Asiaten bewahren ihr Geld am liebsten zuhause auf - deshalb gerieten sie ins Visier der mutmaßlichen Diebe. Foto: dpa

Eine Einbrecherbande hat sich im vergangenen Jahr offenbar einen ganz speziellen Opferkreis ausgesucht: Asiatische Gewerbetreibende. Jetzt hat in Stuttgart der Prozess gegen die mutmaßlichen Diebe begonnen - mit einigen Überraschungen.

Stuttgart - Fünf Angeklagte müssen sich seit Donnerstag vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Sie sind unter anderem wegen gemeinschaftlichen schweren Bandendiebstahls in etwa 30 Fällen angeklagt. Zum Auftakt wird schnell klar, dass es sich hierbei weniger um eine Bande im eigentlichen Sinn, sondern um das Werk einer Großfamilie handeln dürfte.

Die Männer, darunter drei Brüder, sind zwischen 20 und 29 Jahre alt und lebten vor der Verhaftung im Mai 2014 bis auf eine Ausnahme als Angehörige einer ethnischen Minderheit in Serbien. Lediglich der älteste der drei Brüder spricht Deutsch. Zwei Dolmetscherinnen übersetzen, im kleinen Verhandlungssaal herrscht darum während des ganzen ersten Prozesstages ein Stimmengewirr. Die Angeklagten lauschen der Verlesung ohne sichtbare Regung.

Noch während der Staatsanwalt spricht, entsteht ein Unruhe im Saal: Die Eltern, zwei Geschwister der Brüder sowie eine Ehefrau und deren zweijährige Tochter treffen verspätet ein. Die fünf Männer freuen sich sichtlich, strahlen die Neuankömmlinge an und machen Zeichen – was ihnen aber von der Vorsitzenden Richterin untersagt wird: „Ich verstehe, dass Sie sich freuen, Ihre Verwandten zu sehen, da ist ein Lächeln in Ordnung. Handzeichen und Nicken sind aber nicht erlaubt.“

Asiaten bringen Geld nur ungern zur Bank

Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf Angeklagten vor, sich spätestens im Frühjahr 2014 zu einer Bande mit unbekannter Mitgliederzahl zusammengeschlossen zu haben, um in der Folge in Deutschland in Wohnungen vorwiegend von asiatischstämmigen Gewerbetreibenden einzubrechen. Der einfache Grund: Asiaten wird nachgesagt, dass sie ihr Geld häufig lieber daheim verwahren, als es zur Bank zu bringen.

Die mutmaßlichen Diebe sollen es dabei vor allem auf Geld und Schmuck abgesehen und Beute im von 30 000 bis 40 000 Euro gemacht zu haben. Tatort war in erster Linie Stuttgart, weitere Einbruchdiebstähle soll die Bande in Hamburg, Gießen und Frankfurt begangen haben. Zeitlicher Schwerpunkt der Taten waren April und Mai 2014, bis die mutmaßlichen Diebe am 14. Mai in einem Hotel in Bruchsal festgenommen wurden. Bei ihnen fanden die Polizisten Diebesgut sowie Einbruchswerkzeuge.

Die Aufgaben in der Gruppe waren laut Staatsanwaltschaft klar verteilt. Einer der Angeklagten soll für die Beschaffung von Telefonnummern und Adressen der Geschädigten zuständig gewesen sein. Nach einem erfolgreichen Diebstahl soll er die Beute abgeholt haben. Laut Anklage rief vor jedem Einbruch einer der Bandenmitglieder in der ausgespähten Wohnung an, um zu prüfen, ob jemand da war. Falls ja, habe man die Tat ausfallen lassen. Hier nimmt die Staatsanwaltschaft lediglich einen versuchten Diebstahl an. War die Wohnung jedoch unbewohnt, stiegen die vier anderen mutmaßlichen Einbrecher ein. In einigen Fällen gingen sie dennoch leer aus. Es waren weder Geld noch Wertgegenstände zu finden.

Keiner der Angeklagten will sich zu den Taten äußern. Der Prozess wird am 3. Februar mit den ersten Zeugen fortgesetzt, ein Urteil wird für den 24. Februar erwartet.