Noch sind bei der ehemaligen Pflugfabrik die Bagger im Einsatz. Im Herbst soll der Umbau des Areals abgeschlossen sein. Foto: Rudel

Der Bauunternehmer Peter Lampart verwandelt die Backsteinhallen einer ehemaligen Pflugfabrik in eine Plattform für Kultur, Industrie, Pop-up-Gastronomie und einiges mehr. Alles unter dem Stichwort mobile Leidenschaft.

Eislingen - Aus einigen wichtigen Details macht Peter Lampart noch ein Geheimnis. Weder verrät er, wie viel Geld er zurzeit im Industriegebiet in Eislingen-Nord verbaut, noch, wer seine Partner sind. Doch wenn es um das Projekt geht, das er bis Spätherbst auf dem Gelände der früheren Pflugfabrik Ventzki umsetzt, taut Lampart auf. Dann reißt den bekennenden Oldtimerfan die Begeisterung mit. Immerhin will er in Eislingen eine Plattform für Oldtimerfans schaffen, die von der Größe her zwar nicht mit der bekannten Motorworld in Böblingen mithalten kann, dafür aber durch das bewusst bunte und vielfältige Konzept punktet. Eines immerhin verrät Lampart dann doch: Für das Event- und Konzertprogramm hat er sich Mitstreiter aus Stuttgart geholt, darunter die Betreiber des Wizemann, eines Industrieareals, in dem heute Konzert- und Kulturveranstaltungen und Gastronomie zu Hause sind.

„Wir haben das Gelände vor eineinhalb Jahren als Lager für unsere Firma gekauft“, berichtet der Inhaber der Göppinger Baufirma L-Bau. „Aber wir nutzen nur einen kleinen Teil davon, und so habe ich mich eben gefragt, was mache ich mit den alten Fabrikhallen.“ Zunächst habe er darüber nachgedacht, ein Konzept mit Handwerkerhöfen und kleinen Geschäften auf dem Areal umzusetzen. Aber das sei relativ schnell vom Tisch gewesen.

Von Hochzeiten über Konzerte bis hin zu Workshops

„Ich habe selbst Oldtimer und habe viele Kontakte in diesem Bereich. So ist dann nach und nach die Idee für das Zweigwerk Nr. 11 entstanden“, sagt Lampart. Hinter dem Namen verbirgt sich ein umfassendes Konzept, das der Unternehmer in Eislingen umsetzen will und das in vielem an die Motorworld auf dem Flugfeld bei Böblingen erinnert.

Im Erdgeschoss der ehemaligen Pflugfabrik entstehen zurzeit auf 1500 Quadratmetern Räume für Gastronomie, Konzerte, Schulungen und Workshops. „Dieser Bereich kann von Firmen für interne Veranstaltungen ebenso gemietet werden wie von Privatleuten, zum Beispiel für Hochzeiten“, erklärt Lampart. Außerdem sei geplant, dort regelmäßig Konzerte und andere Kulturveranstaltungen zu organisieren. Lampart ist auch mit Gastronomen aus dem Kreis in Kontakt, die dort sogenannte Pop-up-Gastronomie auf die Beine stellen werden, Cafés und Restaurants auf Zeit.

Die Oldtimerfans kommen vor allem in den oberen drei Etagen des Backsteingebäudes auf ihre Kosten. Mitglieder eines Oldtimerclubs, den Lampart etablieren will, können dort ihre Fahrzeuge einstellen. Hinauf geht es mit einem gläsernen Aufzug, der bereits an die Südseite des Gebäudes angeschlossen wurde. Die Mitglieder des Clubs haben 24 Stunden am Tag Zutritt zum Gebäude und können auch eine Bar und eine Lounge nutzen, die in den oberen Stockwerken entstehen sollen.

Eine Plattform für Oldtimerfans

Die oberen beiden Stockwerke sind den Clubmitgliedern vorbehalten, die Fahrzeuge, die im ersten Stock stehen, können von Besuchern der Veranstaltungen besichtigt werden. Ein gläsernes Atrium schafft eine Verbindung zwischen den Veranstaltungen im Erdgeschoss und den mobilen Schätzen im ersten Stock. Lampart sieht die Hochzeitsgesellschaften von Autofans, die sich zwischen den Oldtimern ablichten lassen, bereits vor sich. Oder Firmen, die den Seminarbereich im ersten Stock zwischen den alten Fahrzeugen nutzen.

„Es gibt so viele Oldtimerbegeisterte, die einfach Lust haben, ihre Freude an den Fahrzeugen gemeinsam zu zelebrieren“, sagt Lampart. „Die wollen nicht nur alleine in der Werkstatt vor sich hin schrauben.“ Entsprechend plant der Unternehmer auch, regelmäßig Autoveranstaltungen, etwa gemeinsame Ausfahrten, zu organisieren. Die Kulturveranstaltungen und die Gastronomie hingegen sollen nicht nur Autofans, sondern auch andere Bürger ansprechen. „Aber letztlich findet Autos doch eigentlich jeder faszinierend“, glaubt er.

„Das Zweigwerk Nr. 11 wird letztlich eine Plattform, auf der ganz viel passieren und sich entwickeln kann“, sagt er. Das Interesse der Unternehmen, der Gastronomie und der Kulturveranstalter an seinem Konzept sei jedenfalls groß, genauso wie die Bereitschaft zu Kooperationen. „Heutzutage muss man Netzwerke knüpfen und ungewöhnliche Formate auf die Beine stellen“, findet er.

Und weil Lampart von seinem Projekt absolut überzeugt ist, plant er schon jetzt, wie er die ehemaligen Fabrikhallen in zwei, drei Jahren noch weiter ausbauen wird. Dann soll im Westteil des Gebäudes noch eine große zweigeschossige Konzerthalle mit Atrium und Dachterrasse für ein Restaurant oder Café entstehen. „In dem Bereich, der jetzt ausgebaut wird, haben wir aber auch schon Platz für Konzerte mit etwa 500 Besuchern“, ergänzt er.

Landmaschinen und Motoren

Pflugfabrik:
Im Jahr 1882 gründete August Ventzki in Graudenz an der Weichsel eine Fabrik für Dampfpflüge. Später folgte ein zweiter Standort in Eislingen-Nord. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verkaufte Ventzki zu großen Anteilen das nun in Polen liegende Werk in Graudenz und zog nach Eislingen um, wo die Familie das Unternehmen noch bis zum Jahr 1970 leitete. In den 80er Jahren fusionierte das Unternehmen mit dem US-amerikanischen Konzern MTD und produzierte fortan motorbetriebene Gartengeräte.

Motorworld:
Aus einem Mobilitätszentrum in den denkmalgeschützten Hallen des ehemaligen Landesflughafens von Württemberg auf dem Flugfeld bei Böblingen entwickelte sich die 2014 eröffnete Motorworld mit einer Fläche von 50 000 Quadratmetern. Besucher können dort eine wechselnde Sammlung besonderer Fahrzeuge besichtigen. Anbieter verkaufen, restaurieren und vermieten Fahrzeuge. Private Oldtimer- und Sportwagenbesitzer können ihre Schätze präsentieren oder einfach unterstellen. Es gibt Gastronomie, ein Hotel und Veranstaltungen rund um das Thema Auto.