In einer voll besetzten Kelter wurde am vergangenen Wochenende die Wiedereröffnung des historischen Gebäudes gefeiert. Foto: Annina Baur

Mit einem großen Fest ist am 10. und 11. Mai die Wiedereröffnung der frisch sanierten Kelter in Wangen gefeiert worden. Das historische Gebäude soll nun vielseitig genutzt werden.

Wangen - Am vergangenen Wochenende ist ein Wangener Wunsch wahr geworden: Nach rund eineinhalb Jahren Bauzeit wurde die sanierte, 300 Jahre alte Kelter mit einem zweitägigen Fest eingeweiht. „Es ist ein großer Tag für Wangen“, sagte die Bezirksvorsteherin Beate Dietrich, die mit einem strahlenden Gesicht den Festakt in der bis auf den letzten Platz besetzten neuen alten Kelter eröffnete.

Bis dahin war es ein weiter Weg: Es hatte sich nicht nur der Baustart verzögert, sondern es waren auch unerwartete Schwierigkeiten bei der Sanierung aufgetreten: „Wir haben zum Beispiel entdeckt, dass Fundamente fehlen oder zumindest nicht ausreichend groß waren“, nennt die Architektin Christine Beck eine von mehreren Überraschungen, welche die Arbeiten kompliziert gemacht hätten. Auch mussten die Fachwerke unerwarteterweise zum Teil saniert werden. Ganz bewusst habe man sich dabei für eine sichtbare Rekonstruktion entschieden und das neue Holz so hell belassen, wie es von Natur aus ist, anstatt nachzudunkeln. Neues und Modernes ins Alte zu integrieren war auch Ziel des Einsatzes moderner Materialien wie Glas und Stahl, die zum Beispiel beim Aufzug und der neuen Treppe verwendet wurden.

Der Wangener Bezirksbeirat tagt künftig in der Kelter

Die Treppe führt unter das Dach der Kelter, wo nicht nur neue, moderne sanitäre Anlagen, sondern auch ein Veranstaltungssaal entstanden sind. In dem Saal, der nach dem Erbauer der Kelter, Herzog Eberhard Ludwig, benannt ist, wird unter anderem künftig der Wangener Bezirksbeirat tagen, und es können dort Ehen geschlossen werden. Für insgesamt 3,86 Millionen Euro wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren außerdem eine Verteilküche und ein barrierefreier Zugang ins Dachgeschoss geschaffen sowie das Dach erneuert und gedämmt und die Grundschwelle und der Bodenbelag der Kelter erneuert.

„Das ist viel Geld und auch mehr als veranschlagt, doch es hat sich gelohnt“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn beim Festakt am vergangenen Samstag. Die Kelter sei Wangens Ortsmittelpunkt, und es sei wichtig, in den Stadtbezirken solche Orte des Lebens und der Begegnung zu schaffen und zu erhalten: In der Wangener Kelter wird es zum Beispiel auch nach der Sanierung Platz für Veranstaltungen und Vereine, den Wochenmarkt und andere Geschäfte sowie die Wärmestube geben.

Auch die Marktbeschicker haben einen neuen Platz gefunden

Nicht zuletzt sei das denkmalgeschützte Gebäude ein identitätsstiftendes Bauwerk für den Stadtbezirk, sagten Kuhn und Dietrich: So galt der Wangener Wein vor 300 Jahren als ausgezeichnet und wurde sogar bis an die Kaiserhöfe und nach Wien und Prag exportiert, sagte Kuhn in seiner Ansprache. Und wenn es auch ungewiss sei, ob der Rebensaft aus Wangen noch einmal derartige Bekanntheit erreichen werde – mit Sicherheit werde die Arbeit der Wengerter ebenso wie die der Marktbeschicker in Zukunft durch den neuen Boden und die Wärmedämmung ein wenig leichter und angenehmer von der Hand gehen.