Anfangs war das Holzgerlinger Ehepaar froh, dass ein Finanzberater die DSL-Bank vermittelt hatte – bis die Briefe begannen, sich zu stapeln. Foto: dpa

Ein Ehepaar aus dem Kreis Böblingen geht pleite, weil ein längst zugesagter Kredit nicht ausbezahlt wird; stattdessen fordert die Bank immer neue Unterlagen.

Böblingen - Vor Monika Hiebert (*Name von der Redaktion geändert) liegt ein Stapel Papier, so dick wie zwei Männerdaumen. Für sie sind die Briefe vor allem Zeugnis von „Nervereien, Ärger und auch Tränen“. Zu den Folgen des Schriftwechsels zählt, dass sie und ihr Mann Michael am Ende nicht einmal mehr ihre Stromrechnung bezahlen konnten.

Für Iris Laduch-Reichelt ist der Stapel Beleg dafür, „dass Banken immer schärfere Dokumentationspflichten auferlegt bekommen“. Wer einen Immobilienkredit beantragt, müsse damit rechnen, dass die Papiere einen Ordner füllen. Laduch-Reichelt ist Pressesprecherin der Postbank.

Der Briefwechsel begann mit einer für das Ehepaar Hiebert erfreulichen Botschaft. „Wir nehmen Ihren verbindlichen Antrag vom 9. März an und bestätigen Ihnen, dass der Darlehensvertrag rechtsgültig zustande gekommen ist.“ So teilte es die DSL-Bank mit, eine Tochter der Postbank. Die Hieberts wollten nicht nur einen Anschlusskredit für ihre Eigentumswohnung in Holzgerlingen (Kreis Böblingen). Sie wollten auch 12 000 Euro, um zu renovieren, überdies ihre Schulden bei einer Bank vereinen: das Darlehen für den Autokauf genauso wie das Minus auf dem Kreditkartenkonto. Alles in allem kamen 135 000 Euro zusammen. Am 30. Juni sollte das Geld überwiesen werden.

Ein Kernsatz, der sich wiederholt

Der Böblinger Postbank-Berater Ralf Schima hatte dem Ehepaar die DSL-Bank vermittelt. Als die Zusage kam, „waren wir auch froh und dachten, wir könnten uns zurücklehnen“, sagt Michael Hiebert. Sie selbst hatten keine Bank gefunden, die ihre Wünsche erfüllen wollte. Am 9. Mai kam ein zweites Mal Post von der DSL. Zunächst schien das Schreiben nur ein Ärgernis. Es war eine Mahnung, dass zur Auszahlung Unterlagen fehlen, vom Plan der Wohnung bis zum Grundbuchauszug. Alle geforderten Papiere „hatten wir längst eingereicht“, sagt Michael Hiebert. „Unser Berater hat uns sogar für unsere Mappe gelobt.“ Das Ehepaar schickte die Mappe noch einmal, diesmal per Mail.

Geholfen hat es nicht. Monika Hiebert beginnt, durch ihren Briefstapel zu blättern. „Wir konnten noch keinen Unterlageneingang feststellen.“ Dies ist der Kernsatz, der sich wiederholt. Mal wollte die Bank eine Teilungserklärung, mal einen Lageplan, mal erklärte sie einen Kontoauszug für veraltet, mal forderte sie 8,76 Euro Gebühr, mal mussten die Hieberts zur Post gehen, um sich dort bestätigen zu lassen, dass sie die Hieberts sind. Jeder neue Brief verhinderte aufs Neue, dass die DSL den längst zugesagten Kredit überwies.

Mehr Unterlagen geschickt als gefordert

„Ich habe das immer alles noch am gleichen Tag erledigt“, sagt Monika Hiebert. Sie war bei der Post, beim Notar, beim Grundbuchamt, bei der Hausverwaltung. Sie hat Briefe geschrieben, Mails verschickt und telefoniert. Faxprotokolle belegen, dass sie die gleichen Unterlagen bis zu viermal eingereicht hat.

Dann war der Juli verstrichen, der August angebrochen und das Ehepaar pleite. „In der Übergangsphase haben wir ja von keiner Bank mehr Geld bekommen“, sagt Michael Hiebert. Stattdessen mussten sie Mahngebühren zahlen, weil sie ihre alten Darlehen nicht mehr bedienen konnten. „Banken sind heute erpicht darauf, keinen Fehler zu machen.“ So sagt es Ralf Schima, jener Postbank-Vermittler der Hieberts. Warum die DSL-Bank allerdings Unterlagen immer wieder eingefordert hat, die längst eingereicht waren – „das entzieht sich auch meiner Kenntnis, die Geschichte muss die Bank intern klären“.

Ebendies hat Laduch-Reichelt versucht. Mit dem Ergebnis, „dass wir sauberer hätten formulieren müssen“. Einen der Briefe hätten die Hieberts missverstanden und mehr Unterlagen geschickt als gefordert. Ein anderes Mal habe auf einer Kopie ein Briefkopf gefehlt. Ansonsten, sagt die Postbank-Sprecherin, „sind wir den Kunden sogar entgegengekommen“. Ein Teil des Kredits sei trotz unvollständiger Papiere ausgezahlt worden. Dieser Teil war das Geld für das reine Immobiliendarlehen. Es ist hausintern verbucht worden. Ihren alten Darlehensvertrag hatten die Hieberts bei der Bausparkasse BHW. Sie gehört genauso wie die DSL zur Postbank.