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Passagierschiff berührt bei Karlsruhe den Grund des Flusses und schlägt leck. Wasser dringt ein.

Karlsruhe/Rastatt-Plittersdorf - Den Lotsen trifft nach ersten Ermittlungen die Schuld: Der 78 Jahre alte Rheinkenner steuerte in der Nacht zum Dienstag das Kreuzfahrtschiff „Bellriva“ zu nah ans Ufer und versenkte es fast. 115 Passagiere und 43 Mann Besatzung konnten unverletzt gerettet werden. Die Fahrgäste wurden am Mittag mit Bussen nach Köln gefahren. Der Schaden an dem Schiff wird auf eine halbe Million Euro geschätzt.

Unfallursache weiterhin unklar

Gegen der Lotsen wird nun wegen fahrlässiger Gefährdung des Schiffsverkehrs ermittelt. Nach Ansicht der Karlsruher Wasserschutzpolizei ist der Lotse zu weit nach rechts geraten und hatte mit dem Schiff insgesamt drei Buhnen gerammt, mit denen der Wasserstrom reguliert wird. Wie das passieren konnte, ist nach wie vor unklar. Die Fahrrinne ist an der Unglücksstelle in Höhe Rastatt-Plittersdorf (Kreis Rastatt) 90 Meter breit. „Eine Kollision mit einer Buhne ist da wirklich nicht vorgesehen“, sagte Leiter Robert Hellmann. Die Buhnen waren wegen des höheren Wasserstandes von etwa fünf Metern überspült und nicht sichtbar. Sie sind jedoch in den Schifffahrtskarten verzeichnet.

Das Personal sowie die Passagiere wurden zu dem Unfallhergang befragt, hieß es. Zwei Menschen mussten wegen Kreislaufbeschwerden und anderen Vorerkrankungen ins Krankenhaus gebracht werden. „Wir wurden um halb vier wachgerüttelt“, sagte Passagierin Marianne Sorsak (54) über den Zusammenstoß. „Erst dachte ich, wir seien in eine Schleuse gefahren, aber das Geräusch kam von unten, da hatte ich schon ein komisches Gefühl im Bauch“, erzählte die Belgierin. „Die Crew hat uns beruhigt. Etwa um 4 Uhr kam die erste Durchsage, wir mussten alle nach oben“, sagte der 75-jährige Siegfried Schmitz. „Panik hatten wir keine, keiner hat geweint oder geschrien, jeder war gelassen“.

Die Crew habe ruhig und besonnen reagiert. Das Schiff fuhr für eine holländische Reederei und war auf dem Weg von Basel nach Köln. Das Wasser in dem havarierten Schiff stand nach Polizeiangaben „bis zum unteren Fensterrand etwa 1,50 bis 1,70 Meter hoch“. Es konnte jedoch noch aus eigener Kraft bis zum Karlsruher Hafen fahren. Dort entdeckten Taucher drei Lecks in einer Größe von 10 bis 15 Zentimetern und einen Haarriss auf einer Seite des Schiffes. Ihnen gelang es, Stahlplatten anzuschweißen und die Lecks zu schließen.

Schiff kann wohl nicht mehr aus eigener Kraft weiterfahren

Das Schiff kann voraussichtlich dennoch nicht mehr aus eigener Kraft weiterfahren, da bei dem Zusammenstoß auch die Antriebsschrauben beschädigt wurden, teilte die Polizei mit. Der Treibstoff war nach dem Leck sofort auf die unversehrte Seite des Schiffes verlagert worden, um es zu stabilisieren. Außerdem wurde ständig Wasser abgepumpt. Bis zu 6000 Liter Wasser pro Minute seien von einem Hafenschlepper und sechs Pumpen der Feuerwehr abgesaugt worden. Spezialschiffe entsorgten auch ein Wasser-Öl-Gemisch, das sich im Bauch der „Bellriva“ angesammelt hatte.

Der Sprecher des Veranstalters „1AVista“, Hagen Mesters, zeigte sich zusichtlich, dass das Schiff bereits für die nächste „Rhein Romantik“-Kreuzfahrt am 25. April wieder flott gemacht werden kann. Das sei im Moment jedoch zweitrangig - jetzt zählten vor allem die Passagiere. „Erstmal wollen wir, dass es den Leuten gutgeht und sie dort ankommen, wo sie hinwollen.“ Eine siebentägige Rheinkreuzfahrt kostet im Schnitt rund 900 Euro.