Die Figuren auf dem Elefantenspielplatz sind wieder vollständig. Foto: Ben Schieler

Die SWSG hat die Steinfiguren des einstigen Brunnens aufwendig restaurieren lassen. Den Stein der Restauration ins Rollen brachte Ortshistoriker Martin Molde, der einen Objektleiter der SWSG auf den Zustand der Figuren hinwies.

Wangen - Wenn junge Frauen sich die Nase richten lassen, weil sie meinen, damit ein Schönheitsideal zu erfüllen, trifft das nicht überall auf Zustimmung. Eine ewig junge Dame in Wangen, die in Wahrheit bereits einige Jährchen auf dem Buckel hat, ist jüngst einer solchen OP unterzogen worden, samt ihres listigen Begleiters – zur Freude der Bezirksvorsteherin Beate Dietrich und des Ortshistorikers Martin Dolde.

Dolde hat den Stein ins Rollen gebracht

Dass Dolde sich über das Resultat freut, ist kein großes Wunder, hat er doch den Stein der Restaurierung ins Rollen gebracht. Als er vor einiger Zeit auf dem Elefantenspielplatz Fotos von der jungen Dame und ihrem listigen Begleiter machte, die besser bekannt sind als Rotkäppchen und der böse Wolf, ertappte ihn ein Objektleiter der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG). Warum er denn da Fotos mache, wurde Dolde gefragt – und der wies den Herrn gleich einmal auf den Zustand der Figuren hin. Konkret: auf die abhanden gekommene Nase des Rotkäppchens sowie die fehlende Schnauze und den lädierten Vorderlauf ihres Begleiters.

Bei dem SWSG-Vertreter muss Dolde damit etwas bewegt haben. Ein Jahr, nachdem die Gesellschaft ihren Spielplatz in einer dreimonatigen Umbauphase aufpäppelte, schickte sie einen Steinmetz herbei, der mit einer Modellierpaste anrückte, die Figuren mit oberflächenschonendem Heißwasserdampf absprühte, um sie von Moospolstern zu befreien, und sie schließlich imprägnierte, um sie vor bleibenden Schmierereien zu bewahren. „Unser Ziel war es, sie so weit wie möglich in ihrem Originalzustand erstrahlen zu lassen“, sagt der SWSG-Sprecher Peter Schwab.

Restaurierung ging innerhalb von sechs Wochen über die Bühne

Sozusagen als Kunst am Bau ist der Rotkäppchenbrunnen 1920 entstanden. Der in Mutlangen geborene Bildhauer Johannes Maihöfer schuf ihn eigentlich für den Wangener Vatikan, jene Wohnanlage an der Ulmer und Laupheimer Straße, wo Martin Dolde das erste Mal mit ihm in Berührung kam, während des Spielens als kleiner Bub auf Erdhügeln beim ehemaligen Luftschutzstollen. Bei Recherchen zur Ruine des im Krieg bombardierten Hauses in der Ulmer Straße 316, in dessen Nähe der Brunnen stand, fand der Ortshistoriker heraus, dass das Rotkäppchen und ihr Wolf wohl Ende der Siebziger den Weg zum heutigen Standort fanden. Dolde freut es, dass „die sehr aufwendige Restaurierung innerhalb von sechs Wochen über die Bühne ging“.

Auch Beate Dietrich hat die Arbeiten verfolgt, erst recht, da die Inselsiedlung, zu der der Elefantenspielplatz gehört, eine „hohe Bedeutung“ für ihren Stadtbezirk habe. „Als die Siedlung entstand, waren die Häuser mit ihren innenliegenden Bädern und Toiletten etwas sehr Fortschrittliches und Tolles“, sagt die Bezirksvorsteherin.

Die vor sechs Jahren begonnene kontinuierliche Modernisierung der denkmalgeschützten Wohnblöcke in der Inselsiedlung durch die SWSG dauert derweil weiter an. Sie soll 2017 abgeschlossen sein.