Chris (li.) und Andreas Ehrlich Foto: Veranstalter

David Copperfield ist schuld. Er wollte Tricks der Brüder Chris und Andreas Ehrlich kaufen. Die Magiere sagten ab und dachten: Was der kann, können wir auch. Und traten fortan mit ihren Illusionen in den größten Hallen Deutschlands auf. Am Donnerstag sind sie in der Porsche-Arena.

Stuttgart - Chris Ehrlich, hier schneit es und ist saukalt. Können Sie mich an einen Strand teleportieren?
Gerne, wohin denn? Nach Mauritius? Auf die Seychellen, oder in die Karibik? Aber im Ernst, ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen: Für Wunder sind wir nicht zuständig, wir können halt nicht zaubern.
Schade. Dabei kommt es einem durchaus so vor. Bei „Verstehen Sie Spaß“ haben sie Zuschauer von der Bühne verschwinden und auf der Tribüne wieder auftauchen lassen.
Das haben wir Mitte November in der Sendung das erste Mal gezeigt. Da haben wir lange daran gearbeitet, und diese Nummer zeigen wir jetzt auch bei unseren Bühnenshows. Das ist eine jener technischen Illusionen, die zu unserem Markenzeichen geworden sind.
Sie machen also David Copperfield Konkurrenz?
Das haben Sie gesagt. Er ist mit Siegfried & Roy das Maß der Dinge bei den Illusionisten und ein Weltstar. Er war das Idol unserer Kindertage. Aber wir versuchen, unseren eigenen Weg zu gehen und entwickeln unser eigenes Format, eben die Ehrlich-Brothers, und unsere ureigenen Tricks.
Stimmt es, dass David Copperfield eine Ihrer Nummern kaufen wollte?
Ja. das stimmt wirklich. das Telefon hat geklingelt, die Rufnummer war unterdrückt. ich hebe ab und höre eine Stimme, die sagt: „Hello, this is David Copperfield . . .“
Und sie dachten, das ist ein Scherz.
Mein Bruder vermutete, das sei Oliver Pocher, der uns hochnehmen wollte. Doch es war wirklich Copperfield höchstpersönlich, er wollte zwei Illusionen von uns kaufen. Und die Summe brachte uns wirklich ins Grübeln.
Was haben Sie gemacht?
Gegrübelt. Und beschlossen, die Illusionen nicht zu verkaufen. Zu der Zeit traten wir vor allem bei Firmenveranstaltungen in Nordrhein-Westfalen auf. Dann haben wir uns gedacht, wenn David Copperfield unsere Illusionen will, können sie so schlecht nicht sein. Da zeigen wir sie doch lieber selbst. Und so haben wir uns entschieden, auf die großen Bühnen zu gehen.
Das erfordert Mut?
Die Veranstalter haben sich nicht gerade um uns gerissen, um es ganz vorsichtig zu sagen. Man hat uns bekundet, eine Zaubershow sei ein alter Hut und funktioniere niemals. Wir haben es trotzdem gewagt, mit unserer ganz eigenen Mischung aus großen Illusionen und Handzaubereien. Auf eigenes Risiko. Weil wir an uns geglaubt haben, weil die Zeit reif war. Bei uns ist das alles über die Jahre gewachsen.
Haben Sie auch mit dem Zauberkasten angefangen?
Ich weiß, das hört sich wie ein Klischee an, aber das stimmt wirklich. Als mein Bruder Andreas acht Jahre alt war, hat er einen Zauberkasten zu Weihnachten bekommen. Weil er es nicht erwarten konnte, hat er ihn schon vor der Bescherung im Schlafzimmerschrank meiner Eltern gefunden und die Tricks geübt. Was glauben Sie, wie verblüfft meine Eltern waren, als Andreas an Heiligabend die Tricks nahezu perfekt aufführte. Die dachten, er sei ein Wunderkind.
Heute kommen Sie mit einem Zauberkasten nicht mehr aus. Wie langen arbeiten Sie an einer Illusion?
In der Tat, die Zeiten sind vorbei, als sie mit einer Assistentin auf die Bühne gingen, ein bisschen mit Requisiten herumfuchtelten und eine Jungfrau durchsägten. Von der Idee bis zur Präsentation auf der Bühne dauert es gut ein Jahr. Da muss alles stimmen, der Ablauf, das Licht, der Ton. Wir arbeiten mit Statikern, Elektroingenieuren, Pyrotechnikern, Chemikern und anderen Fachleuten zusammen.
Bei so viel Technik, geht da nicht viel von der Magie verloren?
Natürlich muss es zauberhaft bleiben. Die Mischung macht es. Deshalb fahren wir nicht nur mit einer Harley aus einem I-Phone und verbiegen Schienen, sondern lassen es auch schneien und einen Baum aus einem Kern wachsen.
Und teleportieren Menschen. Tauchen die eigentlich alle wieder auf?
Bis jetzt schon. Sogar an einem Stück.