Bei Christa Tast wurde vor einem Jahr eingebrochen. Die Täter kamen über die Terrassentür. Im Video erklärt sie, wie sie damit umgegangen ist.

Vaihingen - Die Einbrecher kamen nach dem Kaffee. Gegen 18 Uhr saßen die Nachbarn noch im Garten nebenan und nippten an ihren Tassen, um 20 Uhr kamen andere Nachbarn nach Hause. Dazwischen hebelten die Täter an diesem Freitagabend ein Fenster auf, griffen nach innen und öffneten die Terrassentür. Niemand störte sie dabei. Christa Tast war mit ihrem Mann 200 Kilometer entfernt zum Wandern im Tannheimer Tal. „Als ich am Samstag den Anruf erhielt, dass bei uns eingebrochen worden sei, waren wir gerade auf einer Hütte. Und ich hab mich so geärgert, dass die meinen Urlaub kaputt gemacht haben“, sagt die Vaihingerin.

Im Sommer 2014 war das, und Tast steht an dieser Stelle stellvertretend für die Menschen aus 144 Vaihinger Wohnungen, in die im vergangenen Jahr eingebrochen wurde. Auf der Filderebene bis hinüber nach Sillenbuch gab es in diesem Zeitraum sogar 332 Wohnungseinbrüche, in Stuttgart insgesamt waren es 1656. Auch wenn die Einbrüche in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen haben, beruht die Statistik für Vaihingen auf einem Ausreißer. Jedenfalls deutet bislang nichts darauf hin, dass die Zahl erneut so hoch sein wird.

Betroffene gehen auf unterschiedliche Art damit um

Zum Glück hielt sich der Schaden bei den Tasts in Grenzen. „Die sind so dämlich gewesen und haben die echten Wertgegenstände gar nicht gefunden“, sagt sie. Mitgenommen hätten sie etwas Bargeld, Schmuck und einige Uhren ihres Mannes. Dafür haben sie vermutlich in nur wenigen Minuten ihre Wohnung praktisch auf den Kopf gestellt. Besonders auf den Kleiderschrank hatten es die Täter abgesehen, Hosen, Hemden, Socken und Unterwäsche verteilten sich anschließend im gesamten Schlafzimmer. Im Wohn- und im Esszimmer durchwühlten sie Schubladen und zogen Spielekisten aus den Regalen.

Betroffene gehen auf unterschiedliche Weise mit einem Einbruch um. Manche fühlen sich danach so unwohl und unsicher in ihrer Wohnung, dass sie ausziehen müssen. Andere rüsten auf und sichern ihre Wohnungen wie eine Festung. Der Eingriff in die geschützte Privatsphäre wiegt oft schwerer als der finanzielle Verlust.

Die Polizei bietet Opfern eine kostenlose Beratung an

Tast will sich ihr Leben in den eigenen vier Wänden nicht vermiesen lassen. „Ich habe deswegen keine Angst oder Ekel oder schlechte Träume“, sagt sie. „Ich bin nur froh, dass die den Laptop nicht mitgenommen haben.“ Denn auf dem Gerät waren viele Fotos. Und auch sonst haben die Täter Erinnerungsstücke ja nicht angefasst.

Trotzdem, auch sie befiel nach der Rückkehr aus dem Tannheimer Tal ein Tick, der ihr heute seltsam erscheint. Vor allem das Durchwühlen der Kleider habe sie getroffen. „Wir haben uns das Chaos angeguckt und dann zwei Tage lang aufgeräumt“, sagt sie. Die Klamotten landeten allesamt in der Waschmaschine, „auch wenn das vielleicht Wasserverschwendung war. Vielleicht war das meine Art, mich davon zu reinigen.“

Die Polizei bietet in solchen Fällen eine kostenlose Beratung an. Die Beamten kommen dann nach Hause und schauen sich die örtlichen Gegebenheiten an – die Türen, die Fenster. Die Beratung kann jeder in Anspruch nehmen, der sich gegen Einbrüche sichern will. Aber Menschen, bei denen gerade erst eingestiegen wurde, stehen in der Liste natürlich ganz oben. Die anderen müssen eben warten, bis die Experten von der Präventionsstelle Zeit haben.

Das Verhältnis hat sich in der Nachbarschaft geändert

Auch bei Tast klingelten wenige Tage später die Männer in Uniform. „Sie waren total hilfsbereit“, sagt die Frau aus Vaihingen. Einige ihrer Tipps setzte sie mit wenig Aufwand um. So hat sie von innen eine Stange vor dem Fenster zur Terrasse angebracht. Aufklappen geht nicht mehr, es muss schon eingeschlagen werden, was aber Lärm verursacht. Die Tür wurde so gesichert, dass sie sich nicht mehr leicht aufhebeln lässt. Und die Lampe hat sie mit einem Bewegungsmelder versehen.

„Ich habe auch mein Verhalten geändert“, sagt sie. Früher habe sie während des Joggens zum Beispiel die Terrassentür offengelassen. Und in der Nachbarschaft achten die Menschen jetzt auch mehr aufeinander; das Thema haben die Tasts offen angesprochen. „In unserer Straße hat sich dadurch einiges geändert.“