Sidney Crosby: Nach Olympia-Gold und Stanley-Cup-Sieg folgte nun der Triumph bei der WM mit Kanada Foto: Getty

Sidney Crosby ist etwas Einmaliges gelungen: Der Kanadier ist der erste Eishockey-Profi, der sein Team als Spielführer zum Stanley-Cup-Erfolg, zum Olympiasieg und zum WM-Triumph führte.

Stuttgart - „The next one“ wird er genannt – der Nächste – , und das ist anerkennend gemeint, keinesfalls despektierlich. Der Nächste, weil das Attribut „the great one“, der Große, im Eishockey an Wayne Gretzky vergeben wurde. Sidney Crosby ist „The next one“ – und das beschreibt seine Situation nach dieser WM in Tschechien extrem gut.

Der Kanadier ist das neueste Mitglied im Triple Gold Club. Nur 27 Mitglieder (26 Spieler, ein Trainer) weltweit hat diese exklusive Vereinigung, eintreten darf nur der, der die drei ultimativen Titel im Eishockey gewonnen hat: Weltmeisterschaft, olympisches Gold und den Stanley Cup in der nordamerikanischen NHL. Der 27 Jahre alte Starstürmer ist sogar der erste „Triple Gold Captain“ – er hat als Einziger des erlauchten Kreises jeweils als Kapitän sein Team zum Triumph geführt. „Es ist eine große Ehre für mich“, sagte Sidney Crosby bescheiden, „ich hatte das Glück, dass ich immer in großen Mannschaften gespielt habe.“

Nach dem fast schon unglaublich souveränen 6:1-Erfolg über Russland im WM-Finale von Prag war der kanadische Captain nicht außer Rand und Band wie zuvor auf dem Eis der Arena, der Profi der Pittsburgh Penguins war eher ein stiller Genießer denn ein schriller. Nachdem er den WM-Pott im Konfettiregen ohne große Show und reichlich kurz in die Höhe gereckt hatte, wollte er die Trophäe später gar nicht mehr hergeben – weder in der Interviewzone noch im Teamhotel der Kanadier.

„Es ist ein sehr spezielles Gefühl, so ein Turnier zu bestreiten, wie wir es getan haben. Jeder war unglaublich“, schwärmte Sidney Crosby, und dabei hatte er dieses ständige sympathische Lächeln auf den Lippen, das ihm an diesem Abend wahrscheinlich nicht einmal ein erstklassiger Gesichtschirurg hätte wegoperieren können. „Wir sind eine verschworene Truppe“, betonte der glückselige Ausnahmekönner am Puck immer wieder.

Denn Sidney Crosby wusste ganz genau, dass er nicht in der Lage gewesen wäre, ganz alleine die begehrte Eintrittskarte für den Triple Gold Club zu ergattern. „Das ist einfach nur großartig. Wir haben das erreicht, für das wir alle hergekommen sind“, jubelte der Mann, der 1987 in Neuschottland geboren worden war. Er meinte das völlig ernst, es war keine vorgefertigte Floskel, um die lieben Teamkollegen noch kräftig zu bauchpinseln. Dieser Mannschaftsgedanke im Team Canada war weder gespielt noch aufgesetzt, er ist der Grundpfeiler für das erste WM-Gold des Eishockey-Mutterlandes seit acht Jahren.

Alle NHL-Stars stellten ihr Ego hintan, was in dieser Sportart nicht immer eine Selbstverständlichkeit darstellt. Crosby ging mit gutem Beispiel voran, er murrte nicht, als ihm WM-Torschützenkönig Tyler Seguin (9/Dallas Stars) oder Scorerkönig Jason Spezza (14/Dallas Stars) auch einmal die Show stahlen. Dass die Kanadier wegen des gemeinsamen Erfolges nach Europa gereist waren, verdeutlichte die Art, wie sie die Sonderprämie von einer Million Schweizer Franken (955 000 Euro) für zehn Siege nach 60 Minuten zur Kenntnis nahmen. „Ich wusste gar nicht, dass es die gibt“, sagte Stürmer Jordan Eberle von den Edmonton Oilers.

Sidney Crosby kam die Gnade der späten Geburt zupass. Bis Ende des 20. Jahrhunderts galt eine WM bei NHL-Profis als vermeidbarer Termin, erst allmählich stieg der Stellenwert des Turniers – so dass nun die Stars anreisen, sobald ihr Team in den Play-offs um den Stanley Cup ausgeschieden ist. „Man braucht auch Glück“, sagte Crosby, „andere Burschen haben in anderen Teams auch darum gekämpft, und sie haben es nicht geschafft.“ Wie Wayne Gretzky; nur einmal nahm der an einer WM teil – 1982 wurde er mit Kanada Dritter und war Topscorer des Turniers. Zum Mitglied des Triple Gold Club hat es bei The great one nicht gereicht.