Ozapft is: Tanken unter Strom. Foto: dpa

Stadt, EnBW und Daimler-Tochter Car2go stellen Elektroauto-Projekt vor – Bezirksbeirat skeptisch.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt soll bald unter Strom stehen. Unter Ladestrom. Damit Elektromobile flächendeckend in der Stadt an Ladestationen tanken können, hat sich die Stadt Stuttgart mit dem Energieversorger EnBW und der Daimler-Tochter Car2go zusammengetan. Letztere will bis Ende des Jahres eine Mietwagenflotte von 300 Elektro-Smarts im Stadtgebiet stationieren. Um das Projekt anzuschieben, hatte der Gemeinderat Ende März 350.000 Euro für Ladestelen und Leitungsbau bewilligt.

Bis zum Jahresende sollen stadtweit 215 Ladesäulen betriebsbereit sein. An ihnen dürfen Stromer zudem kostenlos parken. Derzeit gibt es in Stuttgart lediglich 30 öffentliche Stromtankstellen. Im nächsten Jahr sollen erste Ladestationen in der Region folgen. Die Pläne für ein Stromtankstellennetz sind fertig. Ausgehend von Verkehrsströmen, Straßen- und Häuserkatastern, Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Arbeitsstättendichte sind 350 mögliche Standorte für Ladeterminals definiert.

Zurzeit werden die endgültigen Standorte herausgefiltert

„Aus Amsterdam wissen wir, dass der Weg zur nächsten Ladesäule nicht weiter als 400 Meter sein sollte“, nennt Andrea Spielvogel von Car2go einen Erfahrungswert aus der holländischen Grachtenstadt, wo es bereits Elektro-Smarts zu mieten gibt. Gemeinsam mit Julia Weiss von der EnBW und Günter Stürmer, dem E-Mobilitätsexperten im Rathaus, tourt Spielvogel derzeit durch die 23 Bezirksbeiräte Stuttgarts, um die endgültigen Standorte herauszufiltern.

Die drei von der Stromtankstelle waren jüngst im Bezirksbeirat Mitte zu Gast. Die Innenstadt soll mit 21 weiteren Ladestationen das dichteste E-Tankstellennetz bekommen. Aus 34 Standortvorschlägen können die Beiräte ihre Favoriten auswählen. „In die City pendeln die meisten Autofahrer ein“, begründet Julia Weiss die hohe Stationsdichte entlang des City-Rings. Bad Cannstatt, mit 64.000 Einwohnern größter Stadtbezirk, soll zehn weitere Stromsäulen erhalten, Flughafen und Landesmesse gemeinsam drei weitere Ladeterminals. Schlusslicht im Ausbauplan ist Wangen. Dort ist neben der bereits bestehenden nur eine weitere Stromsäule vorgesehen.

Läuft alles nach Plan, werden Ende 2012 mehr öffentliche Stromtankstellen in Stuttgart betriebsbereit sein als es private Elektromobile in der Stadt gibt. „Derzeit sind 160 auf private Halter zugelassen“, so Stürmer. Mehr Stromer wird es bald bei den gewerblich genutzten Fahrzeuge geben. Zu den 300 Elektro-Smarts von Car2go sollen 100 E-Leihwagen der Bahntochter Flinkster dazukommen. Im Bezirksbeirat Mitte wurden die Pläne mit Skepsis aufgenommen. Vor allem aus dem ökosozialen Lager wurden Bedenken geäußert, dass die Stadt einen Stromkonzern und eine Mietwagenfirma sponsert. Über die Standorte will das Gremium in einer kommenden Sitzung entscheiden.