Ruth Junginger-Maier, Nina Ries, Daniela Rothkegel, Stephanie Erbach, Azad Ahmad und Sabine Vogler helfen in der Unterkunft in Echterdingen, wo sie können. Foto: Malte Klein

Zusammen leben ohne Grenzen. Das ist in diesem Jahr das Motto des Ehrenamtspreises Starke Helfer der Filder-Zeitung und der Stiftung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. In einer Serie stellen wir nun die elf Preisträger vor. Den Anfang macht der Freundeskreis LE für Kriegsflüchtlinge.

Echterdingen - Im Sommer 2015 hat Nina Ries ein Schlüsselerlebnis gehabt. „Als ich vom Urlaub in Österreich zurückgefahren bin, wurde der Zug in Rosenheim kontrolliert“, erinnert sich Ries. Sie wunderte sich. „Sie haben dann 100 Leute aus dem Zug geholt, die alle Flüchtlinge waren.“ In dem Moment wusste Ries, dass sie Menschen helfen möchte, die in Deutschland Schutz suchen.

Genau das hat die 39-Jährige gemacht. Gut ein Jahr später sitzt Ries im Hof der Echterdinger Flüchtlingsunterkunft und berichtet von ihrem Engagement im Freundeskreis LE für Kriegsflüchtlinge. Sie organisiert an Freitagen einen kulturellen Begegnungsabend im Neuen Markt in Leinfelden, an dem Flüchtlinge, aber auch Einheimische, Karten spielen und sich unterhalten. „Am Anfang waren die Bewohner unsicher, weil sie nicht wussten, was jetzt mit ihnen passiert“, sagt Daniela Rothkegel, die Vereinsvorsitzende, und ergänzt: „Jetzt nehmen sie sich direkt die Spiele.“

Syrer kann bereits Deutschkurs leiten

An diesem Abend sitzen neben Rothkegel und Ries weitere Teamleiter des Freundeskreises im Hof der Unterkunft. Stephanie Erbach kümmert sich um Geld- und Sachspenden. Sabine Vogler ist die Ansprechpartnerin für Sport und Freizeit, Azad Ahmad stammt aus Syrien und ist für die Integrationshilfe zuständig und die pensionierte Lehrerin Ruth Junginger-Maier für die Sprachangebote.

„Wir treffen uns zwei Mal die Woche in der Kirche in Oberaichen zum Deutschlernen“, sagt Junginger-Maier. Allerdings ist es kein Sprachunterricht im herkömmlichen Sinne. „Wir schauen, wer mit wem arbeiten will, und dann bilden wir Kleingruppen.“ Junginger-Maier sieht sich als Sprachbegleiterin. Wenn sie im Urlaub ist, muss der Kurs nicht etwa ausfallen. „Dann leitet Azad den Kurs“, sagt die 66-Jährige.

Flüchtlinge treiben Sport beim TSV Leinfelden und dem TV Echterdingen

Azad Ahmad lebt erst seit zehn Monaten in Echterdingen und ist so sprachbegabt, dass er einen Deutschkurs überspringen konnte. „Er hat sich einiges selbst beigebracht“, sagt Junginger-Maier. Ahmads Vorteil ist, dass er die lateinische Schrift schon konnte. Denn er ist Kurde. In seiner Heimat hat er Wirtschaftswissenschaften studiert, ist aber geflohen, bevor er seinen Abschluss machen konnte.

Einen ganz anderen Bereich der Hilfe deckt Sabine Vogler ab. Die 47-Jährige kümmert sich darum, dass die Flüchtlinge in Vereinen Sport treiben können. „Ich bin das Bindeglied zwischen den Flüchtlingen und den Vereinsleuten.“ Manche spielen beim TSV Leinfelden Fuß- oder Volleyball oder sind im Schwimmteam. Andere spielen beim TV Echterdingen Tischtennis. Vogler hat schon Pläne für die Zukunft: „Ich möchte eine Laufgruppe ins Leben rufen.“ Damit halten sich viele Flüchtlinge fit. „Läufer sind ja Individualisten. In der Gruppe geht es um den Teamgedanken.“

Verein kümmert sich nicht nur um Kriegsflüchtlinge

Daniela Rothkegel ist so etwas wie die gute Seele der Unterkunft in Echterdingen. „Wenn ich eine Nachricht bekomme und spüre, dass es einem Flüchtling nicht gut geht, fahre ich auch abends noch spontan ins Camp.“ Generell ist ihr wichtig, dass die Gruppe sich nicht nur um Kriegsflüchtlinge aus dem Irak, Syrien und Afghanistan kümmert, sondern auch um Menschen aus Ländern wie Tunesien und Algerien.

Die Frauen des Freundeskreises sind hoch motiviert. „Jetzt geht es erst richtig los“, sagt Vogler. Damit meint sie, dass Flüchtlinge in Wohnungen ziehen und für sie der Alltag beginnt. „Wir helfen ihnen dann, die Stromrechnung zu verstehen“, sagt Vogler. Für Nina Ries hat sich in dem einen Jahr etwas getan. „Wenn ich mit meinem Mann einkaufe, treffe ich oft Flüchtlinge, die mir zuwinken. Mein Mann sagt dann: ‚Wen Du alles kennst.’“