André Kooker hat in der Holzwerkstatt im Burgenlandzentrum alles, was man braucht, um kaputt gegangene Möbel oder auch Kinderspielzeuge zu reparieren. Foto: Georg Friedel

Den Service „Senioren helfen Senioren“ gibt es seit 35 Jahren. Seit 1984 konnte die ehrenamtliche Initiative Räume im Burgenlandzentrum kostenfrei nutzen, doch nun sucht der Dienst nach neuen Räumen.

Feuerbach - Schaukelt das Schaukelpferd nicht mehr, hat der Weihnachtsengel aus dem Erzgebirge einen gebrochenen Flügel oder das Postauto ein Rad verloren, dann sind die Fähigkeiten von Rainer Schulz oder André Kooker gefragt. Ihr Reich ist die kleine Holzwerkstatt im Untergeschoss des Burgenlandzentrums an der St. Pöltener Straße 29. Mit ihren goldenen Händen verhelfen sie manchem ausrangierten Möbelstück oder Spielzeug zu neuem Leben. Recycling im besten Sinne also. Das Schaffen können diese Senioren einfach nicht lassen. „Die Arbeit hält mich fit“, sagt der 82-jährige Kooker, der ursprünglich aus Surinam stammt.

Bei Helmut Möder ist es ähnlich. Er repariert im anderen Raum Elektrogeräte. Gerade hat er einen Herrn aus Gablenberg glücklich gemacht. Dieser hat seine 35 Jahre alten Bassboxen extra hier zum Seniorendienst ins Feuerbacher Burgenlandzentrum gebracht, um sie wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Für ihn ist heute schon Weihnachten. Nun darf er seine weiß lackierten Schätzchen wieder funktionstüchtig mit nach Hause nehmen: „Es ist bemerkenswert, was diese Herren hier leisten“, sagt er.

Der Service ist in erster Linie von Senioren für Senioren gedacht

30 Mitglieder hat der Seniorendienst, davon sind zehn aktiv tätig: „Wir haben Schreiner, Polsterer, einen Elektriker, einen PC-Doktor und zwei Außendienstler, die sich um kleinere Reparaturen und Servicearbeiten vor Ort kümmern“, sagt Seniorendienst-Sprecher Hermann Lenz. Die meisten haben das Berufsleben längst hinter sich gelassen, zwei Mitarbeiter sind bereits über 80 Jahre. „Zuletzt hatten wir allerdings einen jungen Syrer, zu dem wir über den Freundeskreis Flüchtlinge Feuerbach (FFF) Kontakt aufgenommen haben“, sagt Hans Dieter Beinkofer, der sich um die Buchführung beim Seniorendienst kümmert. „Das war ein Top-Polsterer. Wir haben ihn inzwischen an einen Raumausstatter vermittelt, bei dem er nun arbeitet und die Chance hat, seinen Gesellenbrief nachzumachen“, sagt Beinkofer. Weitere Kooperationen mit dem FFF sind zumindest angedacht.

Der Service sei zwar in erster Linie von Senioren für Senioren gedacht, aber auch an soziale Einrichtungen und finanziell schlecht gestellte Menschen richte sich das Angebot, berichtet Lenz: „Wir helfen öfters Menschen, die nicht so viel im Geldbeutel haben.“ Für die teilweise hochwertigen handwerklichen Tätigkeiten verlangen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nur eine Aufwandspauschale. „Ansonsten finanzieren wir uns über Spenden“, sagt Lenz.

Seniorendienst sucht stadtweit kleinere Räumlichkeiten

Bisher hat die Stadt dem Seniorendienst die Räumlichkeiten im Burgenlandzentrum praktisch kostenfrei zur Verfügung gestellt. „Diese Nutzungserlaubnis wurde vom Sozialamt Ende September 2008 gekündigt, da die Zuständigkeit für die Räume an das Liegenschaftsamt überging“, sagt Lenz. „Unser Verbleib in der Liegenschaft ist seither nur geduldet.“ Die marktübliche Miete pro Jahr könnte der Seniorendienst für die insgesamt 360 Quadratmeter große Fläche nie und nimmer zahlen. Deshalb bemüht sich der Seniorendienst nun in Absprache mit dem Sozialamt um eine andere Lösung: „Das Sozialamt stellt uns ab 2018 eine Dauerförderung in Aussicht.“ Allerdings sei diese finanzielle Förderung an bestimmte Rahmenbedingungen geknüpft: „Wir müssen uns neue und kleinere Räumlichkeiten für Werkstätten, Büro, Lager und auch einen Sozialraum suchen. Insgesamt soll die Fläche etwa 80 bis 90 Quadratmeter betragen“, sagt Lenz. „Ausdrücklich erwünscht ist dabei, dass wir Räume finden, die wir gemeinsam mit anderen Organisationen und Handwerkern nutzen, um sie bestmöglich auszunutzen.“ Die verschiedenen Werkstattbereiche für Holz und Elektronik müssten zudem voneinander getrennt sein. Auch ein barrierefreier Zugang zu den Räumlichkeiten sollte gewährleistet sein. Ende des kommenden Jahres läuft die Förderung aus. Bis dahin müsste der Umzug spätestens erfolgen. „Wir suchen also dringend geeignete Räume im Stadtgebiet, zur alleinigen oder gemeinsamen Nutzung mit anderen Einrichtungen“, sagt der Sprecher des Seniorendienstes.

Gespräch mit der Evangelischen Kirche im Januar

Aber auch die Hoffnung am alten Standort zu bleiben, haben die Mitarbeiter vom Seniorendienst noch nicht ganz aufgegeben. Im Januar soll es mit der Evangelischen Kirche Feuerbach ein Gespräch geben. Denn diese nützt den großen Raum mit Küche im Erdgeschoss regelmäßig und zahlt dafür auch eine Miete an den Seniorendienst. Die 3000 Euro pro Jahr werden direkt an die Stadt weiterleitet. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Wir wollen gemeinsam ausloten, ob und wenn ja, wie wir die Räume im Burgenlandzentrum besser ausnützen können“, sagt Lenz. Andernfalls müsste sich der Seniorendienst eine neue Heimat in Stuttgart suchen: „Nur wenn wir entsprechende Räume finden, können wir unsere Tätigkeit über 2017 hinaus fortsetzen“, sagt Lenz.