Johanna Schnaithmann bekommt das Bundesverdienstkreuz Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Stuttgarterin Johanna Schnaithmann wird von Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Neuen Schloss mit Verdienstorden ausgezeichnet

Stuttgart - Wer am Gemeinwohl interessiert ist, den ziert oft auch eine gewisse Bescheidenheit. Johanna Schnaithmann gehört dazu. „Sie hat es nie auf so eine Auszeichnung angelegt“, sagt ihr Mann Dieter (71). Johanna Schnaithmann (68) wird an diesem Samstag anlässlich des Internationalen Tags des Ehrenamts von Winfried Kretschmann im Neuen Schloss ausgezeichnet. Der Ministerpräsident überreicht ihr und 22 anderen Bürgern des Landes das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Es ist schwer zu sagen, wofür die Stuttgarterin den Orden eigentlich bekommt. „Sie macht einfach alles“, sagt ihr Mann. Tatsächlich ist seine Frau da, wo Not herrscht. Sie ist so etwas wie eine Multi-Ehrenamtliche. Flüchtlinge, Senioren, Kirche.

Kein Tag ohne eine gute Tat

Fast kein Tag vergeht ohne gute Tat. Heute hilft sie einer blinden Frau, morgen ist sie die gute Seele beim Seniorennachmittag oder hilft beim Besuchskreis der evangelischen Kirchengemeinde Rohracker/Frauenkopf/Hedelfingen. Und übermorgen verschönert sie den Hof einer Flüchtlingsunterkunft. So etwas macht Eindruck. Auch auf den Sozialamtsleiter Stefan Spatz. Ihn hat dieses Engagement überzeugt. Er hat unter anderen Johanna Schnaithmann für den Verdienstorden vorgeschlagen.

Den Orden nimmt sie zwar mit Freude entgegen, aber es ist genau so, wie ihr Mann sagt: „Ich brauche diese Auszeichnung nicht für mein Ego. Aber es freut mich, dass das Ehrenamt insgesamt gewürdigt wird.“ Außerdem hofft sie, dass ihre Geschichte Ansporn für andere ist, sich zu engagieren.

Ehrenamt kostet Zeit und Geld

Es muss ja nicht in dem Rahmen sein, den Johanna Schnaitmann ausfüllt. Was sie einbringt, ist außerordentlich. „Ich stecke nicht nur viel Zeit rein, sondern auch Geld.“ Sie spricht von 49 792 Euro, den ihr Freundeskreis Flüchtlinge Rohracker/Frauenkopf seit 1998 beschafft hat. Nicht mitgerechnet sind die Nebengeräusche. „Letzten Monat habe ich für 500 Euro Schulsachen für die Flüchtlingskinder gekauft.“ Damit „bereichert“ Johanna Schnaithmann ihr Leben.

Von was ihr Leben und ihr Menschenbild geprägt werden, fasst die Christin mit der Strophe des Lieds von Friedrich Karl Barth aus dem evangelischen Gesangbuch zusammen: „Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus.“ (EG 420)

„Dieses Lied war für mich der Grund, ehrenamtlich aktiv zu werden“, sagt Johanna Schnaithmann, „mein Antrieb ist, dass Fremden Freunde werden.“