Simon Täuber stellt die Laptop-Taschen in verschiedenen Farben, Größen und Materialien in Handarbeit her Foto: Horst Rudel

Der Esslinger Existenzgründer Simon Täuber verkauft ein Produkt, das jung, hip und individuell ist. Dabei setzt der 23-Jährige auf traditionelle Werte wie handwerkliches Geschick und Qualitätsarbeit. Den Wandel der Märkte hat er trotzdem nicht verpasst.

Esslingen/Stuttgart - Folgt man dem Trend der letzten Jahre, hätte Simon Täubers Firma „Myleathersuit“ heißen müssen, wie „Mymüsli“ oder „Mycouchbox“. Also so, wie junge Gründerunternehmen, die individuelle Produkte versprechen, sich heute nennen. Aber seine Firma heißt Täuber Ledermanufaktur. Und verzichtet damit schon bei der Markenbildung darauf, dem Trend zu folgen. Täuber stellt mit seinem Ein-Mann-Betrieb Laptoptaschen aus Leder her. Das heißt, der Kunde teilt dem 23-Jährigen die Maße seines Laptops oder Tablets und Farb- und Materialwünsche mit, und Täuber schneidert ihm in seiner Werkstatt den Maßanzug. Die steifen Taschen sind einzigartig und sitzen wie eine zweite Haut. Aber reicht das, um sich in einer Gründerszene durchzusetzen, die sonst eher auf Internet- und Informationstechnologie setzt?

„Das kann gutgehen“, meint Ines Aufrecht, Leiterin der Wirtschaftsförderung Stuttgart, die seit Jahren junge Kreativ- und Innovationsunternehmen begleitet. Wenn Jungunternehmen scheitern, liege das meistens nicht daran, dass sie nicht modern genug sind, sondern daran, dass die Gründer ihre Hausaufgaben in betriebswirtschaftlichen Fragen nicht gemacht haben. Insgesamt sei die Zahl der Neugründungen leicht rückläufig. Ein Trend, der in der sogenannten Kreativwirtschaft nicht spürbar ist. Denn fast ein Viertel der 2013 neu gegründeten Unternehmen sind dort angesiedelt. Dazu gehören vor allem Jungunternehmer aus der Design-Branche, aber auch immer stärker Internet- und Informationstechnologieunternehmen. Täuber Ledermanufaktur gehört nicht direkt dazu. Aber sein Handwerksbetrieb zeigt, wie sich verschiedene Branchen insbesondere in Stuttgart gegenseitig befruchten können.

Crowdfunding soll beim Wachsen helfen

„Im Gegensatz zu Berlin haben zum Beispiel Werbeagenturen hier den Vorteil, dass viel Industrie ansässig ist“, sagt Aufrecht. Andersherum ist ein Unternehmer wie Täuber auf die Kreativbranche angewiesen. „Ich will auf meiner Internetseite Vorschau-Funktionen einbauen. Man soll die Maße seines Laptops eingeben und sich dann durch die verschiedenen Farben und Ledersorten klicken können“, sagt Täuber. Ein Job, den zum Beispiel eine Animationsfirma übernehmen könnte.

So weit ist es aber noch nicht. Seine Firma ist erst seit Januar 2014 angemeldet. Die Idee kam ihm für den Eigengebrauch: Von Haus aus handwerklich begabt, stellte er mit seiner ersten maßgeschneiderten Leder-Laptoptasche etwas her, was es nicht zu kaufen gab. „Ich wollte eine passgenaue Tasche für den Laptop“, sagt Täuber. In der Folge wurde er häufig darauf angesprochen, wo er seine Laptoptasche herhabe. Was ihn veranlasste, Profit aus seiner Idee zu schlagen.

Eine handgenähte Laptoptasche kostet bei ihm etwa 160 Euro. Für jede neue Größe stellt er eigens eine Form her, schneidet das Leder zu, färbt es, hängt es 24 Stunden zum Trocknen auf und behandelt es dann mit Wachs und Anzuglack. Qualitätsarbeit also.

Der Ein-Mann-Betrieb von Täuber befindet sich in einer 30-Quadratmeter-Werkstatt in Esslingen. Mittlerweile hat er sein Produktportfolio etwas erweitert. Neben Laptoptaschen produziert er Aktentaschen und Geldbeutel – selbstverständlich auch nach Wunschmaß. Aus Rinder-, Büffel- oder Pferdeleder, mit Teer oder pflanzlich gegerbt. Für einen flotteren Produktionsprozess will sich Täuber jetzt eine Industrienähmaschine anschaffen. Dafür hat er eine sogenannte Crowdfounding-Kampagne im Internet gestartet, mit der Täuber Unterstützer sucht. Er stellt sein Produkt auf einer Internetseite vor und wirbt um finanzielle Hilfe. Die Helfer bekommen zum Dank beispielsweise eine Laptoptasche. Crowdfounding ist heutzutage eine geläufige Methode, mit der sich Start-up-Unternehmen finanzieren, beobachtet auch Ines Aufrecht von der Wirtschaftsförderung.

„Ich will ein Unternehmen aufbauen, das auf einer persönlichen Schiene fährt und die Qualitätssiegel von Deutschland und insbesondere Baden-Württemberg transportiert“, sagt Täuber, der hauptberuflich als Produktmanager bei einem großen Automobilhersteller arbeitet. Sein Beruf könnte sich positiv auf die Erfolgschancen der Firma auswirken, denn Täuber kennt sich mit Geschäfts- und Produktionsprozessen aus.

So konservativ Täuber beim Markenimage tickt, so weltoffen ist er, was das Erschließen von Märkten angeht. „Ich glaube, dass die Laptoptaschen in Dänemark am besten ankommen. Dort ist Apple sehr beliebt, und man ist bereit, Geld für Designprodukte auszugeben“, sagt er.

Mit 23 Jahren ist Täuber ein jüngerer Gründer, laut einer Auswertung eines Gründerberaterbüros ist die Mehrheit der Gründer zwischen 30 und 39 Jahren. Dass sein Produkt sich nicht nahtlos in die Neugründungen anderer Jungunternehmer einreiht, stört ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil: Er ist stolz darauf, ein bodenständiger Schwabe zu sein.

Die Lederwaren sind im Internet unter taeuber-ledermanufaktur.com erhältlich.