Früher als erwartet ist die Höhe der EEG-Umlage im Strompreis bekanntgeworden. Damit steht fest, wie viel die Verbraucher 2013 für die Förderung erneuerbarer Energien voraussichtlich zahlen werden. Es wird teuer.
Die EEG-Umlage ist maßgeblich getrieben vom Boom der Fotovoltaik seit dem Jahr 2008. Damals begannen Hausbesitzer, Landwirte und Gewerbebetriebe, sich in großem Stil Fotovoltaikanlagen auf ihre Dächer zu bauen. Grund waren satte Vergütungen – also staatlich garantierte Abnahmepreise – für jede Kilowattstunde Sonnenstrom. Allein zwischen 2008 und 2011 wurden nach Daten der Bundesnetzagentur Solarpanele mit einer Leistung von knapp 19 Gigawatt – so viel wie 19 Kernkraftwerke – auf die Dächer montiert. Dieses Jahr könnte diese Zahl um weitere Gigawatt steigen.
Aufgrund der Energiewende wird sich Strom bis etwa 2022 verteuern. Nach VZBV-Berechnungen könnte die EEG-Umlage bis dahin auf den Maximalwert von 7,5 bis acht Cent ansteigen. Danach könnte es günstiger werden, und zwar weil die teure Fotovoltaikförderung, die für 20 Jahre gewährt wird, zurückgeht. Dann beginnen die jüngst stark reduzierten Fördersätze zu greifen. Beispiel: Bekam man als Häuslebauer um die Jahrtausendwende noch weit über 50 Cent je Kilowattstunde Solarstrom ausbezahlt, sind es aktuell nur noch maximal 19,5 Cent. „Die nächsten zehn Jahre werden die teuersten Jahre“, sagte VZBV-Experte Krawinkel.
Eigentlich sollten alle Verbraucher – Haushalte wie Unternehmen – die Kosten tragen. Die Realität sieht aber anders aus. Vor allem 2011 hat sich die Wirtschaft erhebliche Ökorabatte im Strompreis erstritten. Insgesamt summieren sich die Strompreisvergünstigungen auf mindestens fünf Milliarden Euro pro Jahr. Einzelne Studien gehen sogar von deutlich über acht Milliarden Euro aus. Sie kommen zusammen, weil etwa 97.000 Firmen in Deutschland von der Stromsteuer, die umgangssprachlich auch Ökosteuer genannt wird, (teilweise) befreit sind, darunter auch Flughäfen, Brauereien, Steinbrüche oder Varietétheater wie der Berliner Friedrichstadtpalast. Dazu kommt, dass etwa 200 Betriebe – Tendenz stark steigend – nichts für die Benutzung der deutschen Stromtrassen bezahlen. Das dritte Industrieprivileg betrifft die jetzt bekanntgegebene EEG-Umlage. Seit 2011 können sich nicht nur energieintensive Betriebe, die im internationalen Wettbewerb stehen, sondern auch Mittelständler mit moderaten Stromverbräuchen von der bald 5,27 Cent schweren Abgabe zumindest teilweise befreien lassen. Ein harter Kern von rund 600 Großfirmen zahlt mit 0,05 Cent je Kilowattstunde fast nichts. Allein dieser Ökobonus schlägt mit 2,3 Milliarden Euro zu Buche. Die Kosten zahlen die Haushalte. „Weitere Befreiungsrunden sind nicht mehr vermittelbar“, sagte Verbraucherschützer Krawinkel. „Das geht an das Gerechtigkeitsempfinden.“
Mit dem Argument, die Wettbewerbsfähigkeit sei aufgrund steigender Strompreise in Gefahr, hat sich die Wirtschaft die Ausnahmen erkämpft. Es gibt aber auch das Gerücht, dass einige Rabatte – etwa die rund 440 Millionen Euro schwere Befreiung von den Stromnetzentgelten – von Lobbyisten und Ministerialen in die entsprechende Verordnung hineingeschrieben und später von den Parlamentariern in Berlin schlicht übersehen worden sind.
Stimmen in fast allen Parteien – von der CDU bis zur Linken – fordern aktuell eine Entlastung der Haushalte beim Strom, etwa durch eine Reduktion der Stromsteuer oder die Abschaffung der Industrieprivilegien. Das Problem ist, dass vor allem arme Haushalte wenig Mittel haben, ihren Verbrauch zu senken und sich Tarifsteigerungen zu entziehen. Für die Anschaffung effizienter Hausgeräte fehlt ihnen schlicht das Geld.