinere Fahrzeuge mit relativ geringer Reichweite. Potenzielle Käufer würden aber weniger von Stadtautos angezogen, sondern von echten Alternativen zu ihren bestehenden Fahrzeugen. Wichtige Treiber der Elektromobilität seien zum einen, dass die Autohersteller größere Reichweiten für die Fahrzeuge schaffen - das wird durch fallende Preise bei Battereizellen möglich - und dass die Bundesregierung die Ladeinfrastruktur weiter ausbauen wolle.