Fünf Millionen Diesel sollen mit neuer Software sauberer werden. Foto: dpa

Die deutschen Autohersteller haben auf dem Dieselgipfel in Berlin zugesagt, insgesamt rund fünf Millionen Dieselautos mit den Abgasgrenzwerten Euro 5 und Euro 6 freiwillig nachzurüsten. Eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft ist nun nicht weiter zum Abriss freigegeben. Das ist gut so, kommentiert Wolfgang Molitor.

Stuttgart - Nicht genug, nicht genug, rufen nach dem Dieselgipfel nun am lautesten diejenigen, die am liebsten alle Autos aus dem Stadtverkehr ziehen möchten, Großkonzerne per se für halbkriminelle Vereinigungen halten und für die eine weitestgehend industriefreie Luftreinhaltung Vorrang vor dem Erhalt von Zigtausenden Arbeitsplätzen hat.

Klar, dass ihnen das kommode Ergebnis des Berliner Spitzentreffens nicht reichen kann, weil es alle Beteiligten eben nicht auf ein Scherbengericht ankommen lassen wollten, sondern auf den Ausgleich wirtschaftlicher Interessen und den Einstieg in klar geregelte Umrüstungen setzten. Bundesregierung, Länder und Gewerkschaften haben in kluger Abwägung zwischen berechtigtem Ärger und klaren Verantwortlichkeiten der Versuchung widerstanden, eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft weiter zum Abriss freizugeben.

Die Konzerne haben damit die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen

Den Autoriesen ist klargemacht worden, dass sie für die Folgen ihres unverantwortlichen Tuns geradestehen müssen – auch wenn sie im Moment kostengünstig davonkommen. Dass sie bei der vereinbarten Software-Umrüstung finanziell besser abschneiden als bei einer komplizierteren Motorenumrüstung, ist dennoch kein Kompromiss-Makel. Mehr als fünf Millionen der in Deutschland gemeldeten 8,6 Millionen Diesel der Emissionsklasse Euro 5 und Euro 6 sollen bald weniger Schadstoffe ausstoßen. Ziel ist die durchschnittliche Stickoxidreduzierung von 25 bis 30 Prozent – ohne Nachteile für die Autobesitzer. Die Konzerne haben damit die Chance, Vertrauen zurückzugewinnen. Fahrverbote in Ballungsräumen sind damit auch in Stuttgart wohl vorerst vom Tisch. Weil manche sie aber als leuchtendes Ausstiegssignal aus der Diesel-Strategie gern wollen, dürfte der Streit über die Effizienz der beschlossenen Maßnahmen politisch und juristisch nicht weniger heftig als bisher weitergehen.

Immerhin: Der erste Schritt ist im Konsens gesetzt. Es wäre für den Standort, alle Beteiligten und in der Sache gut, wenn dieser Wille zur Verständigung trotz aller Differenzen bestehen bliebe.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de