Nach langen Ermittlungen klickten am Ende die Handschellen Foto: dpa

Eine Serie von Wohnungseinbrüchen und Diebstählen mit Schwerpunkt auf den Fildern dürfte geklärt sein. Nach einer Razzia in mehreren Asylunterkünften und Wohnungen gingen neun Verdächtige einer Bande in Haft. Einer spielte offenbar die erste Geige.

Filderstadt - Gibt es selbst für Einbrecher keine Weihnachtspause? Diese Frage stellten sich viele auf den Fildern, als zwischen Heiligabend und dem zweiten Weihnachtsfeiertag Wohnungen in Filderstadt-Harthausen, Plattenhardt und Leinfelden-Echterdingen heimgesucht wurden. Schmuck und Bargeld für mehrere Tausend Euro verschwanden. Nur wenige Kilometer weiter, in einem Bürogebäude am Stuttgarter Flughafen, behielt eine Ermittlungsgruppe namens Terminal die Ruhe. Die sieben Ermittler waren bereits einer Gruppierung auf der Spur, die offenbar in wechselnder Besetzung unterwegs war.

Das verspätete Weihnachtsgeschenk an die Täter kam dann am Dienstag. 140 Beamte rückten aus: Neun Verdächtige, alle aus dem ehemaligen Jugoslawien, wurden bei einer Razzia in verschiedenen Unterkünften in Filderstadt und Stuttgart, aber auch in Tauberbischofsheim und fernab in Nordrhein-Westfalen dingfest gemacht. Bis Mittwoch hatte ein Richter gegen alle Haftbefehl erlassen. Die Ermittlungen gegen sechs weitere Verdächtige dauern noch an. Darunter sind zwei Frauen – eine soll für die Einbrecher die Chauffeurin gespielt haben.

Im Juli 2015 gingen die Beutezüge los

Der mutmaßliche Haupttäter wurde in einer Asylunterkunft in Filderstadt-Harthausen aufgespürt. Ein 26-jähriger Asylbewerber aus dem Kosovo, 2014 in die Bundesrepublik eingereist. Bei seinen mutmaßlichen Komplizen handelt es sich um Landsleute aus dem früheren Jugoslawien, mit unterschiedlichem Status: Geduldet, abgelehnt, abgeschoben und wieder eingereist, eingebürgert. Männer im Alter von 19 bis 59 Jahren. Wie konnte sich der 26-Jährige da zum Chef machen? „Es ist unklar, wie der Hauptverdächtige die anderen rekrutiert hat“, sagt Polizeisprecher Michael Schaal.

Nach Erkenntnissen der Ermittlungsgruppe Terminal ging es schon im Juli 2015 mit den Beutezügen los. Zunächst waren wertvolle Fahrräder im Visier, für die man bis nach Nürtingen und Kirchheim/Teck auf Beutezug ging. Dann änderte man das Geschäftsmodell ging auf Wohnungseinbrüche über. Dabei waren auch Firmen, Läden und ein Friedhofsgebäude betroffen. 22 Wohnungseinbrüche werden der Balkan-Bande bisher zugeordnet. Gut möglich, dass daraus auch mehr werden. Zahlreiche weitere Einbrüche könnten in das Schema passen.

Die Razzien in den Unterkünften, unter anderem im Filderstädter Stadtteil Sielmingen, brachten den Beamten aber auch ganz unerwartete Ermittlungserfolge. Bei der Aktion am Dienstagmorgen gingen auch fünf illegal nach Deutschland eingereiste Personen ins Netz. Bei einem wurde ein Rucksack voller Münzgeld gefunden. Geld, das aus einem Einbruch in eine Sportanlage in Bonlanden stammte. Der 24-jährige Kosovare hatte verfälschte Personalpapiere dabei. Beim Datenabgleich stolperten die Beamten über einen Zahlendreher im Geburtsdatum. Der Mann wurde vom Amtsgericht Bad Säckingen bereits wegen Einbrüchen mit Haftbefehl gesucht.

Diese Einbrecher gingen auch ins Netz

Die Aufklärungsquoten von Einbrüchen sind eher gering, meist unter 20 Prozent. In letzter Zeit ging dennoch mancher Eindringling in der Region ins Netz. Beispiele:

16. Januar: In eine Metzgerei in Bad Cannstatt wird eingebrochen, was die Inhaberin, die oberhalb der Geschäftsräume wohnt, aber rechtzeitig bemerkt. Die alarmierte Polizei nimmt einen 26-Jährigen aus der Nachbarschaft fest.

14. Januar: Eine Zeitungsausträgerin entdeckt in Backnang-Strümpfelbach (Rems-Murr-Kreis) einen Wohnungseinbruch. Die Polizei kann den Täter bei der Fahndung stellen: einen 29-Jährigen aus Litauen.

10. Januar: Ein Duo bricht in eine Bäckereifiliale in der Schulstraße in Stuttgart-Mitte ein. Die maskierten Täter werden aber von einem Passanten rechtzeitig bemerkt. Die Polizei nimmt zwei 18-Jährige, ein Deutscher und ein Bosnier, fest. Beide Heranwachsende sind bereits einschlägig polizeibekannt gewesen.

1. Januar: Ein Einbrecher schlägt in der Gutenbergstraße im Stuttgarter Westen ein Fenster ein und klettert in die betroffene Wohnung. Die Polizei umstellt das Gebäude und nimmt den Täter fest, der sich noch in einer Badewanne zu verstecken versuchte. Gegen den 24-jährigen Algerier wird Haftbefehl erlassen.

15. Dezember 2015: Die Polizei nimmt in Steinenbronn (Kreis Böblingen) ein Einbrecher-Trio fest. Die 26, 28 und 33 Jahre alten Täter aus Rumänien waren nach zwei Einbrüchen in einem Auto mit britischem Kennzeichen unterwegs.