Die feinen Härchen des Eichenprozessionsspinners sind das Problem. Sie enthalten das Eiweiß Thaumetopein, dieses löst die Hautausschläge beim Menschen aus. Foto: dpa-Zentralbild

Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt bekämpft auch dieses Jahr wieder den Eichenprozessionsspinner. Dieser ist für den Menschen schädlich, es drohen Hautausschläge und Allergien.

Filder - Die kleinen schwarzgrünen Raupen mit den langen weißen Haaren sehen hübsch aus. Irgendwie flauschig, höchst exotisch und interessant. Aber wie so oft im Tierreich sind gerade die schillerndsten Exemplare die giftigsten und gefährlichsten. Beim Eichenprozessionsspinner sind es die feinen Härchen, die dem Menschen Probleme bereiten können. Sie enthalten das Eiweiß Thaumetopein und lösen Hautausschläge aus. „Und zwar deutlich intensiver als Brennnesseln“, sagt Hagen Dilling, der Leiter des städtischen Forstamts. „Man muss daher den Kontakt meiden so weit man kann.“

Auch in diesem Jahr hat das Garten-, Friedhofs- und Forstamt wieder eine Spezialfirma damit beauftragt, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Rund 2200 Eichen im Stadtgebiet sind präventiv mit einem Mittel besprüht worden. Mit 912 behandelten Exemplaren ist der Planungsbezirk Filder gesamtstädtisch gesehen überproportional vertreten. Das liegt schlicht daran, dass es dort eben viele Eichen gibt. Der Planungsbezirk des Forstamts umfasst allerdings nicht nur die Stadtbezirke, die im Verbreitungsgebiet der Filder-Zeitung liegen, Möhringen und Vaihingen, sondern reicht beispielsweise bis nach Plieningen. Dilling kann daher nicht genau sagen, wie viele Bäume im welchem Stadtbezirk betroffen sind. „Der Schwerpunkt liegt aber in Vaihingen und Rohr“, sagt er.

Gesprüht wird mit einem natürlichen Insektizid

Das Mittel, das im Zeitraum von Ende April bis Mitte Mai in die Kronen der Eichen gesprüht wurde, ist Neemöl beziehungsweise Niemöl. Das ist ein natürliches Insektizid, das aus den Samen des Niembaums gewonnen wird. Dieser wächst in tropischen Gefilden. Das Öl wird als wässrige Lösung oben auf die Krone gesprüht, sodass möglichst alle Blätter benetzt werden. „Die Raupe frisst diese und es bekommt ihr nicht“, sagt Dilling. Das Insektizid wirke nur auf die Sorte Schmetterlingsraupen, die zu diesem Zeitpunkt dort fressen. „Andere Tiere, die auf den Eichen leben, sind nicht betroffen.“ Denn die Sprühlösung verliere durch Sonneneinstrahlung mit der Zeit an Wirksamkeit. „Die Entwicklung der Raupen ist an die Entwicklung der Eichen gekoppelt“, erklärt Dilling. Die Schädlinge schlüpfen aus ihren Eiern sobald die Bäume austreiben, denn das frische Grün dient ihnen als Nahrung. „Wenn das Eichenblatt so groß ist wie ein Zwei-Euro-Stück, dann ist der optimale Zeitpunkt zum Sprühen“, veranschaulicht der Forstamtsleiter. In anderen Stadtbezirken Stuttgarts wie etwa Zuffenhausen oder Stammheim sei dies früher im Jahr der Fall als beispielsweise in Rohr. „Die Bäume auf der Rohrer Höhe sind am Schluss dran, sie stehen am höchsten Punkt“, sagt Dilling.

Dennoch aufgetretene Nester müssen abgesaugt werden

Manch Eichenprozessionsspinner entwickelt sich aber trotz dieser Behandlung. Aktuell sind die Mitarbeiter der vom Forstamt beauftragten Firma daher in ihren Schutzanzügen unterwegs, um dennoch aufgetretene Nester mit einem Sauger zu entfernen. „Beispielsweise am Riedsee in Möhringen sind welche aufgetreten“, sagt Dilling. In den vergangenen Jahren habe man zwischen 120 und 600 Gespinste entfernen müssen – je nach Witterung und Entwicklung der Tiere. „Wir gehen davon aus, dass es dieses Jahr ein gutes Jahr für den Eichenprozessionsspinner wird“, sagt Dilling. Dies könne man aufgrund ihrer Beobachtungen prognostizieren. Der Winter sei sehr mild gewesen – ideal für das wärmeliebende Tier.

Zwar habe es schon viel genützt, auf das präventive Spritzen umzustellen. Den Schädling komplett auszurotten, sei jedoch illusorisch, sagt der Forstamtsleiter. „Wir müssen uns auf dieses Tier einstellen und die Bevölkerung muss lernen, damit umzugehen.“ Soll heißen, die Menschen müssen in der Nähe von Eichen achtsam sein. Und sogar im weiteren Umfeld: Die feinen Härchen der Tiere können leicht brechen und vom Wind fortgetragen werden. Und: „Es kommt leider immer wieder vor, dass Menschen die Tiere genauer unter die Lupe nehmen wollen und in den Gespinsten herumstochern“, sagt Dilling. Definitiv eine schlechte Idee. „Es würde ja auch keiner nackig durch ein Brennnesselfeld laufen.“

Info
Wer mit den Härchen des Eichenprozessionsspinners in Kontakt gekommen ist, sollte möglichst schnell die Kleider wechseln, duschen und Haare waschen sowie auch die Kleidung waschen. Gegen den Juckreiz helfen Mittel, die man bei Insektenstichen verwendet. Sollte es zu stärkeren allergischen Reaktionen kommen, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen.

Kontakt
Hinweise auf befallene Eichen kann man bei beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt unter Telefon 2 16-8 89 13 abgeben.