Alkohol für unter 25-Jährige muss an Fasnet nicht sein: Narren in Rottweil heben freiwillig die Altersgrenze an, um Trinkgelage Jugendlicher einzudämmen. Foto: dpa

Fasnet und Alkohol – das ist für die meisten untrennbar miteinander verbunden. Jetzt schiebt ausgerechnet Rottweil, die Narren-Hochburg schlechthin, dem allzu wilden (Trink)-Treiben einen Riegel vor. Mit dem Hochsetzen der Altersgrenze für Bier, Schnaps und Wein auf 25 schafft die Fasnets-Hochburg ein einmaliges Verbot.

Rottweil/Stuttgart - Rottweil – das ist nicht nur die älteste Stadt Baden-Württembergs mit einer prächtigen Altstadt und einem stolzen Brauchtum. Rottweil hat auch ein gewaltiges Alkoholproblem. In der Vergangenheit führte die Stadt samt Landkreis immer wieder die landesweiten Komasäufer-Statistiken an. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die närrischen Tage, wo rund ums Schwarze Tor in der Innenstadt der Ausnahmezustand herrscht.

Vor zwei Jahren verzeichnete die Polizei bereits zur Mittagszeit die ersten Alkoholleichen. Minderjährige mussten vom Notarzt abtransportiert werden, in der Innenstadt kam es zu Sachbeschädigungen und Schlägereien. Allen war klar, dass es so nicht weitergehen kann. Also riefen Polizei, Stadt und Narrenzunft die Aktion „Alkohol erst ab 25“ins Leben: Rottweiler Einzelhändler – Supermärkte, Tankstellen und Kioske – verpflichten sich freiwillig, die Altersgrenze für den Kauf von Bier, Schnaps und Wein auf 25 Jahre heraufzusetzen. Mit dem Ergebnis, dass die 2012er Fasnet wesentlich „entspannter“ verlief, wie es die Polizei beschreibt. Zur diesjährigen Fasnet mit dem heutigen Auftakt soll die Aktion mit Ausnahme eines Discounters auf sämtliche Einzelhändler ausgeweitet werden.

„Wir sind voll davon überzeugt“, sagt Christoph Bechtold, Erster Narrenmeister der Narrenzunft Rottweil. Man wolle kein Spaßverderber sein und Rottweil nicht zur trockenen Zone machen. Aber die schlimmsten Auswüchse sollen bekämpft werden. Diese seien in der Vergangenheit meist am Schmotzigen Dunschtig zu beobachten gewesen, wenn Jugendliche sich nach der Schule mit billigem Alkohol aus dem Supermarkt eindeckten und die öffentlichen Plätze der Stadt zur Partyzone machten – mit allen negativen Auswüchsen. Am Rosenmontag, zum Höhepunkt der Fasnet, dem Narrensprung, sei das Alkoholproblem weit geringer, meint Bechtold.Trotzdem gilt die heraufgesetzte Altersgrenze für die ganze Zeit bis Faschingsdienstag. Kneipen und Gaststätten sind von der Regelung ausgenommen. Dort kommt es auch nicht zu den befürchteten Saufgelagen, zumindest nicht unter Jugendlichen. Die meisten Wirte gelten als verantwortungsbewussst.

Nur eine Tankstelle verschließt sich Verbot

Von anderen Orten sind keine Altersbeschränkungen außerhalb des Jugendschutzgesetzes bekannt – die USA einmal ausgenommen, wo in den meisten Staaten Alkohol erst ab 21 Jahren verkauft wird. Volker Gegg, Sprecher der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte (VSAN) weiß jedoch von anderen Restriktionen zur Fastnacht, die immer mehr um sich greifen würden. Etwa die eingeschränkte Abgabe von Spirituosen oder die Sperrstunde. „Alkohol erst ab 25 ist natürlich ein starkes Stück“, meint der VSAN-Sprecher. „Aber warum nicht: Wenn es erfolgreich ist? Fastnacht kann man auch ohne Alkohol feiern.“

Der Zunftmeister der Narrenzunft Stuttgart-Feuerbach, Moritz Paysan, hält die Rottweiler Idee ebenfalls für gut. Seiner Meinung nach hat die Trinkerei zur Fastnachtszeit überhand genommen. Paysan hat n seiner Zunft deshalb das Prinzip „Unter-der-Maske-kein-Alkohol“ geprägt. Erst nach dem Umzug dürfen die Gläser gehoben werden. In Weil der Stadt kann man der Rottweiler Aktion ebenfalls einiges abgewinnen. Michael Borger, Vorstand der Narrenzunft AHA, verweist auf ähnliche Regelungen in seiner Gemeinde. So gibt es die Abmachung, zur Fastnacht an Tankstellen und Discountern gar keinen Alkohol zu verkaufen. Nur eine Tankstelle würde sich dem Gebot verschließen.

Fernab der schwäbisch-alemannischen Hochburgen, in Köln, blickt man mit Erstaunen auf die prohibitionistischen Tendenzen im Süden. „Bei uns gibt es so etwas nicht und es ist auch nichts geplant“, sagt ein Sprecher der Stadt Köln. Das einzige Verbot, das in Köln zur Karnevalszeit herrsche, sei das Glasverbot. In die gesamte Altstadt und in weitere einschlägige Partyzonen dürfen keine Glasflaschen mitgebracht und kein Alkohol in Gläsern ausgeschenkt werden. Damit habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, so der Sprecher weiter.

Das wohl schärfste Alkoholverbot zur fünften Jahreszeit erlässt in diesem Jahr die Stadt Trier. Dort darf am heutigen Donnerstag auf sämtlichen Straßen und Plätzen der Innenstadt zwischen 9 und 19 Uhr überhaupt kein Alkohol getrunken werden. Bei der letzten Altweiberfastnacht mussten 60 Jugendliche wegen Alkoholvergiftung behandelt werden. Verstöße gegen das Trinkverbot will die Stadt mit bis zu 5000 Euro Geldbuße ahnden.