Fausto Kindl macht derzeit Foto: Wenke Böhm

Der 19-jährige Fausto Kindl engagiert sich seit zehn Jahren für den Quartiergarten Hasenspielplatz im Stuttgarter Westen. Er hegt und pflegt die Pflanzen und hat dafür gesorgt, dass dort Hühner leben. Für sein Engagement hat er die Ehrenmünze erhalten.

S-West - Fausto Kindl ist ein ungewöhnlicher junger Mann mit einem großen Herzen. Er liebt Blumen, vor allem bunte. Er liebt Tiere, besonders seine Sperlingspapageien. Und obwohl er erst 19 Jahre alt ist, engagiert er sich seit fast zehn Jahren ehrenamtlich im Hinterhof Hasenspielplatz. Dafür hat er die Ehrenmünze der Stadt Stuttgart erhalten.

Dass Fausto von Geburt an fast taub ist, merkt man ihm heute kaum an. Ein technisch aufwendiges Hörgerät mit Implantat im Ohr ermöglicht ihm, das meiste zu hören und normal zu sprechen. Und doch wäre sein Leben ohne das Handicap vielleicht anders verlaufen.

Sein Hobby zum Beruf gemacht

So jedenfalls entdeckt er früh seine Leidenschaft fürs Grüne. „Ich liebe alles, was lebt, die Natur, die Pflanzen.“ Und so entsteht auch schon früh sein Wunsch: „Ich möchte, dass der Hinterhof grün ist.“ Also fasst er selbst mit an, gräbt um, pflanzt und macht den Quartiersgarten nach und nach zu dem, was er heute ist. Er setzt sich auch dafür ein, dass dort Hühner leben.

Mittlerweile hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und absolviert in der Diakonie-Gärtnerei Hangweide in Rommelshausen eine Ausbildung. „Ich möchte nichts anderes machen“, sagt er, während sich Sperrlingspapagei Paulchen in Faustos Armbeuge kuschelt. Die Gärtnerei sei klasse, seine Kollegen auch. Anfangs sei es ihm etwas schwer gefallen, die Fachbegriffe richtig zu verstehen. Doch inzwischen laufe es sehr gut.

Der grüne Daumen ist eine Familiensache

Wenn alles glatt gehe, mache er im Juli 2015 seine Abschlussprüfung als Gärtner. Fausto Kindl träumt davon, dass er es irgendwann vielleicht bis zum Meister bringt. Der Beruf liege ihm im Blut: Die Oma, beide Opas und ein Onkel – sie alle hätten einen ausgeprägten grüne Daumen und eine großes Herz für die Natur.

Fausto liest selbst in seiner Freizeit Pflanzenbücher. „Die ganze Wohnung ist voller Keimlinge und Setzlinge“, sagt seine Mutter Claudia Kindl lachend. Sie alle sollen irgendwann in den Hinterhof kommen, sagt Fausto. Plötzlich beginnen seine Augen zu leuchten: „Oh, wir müssen so langsam die Beete umgraben“, erinnert sich der Blumenfreund und strahlt.

Brennnesseln gegen Vandalismus

Für andere Hobbys bleibt da wenig Zeit, manchmal trommelt er noch. Die afrikanische Djembe hat es ihm angetan. Hin und wieder ergreift das Fernweh von ihm Besitz. Dann träumt er sich nach Shanghai. Eine Verwandte lebt dort und hat ihn eingeladen. „Ich würde so gern für ein Jahr dahin fahren“, sagt der sonst so bodenständige junge Mann. Aber die Ausbildung habe für ihn oberste Priorität.

Die vielen Komplimente für den Hinterhof Hasenspielplatz freuen ihn sehr, und die Auszeichnung mit der Ehrenmünze habe ihn „stolz und glücklich“ gemacht, sagt der 19-Jährige. Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle hatte dem jungen Mann ein dickes Lob gezollt: Sein Beispiel zeige, dass man mit dem Ehrenamt schon ganz früh anfangen könne. Traurig wird Fausto allerdings, wenn die schönen Blumen im Hinterhof aus Absicht oder Ignoranz niedergetrampelt werden. Deshalb hat er sich eine List ersonnen. Lachend verrät er: „Ich habe Brennnesselsäulen gepflanzt.“