Was vom Denkmal übrig ist: die Pirschgänge auf dem Übungsplatz der US-Streitkräfte Foto: U.S. Army Garrison Stuttgart

Das 300 Jahre alte Bauwerk im Böblinger Wald soll im Sommer 2018 saniert werden. Die ziemlich einzigartigen Jagdanlagen verfallen seit Jahrzehnten. Die Stadt hat nun die Trägerschaft für das Projekt übernommen.

Böblingen - Laut der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) geht es um 100 000 Euro. Auf diese Summe schätzt der Eigentümer der Böblinger Pirschgänge die Kosten für deren Sanierung und Sicherung. Nun steht das Geld wohl bereit: Die Bima hat angekündigt, dass die Bauarbeiten für den Sommer 2018 geplant sind. Erst im Februar hat die Stadt Böblingen die Trägerschaft für das Projekt übernommen, um bei Bund und Land Fördermittel dafür einzusammeln. „Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind“, sagt die Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger noch etwas vorsichtig. Von dem Kulturdenkmal ist allerdings nicht mehr viel übrig: Herzog Carl Alexander ließ 1737 über eine Länge von mehr als 600 Metern Tunnel in den Stadtwald graben. Davon gelten nur 130 Meter als „sanierungsfähig“.

Offenbar ist es immer ums Geld geegangen

Offenbar ist es all die Jahre um das Geld gegangen: Voraussetzung für die Instandsetzung sei, dass die Gesamtfinanzierung sichergestellt ist, teilt Thorsten Grützner von der Pressestelle der Bundesanstalt mit. „Trotz der Bereitschaft der Beteiligten, eine Lösung zu finden, zogen sich die gemeinsamen Bemühungen hin, konnten aber schließlich zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden“, schreibt er in einer E-Mail. Er verweist auf die komplizierte Gemengelage durch die „völkerrechtlichen Verpflichtungen des Bundes“ sowie der US Streitkräfte, auf deren Truppenübungsplatz sich die Pirschgänge befinden. Mit der nun vorliegenden Lösung sei den gesetzlichen Rahmenbedingungen angemessen Rechnung getragen.

„Eigentümer und Besitzer von Kulturdenkmalen haben diese im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und pfleglich zu behandeln“, heißt es schließlich im Denkmalschutzgesetz von Baden-Württemberg. In die historische Jagdanlage ist zuletzt vor 30 Jahren Geld und Arbeit investiert worden – mit damals 30 000 Euro vom Hochbauamt und einem gemeinsamen Einsatz von Bundeswehr- und US-Soldaten. Das Technische Hilfswerk hat vor rund zwei Jahren Querbalken in den Pirschgängen angebracht, um deren Einsturz zu verhindern. „Es ist einfach schade“, sagt Rolf Gastel. Seit 15 Jahren weist der Biologe vom Naturschutzbund auf den Verfall des Bauwerks hin. „Es ist nicht irgendein Denkmal“, betont der 57-Jährige. Eine solche Anlage gebe es nur dreimal in Deutschland: Auch in Thüringen, wo zwei solche Bauten existieren, haben sich die Herrscher bei der Jagd durch Tunnel bewegt. Im Osten sind sie allerdings wesentlich besser erhalten.

Das finanzielle Risiko für den Heimatbund war zu hoch

Der Schwäbische Heimatbund hatte zwischenzeitlich ebenfalls einen Versuch gestartet, das Bauwerk wieder in Schuss zu bringen. Doch am Ende flossen zu wenig Spenden, und der Verein gab vor vier Jahren die Trägerschaft wieder ab. Schon damals hat die Bundesforstverwaltung die Kosten einer Restaurierung der Pirschgänge auf rund 200 000 Euro geschätzt. Die nun angekündigten Arbeiten klingen auch nicht nach einer umfassenden Wiederherstellung: „Die Planung geht von einer mindestens notwendigen Instandhaltungsmaßnahme mit möglichst geringem finanziellem Aufwand aus, welcher zwingend erforderlich ist, um die noch vorhandenen Pirschgänge dauerhaft zu sichern“, teilt Kai Fischer vom Staatlichen Hochbauamt in Reutlingen mit. Laut der Behörde, die für die Projektsteuerung zuständig ist, sollen im Sommer Mauerverfugungen ausgebessert werden, vom Einsturz gefährdete Stellen durch Abstützkonstruktionen gesichert und Ausbruchstellen durch einzelne Steine geschlossen werden. Einzig die Gedenktafel soll restauriert werden.

„Wir setzen darauf, dass wir Schritt für Schritt weiterkommen“, sagt Christine Kraayvanger. Die Übernahme der Trägerschaft durch die Stadt scheint den Durchbruch gebracht zu haben: Damit sei der „Weg zur Ausschöpfung der für den Erhalt von Denkmälern bestehenden, öffentlichen Fördermöglichkeiten“ eröffnet worden, sagt der Bima-Sprecher Grützner. Noch vor zwei Jahren hatte das Land Baden-Württemberg eine finanzielle Förderung abgelehnt. Der Sprecher des Finanz- und Wirtschaftsministeriums verwies damals auf das Prinzip „Eigentum verpflichtet“. Nun hat die Bima angeblich bereits „die erforderlichen Genehmigungen beantragt und wird schnellstmöglich die zuständige Landesbauverwaltung mit der Durchführung der Maßnahme beauftragen“.