Das linke Schaufenster war das Ziel der Einbrecher. Wegen der Reparaturarbeiten fehlen in der Auslage aber mehr Uhren, als die Täter erbeutet haben. Foto: factum/Bach

Bereits fünf Mal seit dem Jahr 2004 ist der Ludwigsburger Juwelier Hunke das Ziel von Dieben: Diesmal brechen die Täter ein Loch in die Decke – und angeln sich teure Uhren aus der Auslage.

Ludwigsburg - Als Thomas Hunke am Montag sein Juweliergeschäft in der Kirchstraße öffnet, traut er seinen Augen kaum. Unbekannte Täter haben übers Wochenende ein Loch in die Decke gebrochen und acht oder neun wertvolle Uhren erbeutet. Der Schaden kann noch nicht beziffert werden. Das Geschäft ist bereits zum fünften Mal das Ziel gewesen, zuletzt im Jahr 2012. Damals gab es eine Serie von Diebstählen bei Juwelieren in der Region.

Der aktuelle Fall ist kurios und erinnert an Agentenfilme wie „Mission Impossible“. Wie die Polizei rekonstruierte, müssen die Täter das Schmuckgeschäft gründlich ausspioniert haben. Zwischen Samstag, 18 Uhr, und Montagmorgen sind sie über einen noch nicht bezogenen Erweiterungsbau in das Gebäude eingedrungen und haben dort die Tür zum ersten Stock aufgebrochen.

Direkt über einem Schaufenster brachen sie ein kleines Loch in die Decke. „Ein Mensch hätte da nicht durchgepasst“, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. Das war offenbar auch nicht das Ziel: Die Diebe angelten sich mit Stangen, Schnüren oder Greifwerkzeugen Uhren aus der Auslage.

Ein Schock für die Ladeninhaber

So unbemerkt, wie sie gekommen sind, verschwanden sie wieder über das Obergeschoss und den Anbau. „Wir sind schon erschrocken am Montagmorgen“, sagt der Inhaber Thomas Hunke, „das ist auch eine emotionale Belastung.“ Das Geschäft blieb aber geöffnet. Handwerker reparierten den Schaden schnell. Dazu musste ein Teil der Auslage vorübergehend ausgeräumt werden. „Die Sicherheitslücke ist jetzt auch geschlossen“, sagt Hunke. Die Decke werde verstärkt und elektronisch gesichert.

„Es ist ein ständiges Wettrüsten“, sagt der Juwelier. Die Sicherheit werde ständig verbessert, die Einbrecher suchten nach Schlupflöchern, die würden wiederum gestopft – und so weiter. Gegen allzu brachiale Gewalt gebe es zwar keinen absoluten Schutz, man tue aber alles Mögliche. Die Polizei sucht jetzt dringend nach Zeugen.

Dieser Einbruch komme wie aus heiterem Himmel, wie auch der Polizeisprecher Widenhorn schildert: „In diesem Jahr gab es noch keinen schweren Diebstahl bei einem Schmuckgeschäft.“ In den vergangenen beiden Jahren waren es jeweils fünf Fälle in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen, noch ein Jahr zuvor wurden 13 Fälle gezählt. Zwar sei die Aufklärungsquote mit 60 Prozent erstaunlich hoch, es gebe aber keine feste Tätergruppe. Organisierte Banden seien ebenso dabei wie Gelegenheitstäter, sagt Widenhorn.

Schmuckgeschäfte sind derzeit statistisch eher nicht im Visier von Dieben, teure Luxusautos in Wohngebieten sind das bevorzugte Ziel. Viele Fälle spielen in Stuttgart, in Gerlingen wurden Anfang des Jahres drei Porsche gestohlen, einer am Dienstag in Ditzingen. Bis vier rund vier Jahren gab es jedoch eine beispiellose Einbruchserie bei zahlreichen Schmuckgeschäftein der Region. Auch in Ludwigsburg gab es eine Häufung: Etwa beim Geschäft Sandkühler, unweit von Hunke. Damals fuhren die Täter mit einem Audi und einer Parkbank als Rammbock ins Schaufenster.

Serie von Blitzüberfällen in der Region

Bei Hunke gab es schon 2004 und 2005 solche Einbrüche mittels Auto. Im Jahr 2006 brachen die Täter gar mit einem gestohlenen Bagger von einer Baustelle in den Laden ein. Und beim Weihnachtsmarkt 2012 stürmten maskierte Täter mit einer Schusswaffe Hunkes Laden.

Im gleichen Jahr gab es etliche Überfälle in Stuttgart, Esslingen, Göppingen, 2014 auch in Marbach. Damals bilanzierte die Polizei in der Region rund 40 solcher Blitzüberfälle. „Die Aussicht auf scheinbar schnelle und große Beute ist wohl verlockend“, erklärt der Polizeisprecher Peter Widenhorn mögliche Motive.

Die Schmuckhändler verstärken die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend, bei Hunke ist seit Jahren ein Sicherheitsdienst aktiv, der auch in der Fußgängerzone Präsenz zeigt. Auch nach dem aktuellen Überfall, dessen Schaden über die Versicherung abgedeckt ist, will sich Hunke nicht verdrießen lassen: „Unser Geschäftsbetrieb ist nicht weiter beeinträchtigt.“