Mit einfachen Mitteln hebeln die Täter Fenster auf. Foto: dpa

Im Interview erzählen die beiden Polizisten Thomas Ulmer und Frank Burkhardt, warum die Zahl der Einbrüche auf der Filderebene zugenommen hat.

Filder - Der Kriminalhauptkommissar Frank Burkhardt ermittelt seit mehr als zehn Jahren bei Wohnungseinbrüchen. Sein Kollege Thomas Ulmer ist Pressesprecher bei der Stuttgarter Polizei. Beide erläutern die derzeitige Lage.

Die Zahl der Einbrüche steigt von Jahr zu Jahr an, auch auf der Filderebene. Warum?
Frank Burkhardt: Das liegt unter anderem an der Freizügigkeit innerhalb der EU. Wir stellen fest, dass wir überwiegend reisende Täter haben. Teilweise sind sie für mehrerer Jahre bei uns, um ihre Raubzüge zu begehen, teilweise sind es auch nur wenige Tage oder Wochen. Manche bleiben in Stuttgart. Manche bereisen die ganze Republik.
Wie kann man sich das vorstellen? Mieten sich die Täter eine Wohnung an?
Burkhardt: Wir hatten zum Beispiel den Fall der Ermittlungsgruppe Oscar. Die Bande hat sich von 2012 bis 2014 in einer Wohnung in Untertürkheim eingemietet, die ihnen ein Landsmann zur Verfügung gestellt hat. In wechselnder Besetzung haben sie mindestens 100 Einbrüche begangen.
Thomas Ulmer: Das Landeskriminalamt Bayern hat damals wegen eines anderen Falles in Stuttgart eine Hausdurchsuchung gemacht. Man klingelte dort, und dann sind plötzlich drei Bewohner geflüchtet. Sie wurden festgenommen, und in der Wohnung hat man allerlei Diebesgut gefunden.
War die Bande auch auf den Fildern?
Burkhardt: Ja.
 
 
Wo liegt derzeit der Schwerpunkt?
Burkhardt: Im Moment haben wir keinen Filderbezirk, der hervorsticht. Die Taten verteilen sich relativ gleichmäßig.
Aber 2014 war doch Vaihingen stark betroffen. Warum?
Burkhardt: Dort gibt es unter anderem viele gehobenere Wohngebiete. Zudem liegt Vaihingen verkehrsgünstig an der Autobahn und an der S-Bahn-Linie.
Das gilt aber auch für Plieningen.
Burkhardt: Plieningen geht in Richtung einer ländlichen Gegend, wo die soziale Kontrolle wesentlich besser ist und sich die Nachbarn kennen. Wenn dann dort Leute unterwegs sind, dann fallen die schneller auf. Degerloch und Möhringen sind da eher wie Vaihingen. Wobei es in manchen Gegenden von Degerloch hochgesicherte Villen gibt. Und so stark spezialisiert sind diese Täter nicht. Sie suchen die günstige Gelegenheit. Bei einer entsprechenden Sicherung werden sie abgeschreckt und unternehmen erst gar keinen Versuch.
In Sillenbuch gab es 2014 weniger Einbrüche als 2013. Wie passt das zusammen?
Burkhardt: Da dürfte sich die Bande der EG Oscar breit gemacht haben.
Sind die Fildern generell stark betroffen?
Burkhardt: In den letzten Jahren waren die Polizeireviere drei an der Gutenbergstraße und vier an der Balinger Straße immer erheblich mehr betroffen als andere Reviere in Stuttgart.
Und künftig?
Ulmer: Der Trend ist in Stuttgart derzeit rückläufig, aber wir wissen nicht, was in den nächsten fünf Monaten passiert. Einbrecher haben immer Saison, mal mehr, mal weniger. Aber die dunkle Jahreszeit ist für uns natürlich immer wieder ein Thema.
Wo liegt der Fokus der Einbrecher?
Burkhardt: Im Bereich der Mehrfamilienhäuser. Sie bieten den Vorteil, dass oft die Haustüren entweder nicht verschlossen sind oder nach einem Klingeln irgendjemand aufmacht. Sobald sich der Täter im Gebäudeinnern befindet, ist er vor neugierigen Blicken geschützt.
Lassen sich die Täter nicht davon abschrecken, dass der Nachbar nur wenige Meter weiter wohnt?
Burkhardt: Teilweise wird vorher geschaut, ob überhaupt Leute im Haus anwesend sind. Und sie sind so schnell, dass sich eine Tat nach fünf Minuten erledigt hat.
Woran sind die Täter interessiert?
Burkhardt: Überwiegend an Bargeld, Schmuck oder Elektronikartikeln wie Handys oder Tablets. Sachen, die sich leicht verstecken und transportieren lassen.
Ulmer: Die Täter gehen durch Wohngebiete, schauen sich die Häuser an, klingeln. Und wenn innerhalb kürzerster Zeit niemand aufmacht, brechen sie ein. Wir hatten viele Fälle, bei denen Bewohner nicht schnell genug reagiert haben und plötzlich steht dann ein Einbrecher in der Wohnung.
Ist das eine gefährliche Situation?
Burkhardt: Seit ich das mache, und das sind mehr als zehn Jahre, hat es in Stuttgart damit keine Probleme gegeben. Die Täter flüchten immer.
Schnell rein und wieder raus, und die Einbrecher nehmen Dinge mit, die sich kaum nachverfolgen lassen. Hat die Polizei überhaupt die Chance, solche Fälle aufzuklären?
Ulmer: Der Bürger muss der Polizei helfen. Wir können nur etwas machen, wenn wir wissen, dass etwas passiert ist oder dass jemandem etwas verdächtig vorkommt. Wenn ich sehe, dass beim Nachbar eingebrochen wird, brauchen wir den schnellen Hinweis am besten über 110.
Burkhardt: In letzter Zeit bekommen wir immer wieder mit, dass Leute erst nach zwei Stunden bei uns anrufen, nachdem sie einen Einbrecher überrascht haben. Davor haben sie mit Freunden oder sonst wem telefoniert. Aber je früher wir die Mitteilung bekommen, umso höher die Chance, dass wir ihn dingfest machen können.