Sag beim Abschied leise "Tschüss" - Oliver Martinez, Fan der Schauspielerin Heidi Kabel, schmückt vor dem Hamburger Michel, in dem die Trauerfeier für sein Idol stattfindet, sein altes Dreirad-Auto. Foto: dapd

Zur Trauerfeier im „Michel“ kamen viele Bewunderer, um sich von der Schauspielerin zu verabschieden.

Hamburg - Ein letztes Hamburger „Tschüss“ für Heidi Kabel: Mehrere hundert Menschen haben sich am Freitag in der St.Michaelis- Kirche von der beliebten Volksschauspielerin verabschiedet. Kabel starb am 15. Juni im Alter von 95 Jahren in einem Seniorenheim. Prominente aus Funk und Fernsehen, Politik und Gesellschaft erwiesen der „Hamburger Deern“ die letzte Ehre.

Uwe Friedrichsen und Jan Fedder nehmen Abschied

Darunter waren die Schauspieler Uwe Friedrichsen und Jan Fedder, die früheren „Tagesschau“-Sprecher Dagmar Berghoff und Wilhelm Wieben sowie Regisseur Detlev Buck. Die große Familie um Kabels Tochter, die Schauspielerin Heidi Mahler verabschiedete ihre Prinzipalin mit einem Kranz aus Rosen und Rittersporn, dessen Schleifen die plattdeutsche Aufschrift „Slaap goot, din Kinner“ trug.

Ein Ölgemälde erinnerte neben dem Sarg - mit roten und weißen Nelken geschmückt - an den Bühnenstar. Neben dem „Michel“-Chor und Orchester umrahmte der Kinderchor der Finkwarder Speeldeel die Trauerfeier. Sie verabschiedete die Grande Dame der Volksbühne mit dem Lied „In Hamburg sagt man Tschüss“.

Hanseatisch durch und durch

In den Ansprachen wurde das Bild einer Volksschauspielerin gezeichnet, die sich von Ruhm und Ehre nicht verbiegen ließ. „Sie war hanseatisch durch und durch“, sagte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Die ungeplante Theaterkarriere begann für Kabel 1932 an der damals „Niederdeutschen Bühne“, fünf Jahre später heiratete sie den Regisseur und späteren Leiter des Hauses, Hans Mahler. Sie bekamen drei Kinder, von denen Tochter Heidi in die Fußstapfen der Mutter trat.

"Große Menschendarstellerin"

Der Norddeutsche Rundfunk müsse die TV-Übertragungen mit Heidi Kabel noch heute wiederholen, weil das Publikum dies erwarte, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor. „Die Klassiker mit Heidi Kabel bleiben ein Stück Fernsehgeschichte.“ Der frühere Bürgermeister Henning Voscherau (SPD), ein Freund der Familie, würdigte die „große Menschendarstellerin“ als bescheiden gebliebenen Star. Auch Ohnsorg- Intendant Christian Seeler zollte der Kabel seine Wertschätzung. Ohnsorg und Heidi Kabel blieben untrennbar verbunden.

„Heidi Kabel - ein klingender Name. Was für ein Leben!“, resümierte der frühere „Michel“-Hauptpastor Helge Adolphsen. Kabel sei ein Herz für die Menschen geschenkt worden - „und das trug sie auf der Zunge.“ Jahrzehntelang war Heidi Kabel die populärste Schauspielerin des niederdeutschen Ohnsorg-Theaters, dessen Produktionen seit 1954 bundesweit im Fernsehen zu sehen waren. Sie stand in weit über 160 plattdeutschen Stücken auf der Bühne. Mit 84 Jahren zog sie sich 1998 zurück. Sie litt im Alter an Demenz und lebte in den vergangenen Jahren in einem Seniorenheim.