Wolfgang Schäuble hat als Finanzminister der Kanzlerin den Rücken freigehalten. Foto: dpa

Kanzlerin Angela Merkel verliert im Kabinett ein Schwergewicht: Wolfgang Schäuble verlässt das Finanzministerium. Das ist nicht ohne Risiken.

Berlin - Dass Finanzminister Wolfgang Schäuble das Amt des Bundestagspräsidenten souverän ausfüllen wird, daran besteht kein Zweifel. Schäuble verfügt über Autorität und scharfe Rhetorik. Das sind gute Voraussetzungen, damit Parlamentsdebatten mit dem Einzug der Rechtspopulisten nicht aus dem Ruder laufen. Gleichwohl könnte Kanzlerin Angela Merkel Schäubles Wechsel noch bereuen. Denn der erfahrene Finanzminister steht auch für die Kompetenz der Union in der Haushalts- und Finanzpolitik. Wolfgang Schäuble hat nicht nur die Trendwende in der Haushaltspolitik eingeleitet. Er hielt Angela Merkel auch permanent den Rücken frei. Ohne sein Eintreten wären die schwierigen Debatten in der Union über Rettungspakete für Griechenland möglicherweise anders verlaufen.

An ihm kam niemand so leicht vorbei

Gerade auch in der Europolitik steht Schäuble für Berechenbarkeit. Immer wieder widersetzte er sich dem Versuch, die Haushaltsregeln in der EU aufzuweichen. Er konnte zwar nicht alles abwenden, doch an ihm kam niemand so leicht vorbei. Schäuble hält die Dinge zusammen. Es könnte sich bald zeigen, dass Ersatz nicht so leicht zu finden ist. Nach acht Jahren als Bundesfinanzminister ist es zwar Zeit für einen Wechsel. Doch Schäuble hinterlässt auch eine große Lücke. Das Land profitiert immer von einem starken Finanzminister.