Der Landrat Roland Bernhard begrüßt Katharina Kubacsek und ihrer Tochter Regina. als neue Staatsbürger im Kreis. Foto: factum/Granville

Die Zahl der Einbürgerungen im Landkreis steigt um elf Prozent. Vor allem Türken und Kosovaren wechseln die Staatsbürgerschaft.

Böblingen - Seit elf Jahren lebt Katharina Kubacsek Arino in Deutschland. Ein Mann aus dem Kreis Böblingen, in den sie sich verliebte, war der Grund dafür, dass die Mexikanerin mit ihrer damals neunjährigen Tochter Regina nach Herrenberg zog. Sie lernte Deutsch an der Volkshochschule und begann vor neun Jahren als Lehrerin an der Internationalen Schule in Sindelfingen zu arbeiten, wo sie noch heute Sport, Kunst und Theater unterrichtet. Mittlerweile ist sie geschieden und lebt seit zwei Jahren auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen.

„Ich bin hier zuhause. Heimweh nach Mexiko habe ich nicht“, sagt die 40-Jährige. Und so war für sie der Schritt, auch deutsche Staatsbürgerin zu werden, nur naheliegend. Bei einer Feierstunde diese Woche im Böblinger Landratsamt überreichte der Landrat Roland Bernhard Kubacsek und ihrer Tochter persönlich die Einbürgerungsurkunde.

Insgesamt 80 Neubürger aus 33 Herkunftsländern nahmen an der Feier teil. Sie stammten aus der Türkei, dem Kosovo und Guatemala. Aber auch etliche EU-Bürger gehören dazu. Deren Vorteil: Sie dürfen ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft behalten und werden mit der Einbürgerung zu Doppelstaatlern. Das geht für Zuwanderer aus Nicht-EU-Staaten nicht. Es sei denn, sie stammen wie Kubacsek aus einem Land, das die Rückgabe der Staatsbürgerschaft nicht akzeptiert. Das habe auch ihr die Entscheidung erleichtert, sagt die Deutsch-Mexikanerin. Ausschlaggebend aber sei für sie der Wunsch gewesen, auch bei Wahlen mitbestimmen zu dürfen. „Sonst hatte ich ja alle Rechte. Aber ich will auch mitbestimmen dürfen bei Dingen, die im Land und Kreis passieren, in dem ich lebe“, sagt Kubacsek.

Bekenntnis zu Grundgesetzen wird gefordert

Relativ kurz war das Einbürgerungsverfahren von Mutter und Tochter. „Vor einem Jahr habe ich den Antrag geholt. Eine Deutschprüfung musste ich nicht mehr machen, da ich alle Zertifikate hatte“ , sagt Katharina Kubacsek, die fließend Deutsch spricht. Länger dauert das Verfahren bei Ausländern, die bei ihrer Botschaft um Entlassung aus ihrer bisherigen Staatsangehörigkeit bitten müssen. Mindestens acht Jahre müssen Ausländer im Land leben, bevor sie Deutsche werden können und sie müssen unabhängig von Sozialhilfe sein. Bei der Einbürgerung müssen sie eine Loyalitätserklärung unterschreiben, sich zum deutschen Grundgesetz bekennen.

838 Ausländer sind im vergangenen Jahr im Kreis Böblingen eingebürgert worden. Das sind elf Prozent mehr als noch im Vorjahr. Der Landrat freut sich über den Zuwachs. Die Vielfalt der Menschen bringe das Land „gesellschaftlich und wirtschaftlich voran.“ Seit sieben Jahren würdigt die Verwaltung dies mit einer Feier.

Besonders beliebt ist der deutsche Pass bei Türken, nicht nur im Kreis Böblingen, sondern auch in Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis – allerdings nur, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung stehen Menschen aus dem Kosovo bei der Einbürgerung im Kreis Böblingen ganz vorne. Überall beobachten die Kommunen zudem in den vergangenen Monaten eine Zunahme von Anfragen britischer Staatsbürger. Der Böblinger Landrat führt dies auf die Abstimmung über einen Austritt Großbritanniens aus der EU zurück.

Insgesamt hätten in der Stadt Stuttgart seit der Jahrtausendwende 68 Briten den deutschen Pass erhalten, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien es bereits zwölf gewesen, sagt der Stadtsprecher Sven Matis. Ähnliches kann seine Böblinger Kollegin Wiebke Höfer vermelden: Erhielten im ersten Halbjahr 2015 vier Briten den deutschen Pass, sind es in diesem Jahr zwölf Neubürger aus dem Königreich.

Einbürgerung kostet 255 Euro

Kreis Böblingen
838 Menschen sind im vergangenen Jahr im Kreis Böblingen eingebürgert worden. Davon besaßen 160 zuvor die türkische Staatsbürgerschaft, 77 kamen aus dem Kosovo, 73 waren Griechen. Gerechnet an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung wurden 1, 2 Prozent der Türken Deutsche, aber 3,2 Prozent der Kosovaren.

Region
In Stuttgart wurden zwischen Juni 2015 und Mai 2016 1994 Personen eingebürgert. Für dieses Jahr rechnet die Stadt mit mehr als 2500 Anträgen. Im Rems-Murr-Kreis wurden im vergangenen Jahr 658 Personen Deutsche, dieses Jahr gab es bisher 317 Einbürgerungen.

Kosten
Die Gebühr für die Einbürgerung beträgt 255 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Entlassung aus der alten Staatsbürgerschaft, die zum Teil sehr hoch sind.