Wolfgang Blümlein vom städtischen Vollzugsdienst fährt täglich Streife in Degerloch und Umgebung. Foto: Liviana Jansen

Täglich hat Wolfgang Blümlein vom städtischen Vollzugsdienst auf seiner Streife mit Müllsündern und uneinsichtigen Hundebesitzern zu tun. Auch eine entlaufene Vogelspinne hat er mal eingefangen.

Degerloch - Langsam steuert Wolfgang Blümlein vom städtischen Vollzugsdienst seinen Wagen über die schmalen Teerwege des Ramsbachtals. Seine Augen schweifen über die weitläufigen Wiesen: hier eine Frau mit Hund, dort zwei Frauen mit fünf Hunden. Schön sieht es aus, im Gassigeh-Mekka von Degerloch.

Doch das Idyll hat Risse. Immer wieder komme es zu Streitereien zwischen Landwirten und Hundebesitzern, sagt Blümlein. Ein schier unlösbares Problem, denn die Hunde dürfen hier frei laufen und die Wiesen sind landwirtschaftliche Nutzflächen, die während der Vegetationszeit von April bis September nicht betreten werden dürfen – auch nicht von Hunden. „Ein Problem sind die Stöcke, die Hunde auf die Wiesen schleppen. Wenn die beim Mähen in die Maschine kommen, ist die schnell mal kaputt“, erklärt Blümlein. Und natürlich der Hundekot. Der muss auch im Winter aufgesammelt und in einer der bereitstehenden Hundetoiletten entsorgt werden – doch „die Wenigsten halten sich dran“, wie der Vollzugsbeamte sagt. Kaum hat er zu Ende gesprochen, ertappt er auch schon ein Frauchen mit ihrem Wauwau auf wortwörtlich frischer Tat. Auf den Hundehaufen im Gras angesprochen, gibt sie zu, „jetzt keine Tüte dabei“ zu haben und verspricht, das Häufchen später zu entfernen. Blümlein lässt sie ziehen, argwöhnt aber: „Eigentlich müsste man dabei bleiben, bis der Kot entfernt ist.“ Oder gleich ein Bußgeld aufbrummen. Falsches Gassigehen kann teuer werden: 50 Euro werden fällig für einen verbotenerweise nicht angeleinten Hund, stolze 75 Euro kostet es, einen Hundehaufen einfach liegen zu lassen. „Unsere Erfolgsquote ist trotzdem gering“, sagt der 51-Jährige achselzuckend und lenkt sein Auto wieder auf die Straße.

Auch Tierkadaver entsorgt die Polizeibehörde

Seine nächste Station an diesem Tag ist ein Gebüsch neben dem Degerlocher Friedhof, in dem bis vor Kurzem eine Gruppe Südosteuropäer kampiert hat. „Nach einer Bürgerbeschwerde haben wir sie freundlich darauf hingewiesen, dass das in Deutschland nicht erlaubt ist“, erzählt Blümlein. Inzwischen ist das Gebüsch geräumt, der angefallene Abfall von der AWS entfernt. Auf der anderen Straßenseite steht ein Wohnwagen. Auch den nimmt Blümlein unter die Lupe. Längstens zwei Wochen am Stück darf ein solches Gefährt auf einer öffentlichen Straße stehen, dann muss er wegfahren. Die Kontrolle ist ebenfalls Aufgabe der Polizeibehörde. Seit 15 Jahren ist Blümlein dort im städtischen Vollzugsdienst, vorher war der gelernte KfZ-Schlosser in der Industrie tätig. Heute gehören Fahrzeugstilllegungen, Verkehrskontrollen, unerlaubt abgeladener Müll und der Tiernotdienst zu seinem Tagesgeschäft. Dieser nehme die meiste Zeit in Anspruch, sagt er. „Wir entsorgen Tierkadaver nach Wildunfällen oder fangen entlaufene Tiere wieder ein.“ Meist seien das Hunde oder Katzen, aber auch eine Vogelspinne habe er schon auf der Straße eingefangen.

Am meisten ärgert ihn der Müll

Richtig aufregen kann Blümlein sich über Leute, die ihren Müll einfach in den Wald werfen: „Autoreifen, Kühlschränke, auch schon ganze Renovierungen hatten wir da“, echauffiert er sich. So etwas sei in Deutschland einfach nicht notwendig, da gebe es andere Möglichkeiten.

Glücklicherweise ohne Müllfunde geht es nach einem kurzen Abstecher zu den Grillstellen im Wald, die wegen des trockenen Sommers gesperrt sind, weiter zur Universität Hohenheim. Hier, weiß Blümlein, wird immer wild auf Wiesen und am Feldrand geparkt. „Parken auf Grünanlagen heißt das“, erklärt er. Verboten aus Gründen des Umweltschutzes, Kostenpunkt 35 Euro – ein teurer Parkschein. Die Kollegen von der Verkehrsüberwachung waren schon da: Unter jedem Scheibenwischer klemmt fein säuberlich ein Knöllchen. Dann zückt Blümlein aber doch noch selbst den Block: An einem Auto fehlt die Umweltplakette. „So darf der selbstverständlich in Stuttgart nicht fahren“, sagt er und klemmt seinerseits einen Strafzettel unter das Wischerblatt.

Sehr viel mehr, erzählt er, sei in seinem Bezirk eigentlich nie los. „Die Leute hier draußen sind halt einfach zu anständig“, sagt er schmunzelnd. Drei Aufträge zur Fahrzeugstilllegung muss er an diesem Tag noch abarbeiten und in der Dienststelle den ungeliebten Papierkram erledigen – dann winkt der Feierabend.