Strom wird im Jahr 2013 wieder teurer. Foto: dpa

Früher als erwartet ist die Höhe der EEG-Umlage im Strompreis bekannt­geworden. Damit steht fest, wie viel die Verbraucher 2013 für die Förderung erneuerbarer Energien voraussichtlich zahlen werden. Es wird teuer.

Berlin/Stuttgart Der 15. Oktober ist Zahltag. Zu diesem Datum geben die vier Betreiber der deutschen Strom-Übertragungsnetze bekannt, wie viel Deutschland für den Ausbau von Solar-, Wasser- und Windkraft, Ökogas, Biomasse und Geothermie im kommenden Jahr voraussichtlich bezahlen muss. Wie auch im vergangenen Jahr ist die Höhe der sogenannten EEG-Umlage, die diese Kosten beinhaltet, auch dieses Jahr wieder etwas früher bekanntgeworden. Anbei die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Was kostet der Ausbau erneuerbarer Energien die Verbraucher?
2013 wird die sogenannte EEG-Umlage, über die der Ausbau erneuerbarer Energien finanziert wird, von aktuell 3,59 Cent je Kilowattstunde auf 5,27 Cent steigen. Das ist vorab aus Regierungskreisen bekanntgeworden. Der Aufschlag im Centbereich, den der Stromkunde über seine Rechnung bezahlt und auf den noch die Mehrwertsteuer aufgeschlagen wird, summiert sich je Haushalt allerdings auf handfeste Beträge. Für den durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden könnten die Förderkosten mit Mehrwertsteuer damit von 149,61 Euro auf 219,50 Euro steigen, errechnete das Vergleichsportal Toptarif. Damit zahlt ein Haushalt im Vergleich zum Vorjahr knapp 70 Euro mehr für den Ökoausbau. „In Summe wird der Ausbau erneuerbarer Energien die Verbraucher 2013 nach derzeitiger Datenlage rund 20 Milliarden Euro kosten“, sagte Holger Krawinkel, Energieexperte des Bundeszentrale-Verbraucherverbands (VZBV). Dieses Jahr sind es etwa 18 Milliarden Euro.

Warum ist die Umlage so hoch?
Die EEG-Umlage ist maßgeblich getrieben vom Boom der Fotovoltaik seit dem Jahr 2008. Damals begannen Hausbesitzer, Landwirte und Gewerbebetriebe, sich in großem Stil Fotovoltaikanlagen auf ihre Dächer zu bauen. Grund waren satte Vergütungen – also staatlich garantierte Abnahmepreise – für jede Kilowattstunde Sonnenstrom. Allein zwischen 2008 und 2011 wurden nach Daten der Bundesnetzagentur Solarpanele mit einer Leistung von knapp 19 Gigawatt – so viel wie 19 Kernkraftwerke – auf die Dächer montiert. Dieses Jahr könnte diese Zahl um weitere Gigawatt steigen.

Gibt es Fremdfaktoren, die die Ökokosten in die Höhe treiben?
Laut Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) geht nur knapp die Hälfte der jetzt bekanntgewordenen EEG-Umlage auf die reine Öko-Förderung zurück. Der Rest geht aufs Konto von Strompreisprivilegien von Unternehmen, Marktanreizprogrammen, Nachholeffekten wegen falscher Prognosen und sinkender Börsenpreise für Strom. Diese erhöhen aufgrund des komplizierten Fördermechanismus die Vergütungszahlungen für Ökostrom. Bei einer effizienten Organisation der Förderung könnten die Kosten für die Verbraucher laut BEE viel geringer sein.

Wie sieht die Zukunft aus?
Aufgrund der Energiewende wird sich Strom bis etwa 2022 verteuern. Nach VZBV-Berechnungen könnte die EEG-Umlage bis dahin auf den Maximalwert von 7,5 bis acht Cent ansteigen. Danach könnte es günstiger werden, und zwar weil die teure Fotovoltaikförderung, die für 20 Jahre gewährt wird, zurückgeht. Dann beginnen die jüngst stark reduzierten Fördersätze zu greifen. Beispiel: Bekam man als Häuslebauer um die Jahrtausendwende noch weit über 50 Cent je Kilowattstunde Solarstrom ausbezahlt, sind es aktuell nur noch maximal 19,5 Cent. „Die nächsten zehn Jahre werden die teuersten Jahre“, sagte VZBV-Experte Krawinkel.

Wer bezahlt die Ökokosten im Strompreis?
Eigentlich sollten alle Verbraucher – Haushalte wie Unternehmen – die Kosten tragen. Die Realität sieht aber anders aus. Vor allem 2011 hat sich die Wirtschaft erhebliche Ökorabatte im Strompreis erstritten. Insgesamt summieren sich die Strompreisvergünstigungen auf mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr. Einzelne Studien gehen sogar von deutlich über acht Milliarden Euro aus. Sie kommen zusammen, weil etwa 97.000 Firmen in Deutschland von der Stromsteuer, die umgangssprachlich auch Ökosteuer genannt wird, (teilweise) befreit sind, darunter auch Flughäfen, Brauereien, Steinbrüche oder Varietétheater wie der Berliner Friedrichstadtpalast. Dazu kommt, dass etwa 200 Betriebe – Tendenz stark steigend – nichts für die Benutzung der deutschen Stromtrassen bezahlen. Das dritte Industrieprivileg betrifft die jetzt bekanntgegebene EEG-Umlage. Seit 2011 können sich nicht nur energieintensive Betriebe, die im internationalen Wettbewerb stehen, sondern auch Mittelständler mit moderaten Stromverbräuchen von der bald 5,27 Cent schweren Abgabe zumindest teilweise befreien lassen. Ein harter Kern von rund 600 Großfirmen zahlt mit 0,05 Cent je Kilowattstunde fast nichts. Allein dieser Ökobonus schlägt mit 2,3 Milliarden Euro zu Buche. Die Kosten zahlen die Haushalte. „Weitere Befreiungsrunden sind nicht mehr vermittelbar“, sagte Verbraucherschützer Krawinkel. „Das geht an das Gerechtigkeitsempfinden.“

Wer ist für die Ökorabatte verantwortlich?
Mit dem Argument, die Wettbewerbsfähigkeit sei aufgrund steigender Strompreise in Gefahr, hat sich die Wirtschaft die Ausnahmen erkämpft. Es gibt aber auch das Gerücht, dass einige Rabatte – etwa die rund 440 Millionen Euro schwere Befreiung von den Stromnetzentgelten – von Lobbyisten und Ministerialen in die entsprechende Verordnung hineingeschrieben und später von den Parlamentariern in Berlin schlicht übersehen worden sind.

Wird Strom zum Luxusgut?
Stimmen in fast allen Parteien – von der CDU bis zur Linken – fordern aktuell eine Entlastung der Haushalte beim Strom, etwa durch eine Reduktion der Stromsteuer oder die Abschaffung der Industrieprivilegien. Das Problem ist, dass vor allem arme Haushalte wenig Mittel haben, ihren Verbrauch zu senken und sich Tarifsteigerungen zu entziehen. Für die Anschaffung effizienter Hausgeräte fehlt ihnen schlicht das Geld.