Der örtliche Einzelhandel leidet darunter, dass Kunden vermehrt in großen Einkaufszentren oder im Internet kaufen. Foto: dpa

Das Ladensterben macht auch vor Filderstadt nicht halt. Wobei die einzelnen Stadtteile unterschiedlich gut aufgestellt sind. Ein Online-Marktplatz soll helfen, die Kunden zurückzugewinnen.

Filderstadt - Bei einem Spaziergang an der Uhlbergstraße im Plattenhardter Ortszentrum fällt der Blick immer wieder auf Schaufenster ohne Waren. Die frühere Kelten-Apotheke steht leer. Gegenüber im Schuhhaus Breuning kündigt ein Schild Rabatte wegen des Totalräumungsverkaufs an. Im Schaufenster daneben, in dem bisher Schuhe standen, sind leere Regale zu sehen. Der Inhaber Hans Breuning hat vor 20 Jahren beschlossen, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen, wenn er 60 Jahre alt ist. Nun ist es so weit. Ein Stück weiter die Straße entlang steht noch ein Geschäft leer und in einem anderen hängt ein Schild: „Laden zu vermieten“.

Kunden wandern ab in große Einkaufszentren

Herbert Köhn, der Vorsitzende des Bunds der Selbständigen Bonlanden (BdS) und der Sprecher der BdS-Verbände in Filderstadt, gibt Auskunft zur Situation des Einzelhandels in der Stadt: „Der hat es derzeit schwer.“ Denn er leide darunter, dass Kunden in großen Einkaufszentren ihre Besorgungen machten oder sich Waren im Internet bestellten. Köhn sieht klare Vorteile beim inhabergeführten Einzelhandel: „Dort sind die Beratung und der Service ganz anders.“ Stammkunden wüssten das zu schätzen. Doch die würden älter, und jüngere Kunden würden anders denken.

Aus Köhns Sicht tut der Einzelhandel in den Stadtteilen mit verkaufsoffenen Sonntagen einiges für eine Verkaufsförderung. „Wir haben wenig Möglichkeiten, mehr zu machen.“ Köhn wünscht sich von der Stadtverwaltung ein Konzept zur Stärkung des Einzelhandels in der Gesamtstadt, das auch die Steigerung der Aufenthaltsqualität umfasst. Die Aufwertung von Bernhausen im Rahmen der Ortskernsanierung sieht er kritisch. „Wenn man das nicht mit einem Gesamtkonzept macht, hätte das Nachteile für den Einzelhandel in den anderen Stadtteilen.“

Schließende Schuhgeschäfte als Auslöser

Denn eines sei klar: „Wenn die Nahversorgung in den Stadtteilen wegfällt, kommt sie nie mehr.“ Denn das bedeute, dass Kunden woanders hinfahren, weil sie die Ware nicht mehr vor Ort bekommen und dort auch andere Produkte kaufen. Ein Auslöser könnten Schuhgeschäfte sein. „In Plattenhardt schließt Schuh Breuning, weil der Inhaber keinen Nachfolger gefunden hat. Das ist eines der letzten Schuhgeschäfte in Filderstadt.“ Vor fünf bis zehn Jahren habe es noch mehr gegeben. Ansonsten sei die Einzelhandelsstruktur in Filderstadt sehr unterschiedlich. In Harthausen gebe es kaum Einzelhandel. Ein positives Beispiel für eine funktionierende Einzelhandelsstruktur sei Bonlanden. „Dort gibt es im Zentrum den Supermarkt Rewe, Bäcker und Metzger. Das muss erhalten bleiben.“

Der Leiter des Referats für Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing Patrick Rapp hat eine Idee, wie man den Einzelhandel stärken kann: „ Wir arbeiten gerade mit Händlern an einem Online-Marktplatz für Filderstadt“, sagt er. Dieser könnte die Vorteile des klassischen Einzelhandels und des Internets verbinden. „Das könnte so aussehen, dass die Kunden über das Netz beim Händler in Filderstadt bestellen und dann die Ware im Laden abholen und dort erklärt bekommen.“ Ansonsten hält er ebenso wie Köhn die Stärkung der Aufenthaltsqualität für wichtig. Ein Einzelhandelskonzept gebe es bereits, das sei auch bekannt, sagt Rapp.

Zuwachs von Arbeitsplätzen

Doch auch wenn es in Teilen des Einzelhandels Probleme und mitunter Leerstand gibt, sei die generelle wirtschaftliche Entwicklung in Filderstadt sehr erfreulich, sagt der Wirtschaftsförderer. Dazu passt, dass Herma als größter Arbeitgeber gerade den Betriebsteil von Deizisau nach Filderstadt verlagert. „Auch das schafft hier Arbeitsplätze.“ Ein weiterer Zuwachs von Arbeitsplätzen werde im Gebiet Augenloch in Bernhausen entstehen, wo ein Classic-Car-Refugium für Oldtimer errichtet wird. Dort würden bald die alten Schätzchen repariert und untergestellt. Außerdem habe sich dort bereits eine Automeile für Neuwagen etabliert. Auf der anderen Seite der Echterdinger Straße in Bernhausen tut sich ebenfalls einiges. Denn dort entsteht das Filder-Airport-Areal. „Damit haben wir im vergangenen Jahr begonnen. Das ist ein guter Standort für die Industrie 4.0.“ Damit sind über das Internet kommunizierende Maschinen gemeint.

Positiv hat sich noch ein anderer Wirtschaftsbereich in der Stadt entwickelt: das Handwerk. „Dort läuft es gerade richtig gut. Die Zinsen sind niedrig, und es gibt einen Bauboom“, sagt Herbert Köhn. Das sieht auch Andreas Daumüller, der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Bernhausen so. Ihn freut, dass so viele einheimische Handwerker 2016 Aufträge von der Stadtverwaltung bekommen haben. „Das war schön, auch für die eigene Stadt zu arbeiten“, sagt Daumüller. Was dieses Jahr betrifft, seien die Handwerker zufrieden: „Es ist es sehr gut angelaufen.“